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Kentaurenkopf

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: Original: Mitte des 1. Jhdt. v. Chr. bis 275 n. Chr. (Römische Republik bis mittlere römische Kaiserzeit) (Original)
in: Schwarzenacker

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0194
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Kentaurenkopf
Ikonografie:
Material:
Kunstharz (Kopie Kopf)
Sandstein (Kopie Sockel)
Bronze (Original Kopf)
Silber (Original Kopf Augen)
Technik:
versilbert (Original Augen)
gegossen
geglättet (Podest)
Maße:
Gesamt: H: 14,8 cm (Kopf mit Ständer), L: 8 cm (Quader)

Beschreibung

Kopie eines Kentaurenkopfes, dessen Original sich im Museum von Speyer befindet. Das Original ist im Hohlgussverfahren hergestellt und war ursprünglich Teil einer Statue. Die Identifizierung als Kentaur erfolgte aufgrund der Pferdeohren. Die Augen wie die Zähne waren versilbert. Die Augen zeigen einen intensiven Blick, der Mund ist geöffnet, so dass die Zähne sichtbar sind. Haupthaar und Bart bestehen aus sorgfältig gearbeiteten, wilden Strähnen, die auf dem Hinterkopf wirbelförmig angeordnet sind. Die Kopie ist mit einem Ständer auf einen würfelförmigen Standsteinquader geklebt.

Die Kentauren sind Mischwesen der griechischen Sagenwelt, die meistens mit dem Kopf und den Schultern eines Mannes und dem Körper und den Beinen eines Pferdes dargestellt wurden. Sie galten als wild und lüstern und sollen von Ixion, dem König der Lapithen in Thessalien, und einer Wolke abstammen. Dieser hatte Hera auf den Rat des Zeus ihre Gestalt gegeben, als sie der betrunkene Ixion bei einem Gelage der Götter belästigte. Als Ixion das Trugbild "anstach", zeugte er damit entweder einen Bastard, den Kentauros, der sich später mit den Stuten des Magnesias paarte und damit die Kentauren schuf, oder aber die Kentauren entstanden direkt aus dieser Wolke, die den Namen Nephele bekam.

Nach den Untersuchungen von Klaus Kell zeigt der Kopf von Schwarzenacker Merkmale und Formelemente, die typisch für die römische Kunst sind, wie sie seit der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. voll ausgebildet waren. Bezüge ergeben sich zu einem früher entstandenen Faun aus Pompeji, der im Museum von Neapel zu sehen ist, sowie zur später entstandenen berühmten Laokoon-Gruppe im Vatikan. Es handelt sich also bei dem Kentaurenkopf um eine nachhellenistische Schöpfung, die um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nach typologischen Vorbildern aus hellenistischer Zeit (3.-2. Jahrhundert v. Chr.) entstand.

Literatur

Furtwängler, Adolf: Zwei Bronzen im Museum zu Speyer (= Bonner Jahrbücher, 93), 1892, Abb. Tafel 6
Lippold, Georg: Antike Meisterwerke aus der Pfalz (= Pfälzer Heimat, 1), Kaiserslautern, 1950, S. 33ff.
Menzel, Heinz: Römische Büstengewichte im Historischen Museum der Pfalz (= Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 58), Speyer, 1960, S. 61, Abb. Nr. 2
Kolling, Alfons: Funde aus der Römerstadt Schwarzenacker und ihrer nahen Umgebung. Bilder und Texte, Homburg, 1971, S. 53f., Abb. Tafel 69-70
Kolling, Alfons: Ein römisches Freilichtmuseum. Projekt Schwarzenacker (= Homburger Hefte), Homburg, 1966, S. 20
Kell, Klaus: Der Kentaurenkopf von Schwarzenacker (= Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend, 38/39), 1990/91, S. 13-17
Kolling, Alfons: Fundgeschichte des Kentaurenkopfes und der Ganymedscheibe aus dem römischen Schwarzenacker (= Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 91), 1993, S. 299-318
Kolling, Alfons: Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, Homburg-Saarpfalz, 1993, Abb. Tafel 84