Kopie einer Merkur-Statuette (Grabbeigabe in der römischen Nekropole "Am Furtweg" in Reinheim).
Die Ausstattung des 260 m von der Villa entfernt liegenden römischen Gräberfeldes ist typisch für die fortgeschrittene Kaiserzeit im nordgallisch-obergermanischen Raum. Zwischen dem 1. und 3. Jh. n. Chr. dominierte die Brandbestattung. Der Leichenbrand wurde in einem Keramikgefäß, in organischen Behältnissen (Holzkästchen oder Beutel) oder in einer Glasurne beigesetzt. Neben Kisten aus Sandstein dienten oftmals umgestülpte Amphoren oder andere Vorratsgefäße zum Schutz der sich darunter befindlichen Urnen. Nach keltischer Tradition wurden oft auch Schmuck, Arbeitsgeräte und diverse Gefäße mit ins Grab gegeben, wobei die Beigabenausstattung in Reinheim "Am Furtweg" recht schlicht gehalten ist. Wo oberirdische Grabdenkmäler fehlen, spiegelt diese Ausstattung in der Regel den gesellschaftlichen Status der Verstorbenen wider. Für die Bestatteten dieser Nekropole darf aufgrund der wenigen Beigaben vermutet werden, dass es sich um Bauern und möglicherweise deren Angestellten handelt, die in einem Pachtverhältnis zu den Herren von Reinheim standen.
Die dicht nebeneinander liegenden Urnengräber und Aschengruben sowie die Merkur-Statuette waren von dem ehemaligen römischen Begehungshorizont bis in den gewachsenen Kiesboden eingetieft und zu einem späteren Zeitpunkt in einem Zuge von einem heute ca. 75 m langen und ca. 11 m breiten Landhügel überdeckt worden, so dass sie etwa 1,25 m unter dem heutigen Bodenniveau lagen.
Neben einem runden Steinkistengrab sind in der Rekonstruktion weitere zwölf Keramikgefäße, von denen elf als Brandgräber dienten, und die Kopie der bronzenen Merkurstatuette ausgestellt (das Original befindet sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte des Saarlandes in Saarbrücken).
Eine schwärzliche rechteckige Verfärbung des Bodens von etwa 24 x 19 cm ist ein Beleg für ein vergangenes Behältnis aus organischem Material, wahrscheinlich Holz, in welchem sich die rückenlägige Merkur-Figur zum Zeitpunkt ihrer Grabbeigabe befunden hat. Die Statuette lag in West-Ost-Richtung mit dem Kopf im Westen und "Blick" nach Süden. Die 13,5 cm hohe Statuette ist nackt und in stehender Position dargestellt; der ursprünglich zugehörige Sockel fehlt. Als kennzeichnende göttliche Attribute wachsen ihr beidseitig aus den Locken des Kopfhaars kleine Flügel (Flügelkappe). In dem rechten, angewinkelt vom Körper weggestreckten Arm hält sie die Geldbörse (marsupium). Der Heroldstab (caduceus) mit den beiden verknoteten Schlangen, der in der linken Hand normalerweise senkrecht vor der Schulter getragen wird, scheint durch den Erddruck schräg nach oben über die Brust verlagert. Von der linken Schulter mit einer Scheibenfibel zusammengehalten, hängt der zusammengelegte Reisemantel (Schultermantel, Chlamys) über den Rücken, in einer Schlaufe den linken Unterarm umwickelnd, bis zu den Knien hinab. In seiner Erhaltung und Qualität der Darstellung ist der Merkur so vorzüglich, dass von einem klassischen griechischen Vorbild ausgegangen werden kann. Ein in der Nähe gefundener Silberdenar des Caracalla (198 - 217 n. Chr.), der aufgrund seiner Legende "ANTONIVS PIVS AVG" in der Zeit von 198 bis 209 n. Chr. geprägt worden sein muss, gibt zumindest den terminus post quem für den Zeitpunkt der Deponierung des Merkurs. Unter den Göttern wurde von den Kelten und Gallorömern am meisten Merkur, der Gott des Handels, des Reisens und der Erfinder der Künste, verehrt.
Bei dem ausgestellten Fundstück handelt es sich um eine Kopie (das Original befindet sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte des Saarlandes in Saarbrücken), bei den restlichen Objekten des Brandgräber-Ensembles um eine Dauerleihgabe der Staatlichen Altertümersammlung des Landesdenkmalamtes des Saarlandes.