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Diapositiv

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1960
von: Rox-Schulz, Heinz als Künstler
in: Ecuador

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS0339
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Farbdia
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Diapositivverfahren (Mittelformat)
Dia (Mittelformat)
Maße:
Gesamt: H: 6 cm, B: 6 cm

Beschreibung

Zwei ausgelassen scherzende "wilde Kopfjäger". Globetrotter Heinz Rox-Schulz bezeichnete die verrufenen Kopfjäger als "nette Menschen" entgegen den Klischées, die von ihnen verbreitet wurden. Denn diese Klischées hatten in der Regel mit dem, was in der Ethnologie seit Beginn der 1970er Jahre als "Orientkomplex" bezeichnet wird, zu tun: Berichte über den Orient mit seiner angeblich verdorbenen Sexualität und Gewalt erlaubten den Bürgern des sittenstrengen 19. Jahrhunderts, sich an Dingen zu ergötzen, die in der eigenen Gesellschaft tabu waren. Wer Berichte über Amazonas-Indianer in manchen Massenmedien des 20. Jahrhunderts liest, gewinnt den Eindruck, daß der Orientkomplex sich nach Südamerika verlagert hat oder Indianer entweder als 'edle' oder 'wilde' Wilde - als 'Karikatur unserer eigenen Triebe' - bezeichnet werden. Bei der Lektüre reißerischer Abenteuerberichte müssen wir uns aus diesem Grund vor Augen halten, daß häufig der Autor meistens vor dem exotischen Hintergrund übertreibt, welchen er für die menschliche Natur oder die geheimen Sehnsüchte seiner Leser hält. Auf der Grundlage einer negativen Bewertung der menschlichen Natur überrascht dann auch die Schlußfolgerung nicht, Indianer könne man nicht sich selbst überlassen, sondern man müsse sie anleiten wie ein strenger Vater seine Kinder. Dieser Diffamierung gegenüber steht das Traumgespinst der völlig von europäischem Einfluß abgehobenen Entwicklung des Indianers und damit eng verbunden mit einer positiven Bewertung der menschlichen Natur, die man in der Zivilisation vergewaltigt sieht. Beide Wunschvorstellungen sehen im Primitiven die unverfälschte menschliche Natur. Indianer sind aber weder das Eine noch das Andere. So beobachtet die Völkerkunde schon bei den sogenannten Primitiven Kultur als Model, das menschliche Natur umformt. So war auch der kopfjagende Jívaro in ein kulturelles Korsett eingezwängt, das gerade auch die Kopfjagd regelte.
Rox hatte auf seinen Reisen gelernt, die Frage nach der Richtigkeit der Veränderung von kulturellen Traditionen vor allem aus dem Blickwinkel indigener Kulturen zu stellen, und nicht nur aus dem Europas und er zweifelte zeitlebens entschieden daran, ob unter "Fortschritt" wirklich die Ausbreitung europäischer Wirtschafts- und Gesellschaftsformen zu verstehen sei. (vgl. Museum für Völkerkunde/Frankfurt a.M. 1977)

Literatur

Dezernat für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main/Museum für Völkerkunde (Hrsg.): Roter Faden zur Ausstellung. Schrumpfkopfmacher. Jíbaro-Indianer in Südamerika, Frankfurt a.M., 1977, S. 49-59
Glaser, Hermann: Spießer Ideologie, Köln, 1974, S. 142-148