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Backmodel

Saarländisches Bäckereimuseum


Merkmale

Inventarnummer:
2008SBM0342
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Backmodel
weitere Objektbezeichnung:
Spekulatiusform
Material:
Maße:
Gesamt: H: 9,8 cm, B: 5,2 cm, T: 1,1 cm

Beschreibung

Hochrechteckiger Model aus Holz zum Backen von Spekulatius (Gebäck aus Mürbeteig, in Deutschland ein typisches Weihnachtsgebäck); mit der Darstellung eines Fatschenkindes (Säuglinge, die mit breiten Stoffbinden, den Fatschen, zu einem Bündel gewickelt wurden, um das Zappeln der Arme und Beine zu unterbinden). Das Kind trägt eine gelockte Perücke. Große Augen und ein kleiner, breiter Mund liegen im hochovalen Gesicht. In den Feldern zwischen den Wickelbändern (den Fatschen) sind Blütenmotive angeordnet. Auf der Rückseite ist der Buchstabe "B" eingeschnitzt, wahrscheinlich das Monogranmm des Modelstechers.
Die Gewohnheit, Kleinkinder mit eng geschnürten Fatschen zu umwickeln, damit angeblich das Wachstum gefördert wird, wurde bis ins 19. Jahrhundert praktiziert, in abgelegenen ländlichen Regionen Österreichs noch bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Aus dieser Herkunft entstanden die Puppen, bei der nur noch der Kopf des Kindes aus dem Wickelkissen herausschaut.
Besonders in Süddeutschland und Österreich waren Andachts- und Votivbilder mit dem Motiv des Fatschenkindes beliebt. Die aus solchen Modeln gebackenen Brote, sogenannte Gebildbrote, wurden zu Tauffesten, Hochzeiten (als Geschenk für die Braut) oder zu Neujahr gebacken (das Neujahrkind als Symbol für ein neues fruchtbares Jahr).
Auf Backmodeln erscheint das Fatschenkind besonders von der 2. Hälfte des 17. bis ans Ende des 18. Jahrhunderts. Als großes Einzelmotiv ist das Fatschenkind hier von relativ einfacher, volkstümlicher, nur wenig ornamenal verzierter Form.
Die Model wurden häufig aus Birnbaumholz hergestellt. Ebenfalls wurden die Hölzer von Nussbaum, Fichte, Buche und Ahorn verwendet. Seit dem späten 18. Jahrhundert benutzten die berufsmäßigen Modelstecher wegen der Ebenmäßigkeit des Holzes häufiger Buchsbaum. Für Kopien alter Model, die nicht mehr zum Gebrauch verwendet werden, sondern als reine Zierobjekte dienen, kommt das leicht zu bearbeitende Lindenholz in Betracht. Das Bild wurde mit Schnitzmesser, Hohleisen und Grabstichel in das Holz geschnitzt, später auch gefräst.

Literatur

Hörandner, Edith: Model. Geschnitzte Formen für Lebkuchen, Spekulatius und Springerle, München: Callwey, 1982, S. 25-26
Knittel, Elke: Modelschätze, Tübingen: Silberburg-Verlag, 2005
Kürth, Herbert: Kunst der Model. Kulturgeschichte der Back- und Hohlformen, Gütersloh: Prisma Verlag, 1981
Walzer, Albert: Liebeskutsche, Reitersmann, Nikolaus und Kinderbringer. Volkstümlicher Bilderschatz auf Gebäckmodeln, in der Grafik und Keramik, Konstanz-Stuttgart, 1963