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Kette

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0430
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Kette
weitere Objektbezeichnung:
Eisenkette am Stück mit Haken
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: L: 13 cm (Haken), L: 25 cm (Kette)

Beschreibung

Kette und Haken.

Der Haken besteht aus einem zweifach umgebogenen und an beiden Enden spitz zulaufenden Eisenstab. Er ist ca. 13 cm lang. Die hintere Schlinge stellt die Verbindung zur eisernen Kette dar. Diese besitzt noch neun länglich-ovale, ca. 4 cm lange Glieder und eine Länge von ca. 25 cm. Der Haken und die Kette wurden im Wirtschaftshof (pars rustica, Nebengebäude) der römischen Villa von Reinheim gefunden und stehen funktional im Zusammenhang mit den landwirtschaftlichen Aktivitäten, die ebendieser Bereich betrieb.
Die Eisenobjekte sind trotz starker Korrosionsspuren noch relativ gut erhalten bzw. gut zu erkennen. Sie lassen sich allerdings nur allgemein in die Römische Kaiserzeit bzw. die Nutzungszeit der Villa datieren (2. H. 1. Jh. bis 4. Jh. n. Chr.).

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 39-75
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013