zurück

Grabplatte

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: 1338 (Spätmittelalter)
in: Wörschweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0881
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Material:
Technik:
gemeißelt
geglättet
Maße:
Gesamt: H: 15 cm, B: 88,3 cm, L: 111 cm

Beschreibung

Grabplatte aus hellrot-beigefarbenem Voltziensandstein. Nur noch die obere Hälfte ist erhalten. Im oberen Teil ist ein gedrückter Spitzbogen mit Maßwerk dargestellt. Die beiden Zwickel sind jeweils mit einer Rosette verziert. Unter dem Bogen ist die nur noch im oberen Teil erhaltene Darstellung von Symey, dem im Jahre 1338 verstorbenen Abt des Zisterzienserklosters Wörschweiler, zu sehen. Er trägt eine Mönchstonsur und ist in seine Ordenstracht gekleidet. Die Zisterziensermönche kleiden sich in eine weiße oder graue Tunika und einen schwarzen Überwurf (Skapulier) mit Gürtel (Zingulum). Das eigentliche Mönchsgewand, eine weiße Kukulle (durchgehendes Gewand mit langen, weiten Ärmeln und tütenartiger Kapuze), wird über diesem Alltagsgewand getragen.

Als Insignie seiner Amtswürde hält er in der linken Hand einen Abtstab, dessen Krümme in einer Blattranke ausläuft. In der rechten Hand hält er ein Buch mit Schließen.

Die umlaufende lateinische Inschrift ist in Kürzeln verfasst, die durch Punkte voneinander getrennt sind. Sie lautet:

[ABB]AS * LOCI * HUI(US) * REQ(UIESCAT) * I(N) * PACE / * AN(N)O * D(OMI)NI * M / * CCC * XXX * V * [III] * [- - -]

Übersetzung: "Der Abt dieses Ortes ruhe in Frieden, im Jahre des Herrn 1338 ..."

Die Inschrift ist in gotischen Majuskeln geschrieben (siehe Literatur: Kloos 1980, 129-132). Der Beginn dieser Schrift ist etwa um 1230 anzusetzen, als ältere, frühgotische Tendenzen einen gewissen Höhepunkt erreichen, so dass man von dieser Zeit an von einem neuen Schriftstil sprechen kann. Der Begriff "gotisch" ist dabei im Sinne der ausgebildeten Hochgotik zu verstehen. Ein wichtiges Merkmal des neuen Stils ist die Abschließung verschiedener offener Buchstaben (z. B. C, E) durch einen Abschlussstrich. Dies folgt der Tendenz, die Buchstabenformen der äußeren Kontur eines Quadrates oder Rechtecks anzupassen, so dass sie in sich selbst völlig abgeschlossen erscheinen. In den letzten zwei Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts stirbt die gotische Majuskel fast vollständig aus, sie wird von der gotischen Minuskel abgelöst.

Symey, Abt des Zisterzienserklosters Wörschweiler, ist durch eine Schriftquelle belegt: In einer Urkunde vom 12. Januar 1335 ist er als Mitsiegler aufgeführt (siehe Literatur: Neubauer 1921, 261).

Der östliche Teil des Kapitelsaals, in dem die Grabplatte gefunden wurde, war Äbten des Klosters als Bestattungsplatz vorbehalten.

Die Abtei Wörschweiler wurde von Graf Friedrich I. von Saarwerden und seiner Gemahlin Gertrud als Benediktinerkloster gegründet und mit Grundbesitz ausgestattet. Das Kloster, dessen Kirche im Jahre 1131 geweiht wurde, wurde von Mönchen aus Kloster Hornbach besiedelt, aber im Jahr 1171 von dem Zisterzienserkloster Villers-Bettnach in Lothringen übernommen und diesem als Tochterkloster unterstellt. Damit gehörte es der Filiation der Primarabtei Morimond an. Im Jahr 1558 wurde das Kloster durch den evangelisch gewordenen Herzog von Pfalz-Zweibrücken nach Niedergang im 15. und 16. Jahrhundert aufgehoben. Im Jahre 1614 brannten die Klostergebäude ab. Die Wirtschaftsbauten wurden seit 1662 wieder benutzt. Alfred Lilier, der damalige Besitzer des Klosterberges, ließ ab 1876 die Schuttmassen forträumen und die dabei aufgedeckten Grabplatten mit einer Ausnahme im Kreuzgang an der Kirchenmauer aufstellen. In den Jahren 1954 bis 1958 wurden archäologische Ausgrabungen im Kloster durchgeführt.

Literatur

Neubauer, Andreas: Regesten des Klosters Werschweiler (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins der Pfalz E.V.), Speier am Rhein, 1921, S. 261
Schmoll gen. Eisenwerth, Josef Adolf: Vorbericht über die Grabungen an der Ruine des Zisterzienserklosters Wörschweiler (= Saarbrücker Hefte, 1), Saarbrücken, 1955, S. 70-77, Abb. Nr. 52
Kolling, Alfons: Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, Homburg-Saarpfalz, 1993, S. 38, Abb. Tafel 5
Kloos, Rudolf M.: Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980
Verkehrsverein Homburg (Saar) (Hrsg.) / Historischer Verein Homburg (Hrsg.): Kloster Wörschweiler 1131-1981 (= Homburger Hefte), Homburg (Saar), 1981