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Diapositiv

Abenteuermuseum Saarbrücken


Herstellung: um 1960
von: Rox-Schulz, Heinz als Künstler
in: Ecuador

Merkmale

Inventarnummer:
2007AMS0329
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Farbdia
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Diapositivverfahren (Mittelformat)
Dia (Mittelformat)
Maße:
Gesamt: H: 6 cm, B: 6 cm

Beschreibung

Das Farbdia zeigt zwei Shuar(a)-/Jívaro-Indianer an einem "heiligen" Wasserfall. Wasserfälle hatten in der religiösen Vorstellungen der Shuar(a)-/Jívaro-Indianer ihren ganz besonderen Platz. Globetrotter Heinz Rox-Schulz ist dieses Foto gelungen, das zwei Indianer an einem solchen "heiligen" Ort zeigt: Der Kampf des Einzelnen um Prestige nahm in der religiösen Praxis der Jívaro die Form der Suche nach "Arutam" an, worunter man die Vision verstand, die vom Geist eines Vorfahren verursacht wurde, aus welcher man besonders geistige Kraft schöpfte. Im Alter von sechs Jahren begab sich der junge Jívaro mit seinem Vater zu einem heiligen Wasserfall. In dessen Gischt steckte etwas von jener übermenschlichen Kraft, zu der die Menschen sich Zugang verschaffen wollten. Im Rauschen des Wasserfalls war für die Jívaro etwas von der gewaltigen Unendlichkeit des ewigen Wassers , wie es in ihrem sehr abstrakten religiös-philosophischen System, rings um die Welt existierte, enthalten. Wer sich in dessen Klang versenkte und sich von der Gischt besprühen ließ, erfuhr ein klein bisschen von dem, was jenseits der Grenzen ihrer endlichen Welt lag. Am Wasserfall blieben Vater und Sohn tage- und nächtelang, singend und fastend bis auf den Genuß von halluzinogenen Mitteln. Der Visionsucher hoffte, dass ihm das "Arutam" in der Gestalt zweier gigantischer miteinander kämpfender Jaguare oder Anakondas, als riesiger Menschenkopf ohne Körper oder Feuerball erscheinen möge und daß ihm die Seele des "Arutam" in Gestalt eines alten Jívaro-Mannes sagen würde: "Ich bin dein Vorfahre. So wie ich lange Zeit gelebt habe, wirst auch du lange leben. So wie ich viele Male getötet habe, so wirst auch du es viele Male tun." Dann sollte die "Arutam"-Seele in den Körper des Visionssuchers Einzug halten, worauf der Betroffene sich physisch und spirituell gestärkt fühlte und ein unbändiger Wunsch zum Töten in ihm geweckt wurde. So wurde ein junger Mann erst dann als Erwachsener anerkannt, wenn er getötet und aus dem Kopf des Opfers eine Trophäe gefertigt hatte. Im Laufe seines Lebens hatte ein Jívaro gewöhnlich zahlreiche solcher Erlebnisse und immer wieder verlor nach einer Weile das "Arutam" wieder, um später ein neues zu gewinnen. Bestimmte Individuen, vom Tötungsdrang getrieben, erlangten in der traditionellen Jívaro-Gesellschaft Ruhm als große Krieger, andere gingen einen friedlicheren Weg und wurden Krieger im religiösen Bereich, wo sie als Medizinmänner gegen einander kämpften. (vgl. Museum für Völkerkunde/Frankfurt a.M. 1977)

Literatur

Dezernat für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main/Museum für Völkerkunde (Hrsg.): Roter Faden zur Ausstellung. Schrumpfkopfmacher. Jíbaro-Indianer in Südamerika, Frankfurt a.M., 1977, S. 208-210, 230