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Modell

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0320
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Rekonstruktionsversuch des spätkeltisch-frührömischen Rundbaus in Reinheim "Auf dem Horres"
Technik:
aufgebaut
Maße:
Gesamt: B: 190 cm, L: 195 cm, H: 185 cm (vom Boden an)

Beschreibung

Rekonstruktionsversuch des spätkeltisch-frührömischen Rundbaus in Reinheim "Auf dem Horres".

Zum Befund/Bauwerk:
Reste des Bauwerks wurden während den präventiven Sondierungsarbeiten des Landesdenkmalamtes vor dem Bau einer geplanten Kläranlage durch den Entsorgungsverband Saar (ESV) im Jahr 2005 in der Flur "Auf dem Horres" in Reinheim entdeckt. Zwischen 2006 und 2008 wurde ein kreisförmiger, knapp 4 m breiter Graben ausgegraben. Dieser war mit erheblichem Aufwand 1 m in den anstehenden Muschelkalkfelsen gehauen worden. Der Graben wies symmetrisch angeordnete Pfostengruben, 16 an seiner Innen- und 26 an seiner Außenseite, auf und umschloss eine runde podestartige Innenfläche von 9,50 m Durchmesser. In 13 der 34/6 untersuchten Pfostenlöcher fanden sich insgesamt 16 keltische Münzen, welche als Bauopfer zu interpretieren sind. Ihre Bestimmung gibt Auskunft darüber, dass die Kreisgrabenanlage in der Spätlatènezeit zwischen 150 und 80 v. Chr. angelegt wurde. Die Anlage ist in der Region bisher einzigartig - lediglich im heutigen Rumänien lässt sich ein annähernd vergleichbares Bauwerk aus dem 1. Jh. v. Chr., der Zeit des Dakischen Reiches, finden. Der ungewöhnliche Grundriss und der aufwendig angelegte Graben, wie er sich aus Gründen der Abgrenzung vom Profanen in der Regel um keltische Heiligtümer (hier jedoch in viereckiger Form) findet, sprechen für einen Kultbau. Die dem Kern-Bauwerk vergleichbaren 19 Polygonaltempel der Römerzeit - keltische Vorgängerbauten ähnlicher Grundrissdisposition sind vorauszusetzen - sind vor allem im Westen über Mittel- bis in bestimmte Gebiete Ostfrankreichs verbreitet - ihnen fehlt allerdings ein Graben. Die keltischen Bauopfer-Münzen - wiewohl im Stammesgebiet der Mediomatriker verwendet - stammen bemerkenswerterweise aus diesen westlicher gelegenen Regionen Galliens.
Nach Auskunft der Funde aus der Verfüllschicht wurde der Graben in römische Zeit spätestens 70/80 n. Chr. verfüllt. Dies geschah einhergehend mit der schrittweisen Errichtung eines großen dreiflügeligen Gebäudes in Steinbauweise. Die Kreisgrabenanlage lag genau im Zentrum zwischen zwei L-förmigen Flügelbauten des neuen Bauwerkes, welches sogar mit einem Mosaikboden ausgestattet war. Aufgrund der Platzkontinuität könnte das große Steingebäude die gleiche Funktion wie die Kreisgrabenanlage gehabt haben (Heiligtum). Über einen Teil des runden Grabens wurde am Ende des 3. Jh. n. Chr. ein symmetrisch in die römische Gesamtanlage eingebundenes Wasserbecken errichtet.

Das Modell:
Das Modell ist in einem Maßstab von etwa 1:10 von Mitarbeitern des Kulturparkes Bliesbruck-Reinheim gefertigt worden. Es besteht aus Holz, Stein, Kunststoff und anderen Materialien. Es stellt den in sich schlüssigsten Rekonstruktionsvorschlag der Anlage kurz vor ihrer Fertigstellung dar und zeigt dadurch seinen vermuteten Aufbau. Die Rekonstruktion kann sich nur auf allgemeine Baukonstruktionsprinzipien beschränken, muss im Detail jedoch hypothetisch bleiben:
Der Ringgraben war zum Schutz des leicht verwitternden Kalksteins beidseitig mit Holz (Spaltbohlen) verkleidet und mit Lehm hinterfüttert sowie im Bodenbereich wahrscheinlich mit querliegenden Bohlen belegt. Er hatte dergestalt eine Breite von 2,50 m und dürfte ca. 1,90 m tief gewesen sein. Wahrscheinlich stellte er architektonisch keinen Umgang im Sinne eines keltisch-römischen Umgangstempels dar und fungierte deshalb primär nicht als solcher, sondern diente als Zugangshindernis zum Inneren. Über dem mittigen felsigen Rundpodest erhob sich ein - vermutlich mit einem zeltartigen Pyramidendach - bedachtes 16-eckiges Bauwerk in Holzbauweise. Das Traggerüst des Gebäudes bestand aus den 16 Pfosten der inneren Pfostenlöcherreihe. Der Innenraum dieses polygonalen Bauwerks stellte den eigentlichen Kultbau dar und war über mindestens eine hölzerne Brücke zu erreichen.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 262-291, Abb. Nr. 252-280