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Fibel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0366
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Fibel
weitere Objektbezeichnung:
Fibel in Schuhform
Sachgruppe:
Kleidung (Zubehör, Fibeln)
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: L: 3,5 cm

Beschreibung

Figurenfibel in Schuh(sohlen)form.

Die Fibel wurde im Zuge der Ausgrabungen im Bereich der Villa rustica in Reinheim gefunden.

Wie alle emaillierten Fibeln in Form von Gegenständen (oder Tieren) ist auch das vorliegende Exemplar prinzipiell in einem "flachen Silhouettenstil" (Ettlinger, Typ 126) wiedergegeben - hierin gehört es jedoch zu der Untergruppe der Stücke, die als völlig flache Scheiben behandelt sind und Emaille-Einlagen besitzen, welche die ganze Scheibe ausfüllen. Die Grundplatte besitzt die Form eines Schuhs bzw. den Umriss einer Schuhsohle mit spitz zulaufender Schuhspitze und gerundeter Ferse. Darauf ist ein Zierblech mit umlaufendem Randsteg montiert, in das ursprünglich als Grubenschmelz grünes Email eingelassen war. Am Fersenende befindet sich eine kleine Öse; möglicherweise waren derartige Fibeln paarweise durch ein Kettchen verbunden. Die vorliegende Schuhsolenfibel ist mit einem Backenscharnier ausgestattet.
Das Objekt weist leichte Korrosionsspuren auf - die Emaille-Einlage fehlt. Ansonsten ist die Fibel mitsamt der Nadel und der Scharnierkonstruktion gut erhalten.
Nach Riha und Heynowski gehören Fibeln dieses Typs in das 2. bzw. ins frühe 3. Jh. n. Chr. Sie waren in den römischen Provinzen von England bis Pannonien verbreitet.
Die Fibel entspricht dem Typ Riha 7.25 (Figurenfibeln mit Emaileinlagen, Schuhsohlenfibel), Nr. 1751, 1752,1756; Heynowski, Typ 4.2.1.7 (Schuhsohlenfibel).

Bei Fibeln handelt es sich um Gewandspangen - mit ihnen wurden in der Antike Gewänder zusammengehalten. Sie gehörten sowohl bei Frauen als auch bei Männern zur alltäglichen Tracht und fanden dementsprechend allgemeine Verbreitung. Über ihre rein praktische Funktion hinaus waren sie in ihren stilistischen Ausformungen nach Typ und Aussehen wechselnden Modeerscheinungen unterworfen, weshalb sie sich sehr gut zur Datierung entsprechender Fundschichten und Fundzusammenhänge eignen.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013
Riha, Emilie: Die römischen Fibeln aus Augst und Kaiseraugst, 1979, S. 200-203, Abb. Tafel 66, Katalog Nr. 1727 (Form)
Heynowski, Ronald: Fibeln. erkennen - bestimmen - beschreiben (=Bestimmungsbuch der Archäologie, 1), Berlin - München: Deutscher Kunstverlag, 2012, S. 130f, Abb. Nr. 4.2.1.7