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Grabtafel

Stadtgeschichtliches Museum Ottweiler


Herstellung:
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2013SMO0009
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: H: 108 cm, B: 69,5 cm, T: 20 cm

Beschreibung

Grabtafel aus Sandstein in Zweitverwendung (Spolie). Inschrift (auf der ehem. unbearbeiteten Rückseite der Werksteins): 'Anno 1585 den 7. Decembris ist seelig entschlafen die ehrbare F Barbara M. (= Meister) Caspar Losen Hofbarbirers Hausfraw D.G.G.'. DerAnfang des Inschriftentextes läuft im Uhrzeigersinn von Oben links am Rand des hochrechteckigen Steins entlang und ist beidseitig durch eine gekerbte Linie eingefasst, von der Namensnennung der Verstorbenen an füllt er in sechs Spalten das gerahmte Mittelfeld. Im unteren Bereich befindet sich ein Wappenfeld und die Abkürzung D*G*G* (von oben nach unten). Die seit der Zweitverwendung zur Rückseite gewordene ursprüngliche Schauseite des Steins zeigt die Reste eines gotischen Blendmaßwerkfensters. Solche 'blinden' Fenster befanden sich zumeist dort, wo Gebäude an sakrale Bauten, etwa eine Kirche, angefügt waren und die Anlage eines richtigen Fensters deshalb nicht möglich war (um die Harmonie der Wandgliederung im Inneren des Sakralbaus nicht zu stören, wurden die fehlenden Fenster als Relief angedeutet). Der vorliegende Stein stammt ursprünglich vom gotischen Neubau (13. Jh.) des Klosters Neumünster auf dem Hahnenberg in Ottweiler. Gründung der Abtei als Kanoniker-/Chorherren-Stift St. Terentius um 865, Neugründung als Benediktinerinnenkloster im Jahre 1005 ('novum monasterium'), sukzessiver Neubau im 13. Jh. ('St. Terentius III'), teilweise Zerstörung 1553, Auflassung nach 1574/6 nach Einführung des Protestantismus. Die Wiederverwertung als Grabtafel auf dem angrenzenden, bis ins 19. Jh. Benutzten, Klosterfriedhof zeigt, dass das Kloster 1585 schon so beschädigt gewesen sein muss, dass Werksteine entnommen werden konnten. Vor ihrer musealen Ausstellung war die Grabplatte in einer Wand des Nebengebäudes des Anwesens Klosterstraße 10 in Ottweiler, also im unmittelbaren Bereichs des ehem. Klosters und seines Friedhofs, in Drittverwendung als großformatiger Werkstein hochrechteckig stehend (also in der Art der jetzigen musealen Präsentation) vermauert. Der 'Balbierer' Caspar Loß ist urkundlich in anderen Quellen der Grafenzeit Ottweilers erwähnt, bspw. Im Schuldenbuch des Grafen Albrecht von 1594 (hierin verlangt er seinen ausstehenden jährlichen Lohn für das Vorjahr 1593).

Literatur

Schmidt, Walther / Schmidt, Friedrich: Geschichte der Stadt und Grafschaft (Herrschaft) Ottweiler, Ottweiler 1909.

Pöhlmann, Carl: Die älteste Geschichte des Bliesgaus. II. Teil: Die christliche Kirche im Bliesgau, Speier 1953, S. 89-94.

Zimmermann, Walther: Die Kunstdenkmäler der Kreise Ottweiler und Saarlouis, Verein für Denkmalpflege im Saarland 1976.

Bettinger, Dieter Robert: Ottweiler in Vergangenheit und Gegenwart, Ottweiler 2000, S. 5, 38ff..