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Backmodel

Saarländisches Bäckereimuseum


Herstellung: 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Merkmale

Inventarnummer:
2008SBM0394
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Backmodel
weitere Objektbezeichnung:
Springerleform
Material:
Maße:
Gesamt: H: 9,5 cm, B: 5,8 cm, T: 1,5 cm

Beschreibung

Kleiner, rechteckiger Model aus Holz für Kinder zum Backen von Springerle (traditionelle Anis-Weihnachtsplätzchen); mit zwölf Motiven in rechteckigen, einfach gerahmten Feldern, in Dreiergruppen angeordnet in vier Reihen: in der oberen Reihe links ein Anker vor einem dünnen Zweig, in der Mitte eine Glocke, umrahmt von zwei Zweigen links und rechts sowie einer Schleife oben, rechts eine Frauenbüste im Profil nach links, mit Knollennase, Mütze und Halsschleife; in der zweiten Reihe links ein Reh mit aufgerichtetem Kopf nach rechts, auf einer etwas gewellten Standfläche, in der Mitte ein Zweig mit Weintrauben, rechts ein aufgerichteter Hase nach links; in der dritten Reihe links ein Rabe vor einer dreiblättrigen Pflanze auf einer etwas gewellten Standfläche, in der Mitte eine Blume mit vier Blüten und zwei breiten, gerippten Blättern, rechts ein nach links schreitender Storch in einer Schilflandschaft; in der unteren Reihe links eine männliche Büste im Profil nach rechts, mit Knollennase und Mütze, in der Mitte eine Pickelhaube, umgeben von zwei Zweigen, rechts ein diagonal ausgerichtetes lateinisches Kreuz mit Binnengliederung, ebenfalls umgeben von zwei dürren Zweigen.
Trotz der geringen Größe (weniger als zehn Zentimeter Höhe) ist jedes Motiv klar herausgearbeitet. Die Anordnung zeigt eine regelmäßige und durchdachte Struktur. Dem Anker oben links als Symbol der Hoffnung entspricht das Kreuz unten rechts als Symbol des Glaubens. Anker und Kreuz sind darüber hinaus in entgegengesetzten Diagonalen wiedergegeben. Eine ähnliche Beziehung besteht zwischen der weiblichen und der männlichen Büste (oben rechts bzw. unten links). In der zweiten Reihe stehen links und rechts je ein Säugetier (Reh bzw. Hase); ähnlich in der dritten Reihe links und rechts je ein Vogel. Die Mittelachse enthält oben ein kirchliches Motiv (Glocke), unten ein militärisches Symbol (Pickelhaube). Beide sind von kleinen Zweigen umrahmt. Die beiden mittleren Felder - gleichzeitig die zentralen Felder des Models - zeigen zwei Pflanzenmotive.
Die Pickelhaube (Helm mit Spitze) wurde 1843 in der preußischen Armee eingeführt und war bis 1918 im preußischen und deutschen Militär der kennzeichnende Helm. Er hatte eine starke Symbolkraft und stand für Reaktion und Miltarismus.
Die Model wurden häufig aus Birnbaumholz hergestellt. Ebenfalls wurden die Hölzer von Nussbaum, Fichte, Buche und Ahorn verwendet. Seit dem späten 18. Jahrhundert benutzten die berufsmäßigen Modelstecher wegen der Ebenmäßigkeit des Holzes häufiger Buchsbaum. Für Kopien alter Model, die nicht mehr zum Gebrauch verwendet werden, sondern als reine Zierobjekte dienen, kommt das leicht zu bearbeitende Lindenholz in Betracht. Das Bild wurde mit Schnitzmesser, Hohleisen und Grabstichel in das Holz geschnitzt, später auch gefräst.

Literatur

Hörandner, Edith: Model. Geschnitzte Formen für Lebkuchen, Spekulatius und Springerle, München: Callwey, 1982
Kürth, Herbert: Kunst der Model. Kulturgeschichte der Back- und Hohlformen, Gütersloh: Prisma Verlag, 1981
Walzer, Albert: Liebeskutsche, Reitersmann, Nikolaus und Kinderbringer. Volkstümlicher Bilderschatz auf Gebäckmodeln, in der Grafik und Keramik, Konstanz-Stuttgart, 1963
Knittel, Elke: Modelschätze, Tübingen: Silberburg-Verlag, 2005