Abguss einer unvollendeten Reiterstatue. Der Reiter sitzt etwas nach vorne gebeugt, die Beine sind angewinkelt. Er trägt einen Mantel und Stiefel. Das Pferd macht einen Ausfallschritt. Es handelt sich um die typisch römische kompakte Pferderasse mit Bürstenmähne. Der lange Schwanz des Pferdes verläuft senkrecht. Details des Pferdekopfes mit den Zügeln sind aufgrund des unvollendeten Zustands nur ansatzweise zu erkennen.
Zusammen mit der Statue wurde eine ähnliche Reiterstatue gefunden (2008RMS0815.2, siehe Objektgeschichte). Beide sind in ihren ungefähren Konturen aus den Steinblöcken herausgehauen. So sind Mantel, Zügel und Details der Pferdeköpfe in groben Zügen zu erkennen. Um sie beim Transport zu schützen, sollten sie in diesem Zustand an ihren Bestimmungsort geschafft werden, wo die Feinarbeiten stattfinden sollten.
Die Frage, warum die Statuen nie fertig gestellt wurden, ist eng mit der Frage der dargestellten Personen verknüpft. Bei den Statuen handelt es sich offensichtlich um die Darstellung von Imperatoren aus der gallischen Kaiserreihe. Dies wird durch die kaiserliche Tracht in Form von Feldherrnmantel des Imperatoren (Paludamentum), Ärmeltunika und Stiefel deutlich. Solch monumentale Darstellungen zu Pferde waren nur den Kaisern vorbehalten.
F.-J. Hildenbrand dachte an Valentinian I. (364-375) und seinen Sohn Gratian (367-383). Diese Kaiser kommen jedoch nicht in Frage, da der Vicus von Schwarzenacker, für den die Statuen wahrscheinlich bestimmt waren, bereits im 3. Jahrhundert zerstört wurde.
H. von Roques de Maumont schlug den Usurpator Postumus (259-268) und seinen Sohn als Porträtierte vor. M. Cassianus Latinius Postumus trotzte als Usurpator dem rechtmäßigen Kaiser Gallienus und gründete nach römischem Muster ein gallisches Sonderreich. Er hatte einen gleichnamigen Sohn von einer Germanin namens Julia Donata. Da dieser jedoch niemals in den Rang eines Mitkaisers und designierten Nachfolgers erhoben wurde, kommen sie als Porträtierte weniger in Frage.
Einer der Nachfolger des Postumus war C. Pius Esufius Tetricus, der von 271 bis 274 der letzte Kaiser des gallischen Sonderreiches war. Er residierte zuerst in Köln, später in Trier und ließ dort Goldmünzen auf die Assoziierung mit seinem Sohn prägen. Er kämpfte erfolgreich gegen die Germanen und bezahlte seine Soldaten mit der Goldbeute aus diesen Feldzügen. Tetricus wurde schließlich im Jahre 274 vom rechtmäßigen Kaiser Aurelianus auf den Katalaunischen Feldern bei Châlons und Troyes besiegt. Zwar wurden Tetricus und sein Sohn im Triumphzug mitgeführt, Tetricus senior bekam jedoch den Posten eines corrector Lucaniae, einen hohen Vertrauensposten in der Verwaltung, und auch der Sohn wurde beamtenmäßig versorgt.
Diese Geschehnisse könnten erklären, warum die Statuen nicht mehr fertiggestellt wurden. Josef Röder nahm in seiner Untersuchung im Jahre 1960 an, dass die Statuen "verhauen" gewesen seien und dass die Bildhauer ihr fehlerhaftes Werk aufgegeben hätten. Auch lehmige oder mehlige Stellen im Material hätten dazu den Ausschlag gegeben. Röder nahm weiterhin an, dass die Statuen für die Kaiserresidenz Trier bestimmt gewesen seien. Diesen Ansichten trat Alfons Kolling entgegen: Er konnte keine fehlerhaften Stellen ausmachen und erklärte die lehmig-mehlige Konsistenz des Materials mit den Lagerungsbedingungen im Boden. Als Röder den Umkreis von Trier als Bestimmungsort für die Statuen annahm, war das Ausmaß der römischen Besiedlung um Schwarzenacker noch nicht bekannt, man ging damals lediglich von einer römischen Villa aus. Die inzwischen freigelegte Landstadt von Schwarzenacker kommt mit einem sicherlich vorhandenen Forum als Aufstellungsort sicher in Frage. Auch kommt Voltziensandstein in Trier in ausreichender Menge vor, so dass solche Statuen auch dort angefertigt werden konnten.
Die Originalstatuen bestehen aus Voltziensandstein, der ganz vorzüglich für Bildhauerarbeiten geeignet ist. Das Gestein ist grau oder gelblich, manchmal auch rot und geflammt und leicht zu erkennen an einer großen Menge an Glimmer. Die Sandsteinbänke sind frei von Kieselsteineinschlüssen. Gleichen Sandstein gibt es auch an Saar und Mosel.