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Grabplatte

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: 1452 (Spätmittelalter)
in: Wörschweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0879
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Stil:
Material:
Technik:
gemeißelt
geglättet
Maße:
Gesamt: H: 21 cm, B: 97,8 cm, L: 230,5 cm

Beschreibung

Grabplatte der Anastasia von Leiningen, Gräfin von Saarwerden (* ~ 1435, + 20. Oktober 1452), mit am Rande umlaufendem Schriftzug. Auf der Grabplatte befindet sich heraldisch rechts das Wappen der Grafen von Moers-Saarwerden, das aus dem saarwerdischen Doppeladler und dem Wappen mit Balken aus Moers zusammengesetzt ist. Heraldisch links ist das Wappen der Grafen von Leiningen dargestellt. Der innere Rand des Spruchbandes ist gesäumt von gotischen Spitzbogenmotiven. Die Platte besteht aus hellrot-beigefarbenem Voltziensandstein.

Die umlaufende lateinische Inschrift, die zum Teil in Kürzeln verfasst ist und deren Wörter durch kleine Kreise voneinander getrennt sind, lautet:

an(n)o * d(o)m(ini) * m * cccc * l [ii] / [virginum] // xi * mil(ium) * v(i)g(ilia) * obiit * generosa * d(omi)na * anasta/sia * de * linigen * et * comi/tissa * i(n) * sarwerden * c(u)i(us) * a(n)i(m)a * pauset * cu(m) * [- - -] // tis * am[en]

Übersetzung: "Im Jahre des Herrn 1452 an der Vigil der 11.000 Jungfrauen [= 20. Oktober] verschied die edle Herrin Anastasia von Leiningen und Gräfin in Saarwerden, deren Seele mit den [Erwählten / Glücklichen] (in Frieden) ruhen möge. Amen."

Der Text ist in gotischen Minuskeln geschrieben. Diese Schrift drang im Laufe des 14. Jahrhunderts in den Bereich der Inschriften ein, wo sie die gotische Majuskel bis zum Ende des Jahrhunderts nahezu vollständig ablöste (siehe Literatur: Kloos 1980, 129-132). Die gotische Minuskel hatte sich seit dem Ende des 11. Jahrhunderts aus der karolingischen Majuskel entwickelt und hatte sich von Nordfrankreich her im 12. Jahrhundert in Deutschland verbreitet. Im epigraphischen Bereich hielt sie sich hier bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts (siehe Literatur: Kloos 1980, 134-138). Die Buchstaben sind tief in den Stein eingeschnitten, sie waren ursprünglich mit Bronze eingelegt.

Anastasia wurde um 1435 geboren als Tochter des Grafen Emich von Leiningen und der Beatrix von Baden, einer Schwester des damals regierenden Markgrafen Jakob von Baden. Das Haus Leiningen war ein weitverzweigtes Grafengeschlecht aus dem pfälzischen Raum, das nach der Burg Leiningen (heute Burg Altleiningen im Lkr. Bad Dürkheim) im nordöstlichen Pfälzerwald benannt war. Um die Jahreswende 1447/48 heiratete Anastasia den Grafen Jakob I. von Moers-Saarwerden (~1424-1483). Dieser war der Sohn des Grafen Johann I., des Stammvaters der Linie Moers-Saarwerden. Die Ehe, die zwischen Jakob und ihrem Bruder, dem Grafen Schaffried von Leiningen, vereinbart worden war, währte nicht lange. Anastasia starb, wie ihre Grabplatte ausweist, am 20. Oktober 1452, nachdem sie ihrem Gatten einen Sohn und eine Tochter geboren hatte. Sie fand neben ihrem 1431 verstorbenen Schwiegervater im Kapitelsaal zu Wörschweiler ihre letzte Ruhe. Sie war damit die letzte Angehörige des moers-saarwerdischen Hauses, die nachweislich in der alten Zisterzienserabtei bestattet wurde.

Die Abtei Wörschweiler wurde von Graf Friedrich I. von Saarwerden und seiner Gemahlin Gertrud als Benediktinerkloster gegründet und mit Grundbesitz ausgestattet. Das Kloster, dessen Kirche im Jahre 1131 geweiht wurde, wurde von Mönchen aus Kloster Hornbach besiedelt, aber im Jahr 1171 von dem Zisterzienserkloster Villers-Bettnach in Lothringen übernommen und diesem als Tochterkloster unterstellt. Damit gehörte es der Filiation der Primarabtei Morimond an. Im Jahr 1558 wurde das Kloster durch den evangelisch gewordenen Herzog von Pfalz-Zweibrücken nach Niedergang im 15. und 16. Jahrhundert aufgehoben. Im Jahre 1614 brannten die Klostergebäude ab. Die Wirtschaftsbauten wurden seit 1662 wieder benutzt. Alfred Lilier, der damalige Besitzer des Klosterberges, ließ ab 1876 die Schuttmassen forträumen und die dabei aufgedeckten Grabplatten mit einer Ausnahme im Kreuzgang an der Kirchenmauer aufstellen. In den Jahren 1954 bis 1958 wurden archäologische Ausgrabungen im Kloster durchgeführt.

Literatur

Schmoll gen. Eisenwerth, Josef Adolf: Vorbericht über die Grabungen an der Ruine des Zisterzienserklosters Wörschweiler (= Saarbrücker Hefte, 1), Saarbrücken, 1955, S. 70-77, Abb. Nr. 51
Herrmann, Hans-Walter: Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre 1527. 1. Quellen (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, 1), Saarbrücken, 1957, S. 380f., Katalog Nr. Reg. 1037; 1068
Herrmann, Hans-Walter: Geschichte der Grafschaft Saarwerden bis zum Jahre 1527. 2. Darstellung (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, 1), Saarbrücken, 1959, S. 67
Hahn, Hermann: Die Grabsteine des Klosters Werschweiler (= Vierteljahresschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde, 28), Berlin, 1900, S. 1-152
Neubauer, Andreas: Regesten des Klosters Werschweiler (= Veröffentlichungen des Historischen Vereins der Pfalz E.V.), Speier am Rhein, 1921
Kloos, Rudolf M.: Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980
Verkehrsverein Homburg (Saar) (Hrsg.) / Historischer Verein Homburg (Hrsg.): Kloster Wörschweiler 1131-1981 (= Homburger Hefte), Homburg (Saar), 1981