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Rekonstruktionszeichnung

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: 1964 (Vorlage)
von: Schwemer, Martin als Hersteller
in: Bierbach

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0284
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Rekonstruktionszeichnung
Ikonografie:
Technik:
geklebt
Maße:
Gesamt: H: 82,8 cm, B: 136,7 cm

Beschreibung

Das Bild zeigt im Hintergrund die römische Villa von Bierbach (Saarpfalz-Kreis), im Vordergrund ist das zugehörige Ädikula-Grabmal zu sehen.

Die Reste der Villa wurden in den Jahren 1924-26 von dem Konservator Carl Klein ausgegraben. Die Sandsteinblöcke des Grabmals kamen bereits im Jahre 1804 zum Vorschein und wurden von dem Friedensrichter Franz Carl Dercum nach Blieskastel gebracht, wo sie den Grundstock für einen Antikengarten bildeten. Die zugehörigen Reliefs wurden von dem Museumsdirektor Friedrich Sprater nach Speyer geschafft, wo sie als Grundlage für die Rekonstruktion des Grabmals dienten.

Die Villa, die keinen landwirtschaftlichen Anhang besaß, gehörte zu den luxuriösen villae urbanae. Sie gehörte wahrscheinlich einer Familie, die in Schwarzenacker Handel trieb, als Sommersitz. Genauer lässt sie sich den Portikusvillen zuordnen. Zu sehen ist die lang gestreckte Fassade (67 m) mit betontem Mittelbau, die vorgelagerte Portikus (Säulengang) zählt 19 Säulen, wovon zwei besonders große beiderseits der Pforte standen. Hinter dieser lag der Festsaal mit einer Größe von 7,55 x 9,65 m. Der Baukörper ist mit demjenigen der Villa von Nennig an der Mosel (Lkr. Merzig-Wadern) zu vergleichen, er ist jedoch sehr viel kleiner.

Im Vordergrund ist das in Bierbach gefundene Ädikula-Grabmal zu sehen. Die direkte Nähe von Grabmal und Villa ist für das Gebiet nördlich der Alpen einzigartig. Die auf der Zeichnung zu sehende Rekonstruktion entspricht derjenigen im Museum Speyer. Diese bedarf jedoch nach neueren Erkenntnissen der Korrektur: Der Baldachin des Grabmals war von kannelierten statt glatten Säulen getragen. Zwischen den Säulen stand die Statue des Familienoberhauptes auf einer Plinthe, die die Graburne zudeckte. Die Sockelsteine sind auf allen Seiten mit Reliefs verziert. Die Reliefbilder zeigen mythologische Themen: Apollo gewinnt den Musikwettstreit mit Marsyas, schindet diesen und nagelt ihn an eine Fichte; Aktaion belauscht Diana beim Bade, wird in einen Hirsch verwandelt und von den Hunden zerrissen; Herkules bezwingt den nemeischen Löwen, nimmt den Cerberus gefangen und entführt ihn nach Mykene; Hesione, Tochter des Königs Laomedon, wird von Herkules vor einem Seeungeheuer gerettet. Den mythischen Szenen ist eine Todessymbolik gemeinsam. Ein freudiges Jenseits verheißt der bekrönende Pinienzapfen. Während die Reliefs durch den Museumsdirektor Friedrich Sprater ins Museum nach Speyer gelangten, blieb der Pinienzapfen in Blieskastel zurück. Er konnte erst neuerdings - anstelle einer hypothetischen Sphinx - dem Grabmal zugeordnet werden und befindet sich heute im Museum von Schwarzenacker (2008RMS0285, 2008RMS0286).

Literatur

Eid, Ludwig: Franz Karl Dercum 1763-1825. Archivar, Friedensrichter (= Pfälzisches Museum, 11/12), 1929, S. 324-330
Sprater, Friedrich: Ein römisches Grabmal von Bierbach-Saar, Speyer, 1947
Klumbach, Hans: Zum Aufbau des Grabmals von Bierbach (= Bonner Jahrbücher, 158), 1958, S. 183-191
Kolling, Alfons: Die Villa von Bierbach (= Forschungen im römischen Schwarzenacker, 2), 1968
Kolling, Alfons: Funde aus der Römerstadt Schwarzenacker und ihrer nahen Umgebung. Bilder und Texte, Homburg, 1971, S. 70f. 109-112
Kolling, Alfons: Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, Homburg-Saarpfalz, 1993, S. 31f., Abb. Tafel 8-10