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Phalere

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: Original: Herstellungszeitraum ca. 225-250, in Verwendung bis 275 n. Chr. (mittlere römische Kaiserzeit)
in: Schwarzenacker

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0193
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Phalere
Material:
Holz (Platte Kopie)
Gips (Phalere Kopie)
Bronze (Original)
Technik:
getrieben (Original)
gegossen
bemalt
geklebt
Maße:
Gesamt: D: 23,7 cm

Beschreibung

Kopie einer Bronzescheibe. Dargestellt ist der trojanische Prinz Ganymed. Über einem kleinen Körper sitzt ein überdimensionierter, keilförmiger Kopf. Die Augen sind weit aufgerissen, die Stirn gewölbt und breit. Der Lockenkranz ist schematisch dargestellt. In der linken Hand drückt er einen Hirtenstab an die Brust, in der rechten Hand entfällt ihm die Hirtenflöte. Sein Gewand flattert im Wind.

Auf dem Kopf trägt er eine phrygische Mütze, deren Zipfel unmittelbar in die Adlerfigur übergeht. Der Adler, dessen Kopf und Flügel dargestellt sind, umfasst den Jüngling mit seinen Krallen unter den Achseln und trägt ihn empor. Zwei Sturmgötter, deren Köpfe links und rechts des Jünglings im Profil zu sehen sind, blasen Aufwind. Rechts wendet ein Hund der Gruppe den Kopf zu und bellt.

Das Stück diente entweder als Schildbuckel eines Paradepferdes oder war als Zier- und Riemenverteilerscheibe (Phalere) an die Brust eines Streitrosses angehängt. Ein ähnliches Exemplar wurde im Legionslager Carnuntum in Österreich in einer Grube zusammen mit einem Schuppenpanzer gefunden (siehe Literatur: Garbsch 1978).

Als Heilszeichen galt Ganymed auch im privaten Bereich und symbolisierte die Hoffnung auf die Himmelfahrt der Seele. Auf Grabsteinen ist oft das Bild des nach oben Schwebenden dargestellt. Gott Jupiter gewährte seinem Mundschenk Ganymed das ewige Leben und einen Platz unter den Sternen. Deswegen ist nicht auszuschließen, dass die Scheibe in Zweitverwendung neben einer Jupiterfigur in einem Hausaltar stand.

Die Scheibe bestand im Original aus patiniertem Bronzeblech, Fehlstellen waren repariert. Die Kopie besteht aus bronzefarben bemaltem Gips, der auf eine scheibenförmige Holzplatte aufgeklebt wurde.

Literatur

Garbsch, Jochen: Römische Paraderüstungen (= Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, 30), München: Beck, 1978, S. 83, Abb. Tafel 41,1, Katalog Nr. R 3
Hildenbrand, Friedrich-Johann: Der römische Steinsaal des Historischen Museums der Pfalz zu Speyer, Speyer, 1911, S. 82, Abb. Nr. 6
Klumbach, Hans: Der Ganymed von Schwarzenacker (= Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 58), 1960, S. 82-91
Menzel, Heinz: Speyer (= Die römischen Bronzen aus Deutschland, I), 1960, Katalog Nr. 15
Kolling, Alfons: Ein römisches Freilichtmuseum. Projekt Schwarzenacker (= Homburger Hefte), Homburg, 1966, S. 18
Cüppers, Heinz / Gérald Collot / Alfons Kolling / Gérard Thill: Die Römer an Mosel und Saar. Zeugnisse der Römerzeit in Lothringen, in Luxemburg, im Raum Trier und im Saarland, Mainz, 1983, S. 240, Katalog Nr. 195,a
Kolling, Alfons: Funde aus der Römerstadt Schwarzenacker und ihrer nahen Umgebung. Bilder und Texte, Homburg, 1971, S. 56f.; 117f., Abb. Tafel 81-82; 124
Kolling, Alfons: Fundgeschichte des Kentaurenkopfes und der Ganymedscheibe aus dem römischen Schwarzenacker (= Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 91), 1993, S. 299-318