zurück

Spruchbecher

Archäologiepark Römische Villa Borg


Herstellung: ca. 260-310 n. Chr. (mittlere bis späte römische Kaiserzeit)
in: Oberleuken

Merkmale

Inventarnummer:
AS-400
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Spruchbecher
Material:
Technik:
scheibengedreht
bemalt
oxydierend gebrannt
Maße:
Gesamt: H: 15,3 cm, D: cm (Bauch), D: 4,2 cm (Boden), H: 1,6 cm (Buchstaben), D: 5,6 cm (Mündung), B: 0,35 cm (Rand), B: 0,2 cm (Wandstärke)

Beschreibung

Leicht fragmentierter Becher, schmaler konkav gewölbter Boden, hocheiförmiger Gefäßkörper kontinuierlich in den Hals übergehend, gerundete Randlippe. Auf der Schulter und im Bereich unterhalb des maximalen Bauchdurchmessers läuft jeweils ein breites Band aus fünf breiten Riefen um. Auf der glatten Außenseite und der mit Drehspuren versehenen Innenseite des Gefäßes ist eine dunkelbraunschwarze, metallisch glänzende Engobe dünn aufgetragen. In der Zonen zwischen den Riefenbändern wurde auf der Engobe eine weiße, pastose Bemalung in Form von vier gleichmäßig angeordneten Rosetten aufgetragen. Diese Farbe ist stark abgeplatzt. Zwischen den Rosetten sind unterhalb der maximalen Bauchwölbung nur noch schwach Rankenornamente erkennbar. Oberhalb der maximalen Bauchwölbung ist ebenso schwach das Wort "DAT[E]" (Gebt [mir]!) erkennbar, wobei die einzelnen Buchstaben jeweils durch eine Rosette voneinander getrennt sind. Der dünnwandige Scherben ist hellorangefarben.

Nach der Einteilung von S. Künzl gehört das Gefäß zum Typ 6.1 ("Fassförmige Becher"), der den Gruppen II-IV angehört und damit etwa in die Zeit zwischen 260 und 310 n. Chr. datiert (siehe Literatur: Künzl 1997, 24; 296 Typentaf. 4,6.1). Solche Trinkbecher kamen aus Trier und Köln. Bei den Inschriften handelt es sich um Trinksprüche. Der römische Schriftsteller Petronius sagte: "Calda potio vestiarius est" (Ein warmer Trunk ist soviel wert wie ein Pelz).

Das Gefäß gehört zur so genannten Glanztonkeramik, in der älteren Literatur auch - technisch nicht korrekt - als Firnisware bezeichnet. Es handelt sich um Trink- und Tafelgeschirr, auf dessen Wandung ein feiner Glanztonüberzug aufgetragen wurde, der das Gefäß wie mit einer dünnen Haut überzog. Die Farbe der Engobe variiert im 1. Jahrhundert n. Chr. von rötlichgelb über rot bis braun. Ab spätflavischer Zeit wird der Glanzton dann braunschwarz und schließlich rein schwarz. Im späten 2. und im 3. Jahrhundert erhält ein Teil der Gefäße, die einen sehr dünnen Scherben besitzen können, einen metallischen Glanz. Nachdem zuerst gallische Töpfereien nach Vorbildern aus Italien die Glanztonkeramik hergestellt hatten, produzierten ab tiberischer Zeit Töpfereien der gesamten Rheinzone mit einem umfangreichen Absatzgebiet bis nach Britannien. Insbesondere schwarze Glanztonkeramik wird daher auch als "Rheinische Glanztonware" bezeichnet (Fischer 2001, 291f.).

Literatur

Künzl, Susanna: Die Trierer Spruchbecherkeramik. Dekorierte Schwarzfirniskeramik des 3. und 4.Jahrhunderts n. Chr. (= Trierer Zeitschrift Beiheft, 21), Trier, 1997
Fischer, Thomas: Keramik. Die römischen Provinzen. Einführung in ihre Archäologie, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2001