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Spitze einer Fiale der Saarwellinger Pfarrkirche St. Blasius und Martinus

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Saarwellingen (Gemeinde)

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0184
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Spitze einer Fiale der Saarwellinger Pfarrkirche St. Blasius und Martinus
weitere Objektbezeichnung:
"Turm eines Erkers der Saarwellinger Kirche"
Sachgruppe:
Architektur (Sakralbau)
Material:
Maße:
Gesamt: B: 60 cm, T: 51 cm, H: 128 cm (+ 47 cm neue Bekrönung)

Beschreibung

Spitze einer Fiale der Saarwellinger Kirche


Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um die pyramidale Spitze einer neogotischen Fiale der Saarwellinger Pfarrirche St. Blasius und Martinus, welche für den Kirchenbau zwischen 1898 und 1900 von lokalen Steinmetzen hergestellt wurde. Sie besteht aus hellockerfarbenem Sandstein, besitzt einen viereckigen Querschnitt und weist an allen Seiten im unteren Bereich giebelförmige Verdachungen, und im oberen plastisch hervortretende Krabben auf. Die ursprüngliche Bekrönung, eine Kreuzblume aus Sandstein, fehlt und wurde zu Ausstellungszwecken durch eine neuzeitliche Fialkrone aus anderem Material ersetzt.
Durch ein bergbaubedingtes Erdbeben am 23. Februar 2008 (Grubensenkung) wurde die Pfarrkirche in Saarwellingen in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere aus dem vorderen Giebel des Kirchturms brachen etliche Steine und Architekturteile heraus und stürzten auf die Kirchentreppe. Da das vorliegende Werkstück stärker beschädigt wurde und nicht mehr für die anstehende Restaurierung in Frage kam, konnte es von dem Betreiber des Handwerkerhofes in Ottweiler, Horst Philippi, vor der Entsorgung geborgen werden. Das Werkstück weist stärkere Beschädigungen aufgrund des Sturzes auf den steinernen Boden sowie durch Errosion des Sandsteins auf - der gotische Schmuck ist partiell zerstört und Material platzt ab. Dennoch vermittelt die Fialspitze eine gute Vorstellung der neogotischen Architektur der Saarwelliger Pfarrkirche.

Allgemein zur Fiale:
Fialen (auch Fialturm oder Pinakel) sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende Türmchen, die in der gotischen (und neogotischen) Architektur der Überhöhung von Strebepfeilern und Wimpergen dienten. Neben dieser ästhetischen Funktion haben sie häufig auch eine statische, da sie diese Konstruktionen durch ihr Gewicht zusätzlich stabilisieren. Fialen bestehen in der Regel aus einem vier- oder achteckigen Schaft (Leib), welcher häufig eine aus gotischem Maßwerk bestehende Verzierung (durchbrochen oder Scheinmaßwerk) aufweist und im Mittelteil die Form eines Tabernakels besitzt. Als Abdeckung des Schaftes dient eine zumeist mit Krabben besetzte und oftmals mit einer Kreuzblume (Fialkrone) oder einem Helm bekrönte, pyramidenförmige Spitze. Manchmal dienen Fialen auch als Träger von Bildsäulen.

Allgemeines zur Architektur der Saarwellinger Kirche:
Die katholische Saarwellinger Pfarrirche St. Blasius und Martinus wurde zwischen 1898 und 1900 nach den Plänen des Trierer Architekten Ernst Brand durch den Saarbrücker Bauunternehmer Johann Georg Rau in neogotischem Stil aus heimischem Sandstein erbaut.
?Der Bau ist als dreischiffige Stufenhalle mit kleinem, fluchtendem Nordwestquerschiff und ausladendem Südostquerschiff gestaltet. Die Nebenchöre schließen flach und öffnen sich zu Chor und Querschiff. Die Apsis mit 5/8-Abschluss ist nach Nordosten ausgerichtet. Der 62,10 m hohe Turm mit begleitendem Treppenturm befindet sich vor dem Mittelschiff im Südwesten des Baues. Die Eingangsseite gliedert sich in den Kirchturm und flankierende Querschiffarme mit Seitenportalen und erhöhtem Walmdach. Den von Gesimsen mehrfach unterteilten Turm umgeben abgetreppte Strebepfeiler. Das hohe Glockengeschoss öffnet sich in drei spitzbogigen Schallarkaden mit zweibahnigem neospätgotischem Maßwerk und jeweils einem quadratischen Zifferblatt darunter. An allen vier Turmseiten erheben sich Spitzgiebel, die in die Helmzone übergehen. Der verschieferte Helm steigt zunächst als steile Pyramide empor, bildet vier Ecktürmchen mit spitzen Knickhelmen aus, um dann in ein sich verjüngendes Achteck überzugehen. Die Bauzier beschränkt sich auf die Seitenportale. Diese werden jeweils durch ein rechteckiges Tympanon mit Blenddreipass, Blüten und blattverzierten Schmucksteinen bekrönt. Darüber erheben sich in spitzbogigen Nischen mit neospätgotischem Maßwerk auf Konsolen überlebensgroße Statuen der Jungfrau Maria (links) und des heiligen Johannes des Täufers (rechts). Die Außenwände der Seitenschiffe und die der Apsis sind durch Strebepfeiler und Spitzbogenfenster gegliedert. Die Kirchenfenster weisen zweibahniges Maßwerk mit Kleeblattbögen und neospätgotischem Maßwerk auf. An der Stirnseite des Südostquerschiffes werden die beiden Spitzbogenfenster und ein darüber sich befindliches kleines Rosenfenster von einem großen Blendbogen zusammengefasst. Das darunter befindliche Seitenportal besteht aus einem Vorbau mit spitzem Giebel. Der Giebel des Querschiffes ist mit einer Dreiergruppe aus schmalen Lanzettenfenstern geschmückt? (wikipedia).