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Diapositiv

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1960
von: Rox-Schulz, Heinz als Künstler
in: Ecuador

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS0442
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Farbdia
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Diapositivverfahren (Mittelformat)
Dia (Mittelformat)
Maße:
Gesamt: H: 6 cm, B: 6 cm

Beschreibung

Das Farbdia zeigt einen Jívaro-Indianer, der mit einem Blasrohr schießt.
Die traditionell wichtigste Jagdwaffe der Jívaro, die Globetrotter Heinz Rox-Schulz besuchte, war das Blasrohr, dessen Pfeilchen in Minutenschnelle aus Rippen von Palmblättern zurechtgeschnitten werden konnten. Ihr Verlust war weniger unangenehm als der eines aufwendig hergestellten Bogenpfeils und sie flogen fast lautlos. Das erlaubte aus einer Gruppe von Tieren einzelne herauszuschießen, bevor die andern überhaupt gemerkt hatten, dass sie beschossen wurden. Vogelfedern, die man für Schmuck verwenden wollte, wären durch einen Pfeil- oder Gewehrschuß teilweise zerfetzt worden. Voraussetzung für den ertragreichen Einsatz des Blasrohres war die Verwendung eines wirkungsvollen Pfeilgiftes, das meist auf Mischungen von Pflanzenextrakten beruhte. Begrenzte Verbreitung der hierfür geeigneten Pflanzen scheint ein Grund dafür gewesen zu sein, dass das Blasrohr nur in einigen Regionen Südamerikas die Bogenwaffe verdrängt hat. Bei unmittelbarer Aufnahme des Pfeilgiftes in die Blutbahn lähmt es in wenigen Minuten Bewegungs- und Atmungsmuskeln. Vom Magen her dagegen wirkt es erst in großen Dosen, weshalb die Indianer die getöteten Tiere ohne schädlichen Folgen verzehren können.
Nach dem Glauben der Jívaro lebte in jeder einzelnen der für das Gift verwendeten Pflanze ein Geist, und die vereinte Kraft dieser Geister war es, die das Opfer tötete. Die komplizierte Giftzubereitung war gleichsam eine Beschwörung der Geister, deren giftige Kraft man gefangennahm, um sie einsetzen zu können. Die ins Gift gezwungenen Geister waren darüber ungehalten und versuchten den Hersteller anzugreifen. So erklärten die Jívaro die Tatsache, daß man beim Umgang mit dem Gift Kopfweh, Schwindelgefühle oder gar Halluzinationen bekam.
Im Krieg wurde das Blasrohr nicht verwendet. Der heimtückische Wilde, der mit seinem Blasrohr hinter einem Baum auf den weißen Forscher lauert, ist eine europäische Klischéefigur aus schlecht recherchierten Abenteuerbüchern. Wenn die Jívaro mit Gegnern kämpften, dann in der Regel mit Lanzen im Nahkampf.
Die Herstellung des Blasrohrs war ein schwieriger, langwieriger handwerklicher Prozeß, denn das dafür verwendete Holz der Chonta-Palme mußte erst völlig austrocknen, ehe die Arbeiten voranschreiten konnten. Insbesondere der Vorgang der Herstellung des Hohlraums im Blasrohr als Garant für eine genaue Flugbahn des Pfeils benötigte Erfahrung und Zeit. (vgl. Museum für Völkerkunde/Frankfurt a.M. 1977)

Literatur

Dezernat für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main/Museum für Völkerkunde (Hrsg.): Roter Faden zur Ausstellung. Schrumpfkopfmacher. Jíbaro-Indianer in Südamerika, Frankfurt a.M., 1977, S. 98f.