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Hobelbank

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: Lanico als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0187
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
"Französische Hobelbank" mit einer Dosenverschlussmaschine und einer Handhobel
Maße:
Gesamt: B: 210 cm, T: 87 cm, H: 84 cm, H: 136 cm (mit Dosenverschlussmaschine)

Beschreibung

Hobelbank ("französische Hobelbank"), mit einer Dosenverschluss-Maschine und einer Handhobel

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine vermutlich aus dem Anfang des 20. Jh. stammende hölzerne Hobelbank (sogenannte "französische Hobelbank"), an dessen Arbeits-Tisch im vorderen Bereich eine Dosenverschluss-Maschine angebracht ist. Zudem gehört zu dem Objekt eine lange Handhobel, welche derzeit im Bereich des Gestells auf den Querversteifungen desselben aufliegt.

Zu Hobelbänken allgemein:
Die bis zu 50 mm starke Arbeitsfläche (Tisch) besteht zumeist aus Rotbuche oder einem anderen Hartholz und ruht auf einem stabilen Gestell. Im Unterschied zu einer normalen Werkbank besitzt die Hobelbank mehrere Spannmöglichkeiten - dies macht die Hobelbank zur traditionellen Werkbank des Tischlers. Im Allgemeinen verfügt sie an der linken vorderen Seite über eine Vorderzange und an der rechten vorderen oder hinteren Seite (oder seitlich am Tisch) über eine Hinterzange. Das jeweilige Rundholz, mit dem die Zangen festgezogen werden, wird als Bankschlüssel bezeichnet. Diese Spannzangen sind bei alten Hobelbänken noch vollkommen - also mitsamt den Gewindespindeln - aus Holz gefertigt. Bei neueren Modellen sind die hölzernen Spannbacken an einer Flach- oder Trapezgewindespindel mit Führungsstangen aus Stahl befestigt, um eine möglichst exakte Parallelität und damit bei gegebenenfalls einseitiger Druckbelastung dennoch einen gleichmäßige Druck über die gesamte Fläche zu erzielen. Mit der Hinterzange lassen sich Werkstücke nicht nur gegen den Tisch sondern auch unter Zuhilfenahme von Bankhaken auf der Oberfläche der Hobelbank gespannt werden. Dazu werden die runden oder viereckigen Bankhaken aus Holz oder Metall in die entsprechenden Öffnungen in der Hobelbankplatte und der Hinterzange gesteckt.
Insbesondere ältere Hobelbänke werden nach der voneinander abweichenden Bauart der Vorderzangen - und des damit verbundenen traditionellen Ursprungslandes der beiden verschiedenen Typen - in sogenannte "deutsche" - und "französische Hobelbänke" unterschieden. Die Vorderzange des "deutschen Typs" ist als eine - in der Art einer Schraubzwinge mit U-förmigem Bügel - aus mehreren Holzbauteilen zusammengefügte Konstruktion gesondert vor die vordere Abschlusskante des Tisches angebaut und ragt deshalb deutlich weiter vor als das "französische" Pendant. Da der links liegende Bügel die Spannmöglichkeiten in dieser Richtung begrenzt, eignet sich die "deutsche" Vorderzange eher für das Einspannen senkrecht stehender Werkstücke. Zudem belastet bei starkem Spannen der entstehende Druck die Verbindungen der Bügelkonstruktion. Bei der "französischen" Vorderzange wurde auf den Bügel zugunsten einer nur leicht vor die Kante des Tisches vorstehenden, breitgelagerten Spannbacke verzichtet. Da der dahinter liegende Spalt nach beiden Seiten hin offen ist, wird das Einspannen längerer waagerecht liegender Werkstücke wie etwa Bretter ermöglicht. Da Spanndruck lediglich auf den Arbeitstisch wirkt, ist ein sehr festes Einspannen problemlos möglich. Diese Konstruktionsweise hat sich auch in Deutschland durchgesetzt.
In der Regel verfügen Hobelbänke im hinteren Bereich über eine Beilade, eine Vertiefung zur Aufnahme von kleineren Materialstücken, Werkzeugen und sonstigem Zubehör. Einige haben stattdessen oder zusätzlich eine oder mehrere Schubladen im Gestell integriert. Neben den regulären Bankhaken und -löchern können Hobelbänke weitere Zubehöre, wie etwa Spitzbankhaken zum Halten dünner Werkstücke oder Seitenbankhaken zum Spannen von Werkstücken vor der Bankplatte, aufweisen. Um die Arbeitsfläche zu schonen, sollten Säge- oder Stemmarbeiten nie direkt auf der Arbeitsfläche der Hobelbank, sondern stets unter Verwendung von schützenden Zwischenlagen ausgeführt werden.

Zum vorliegenden Exponat:
Die 2,10 m breite und 0,84 m hohe Hobelbank besitzt im vorderen Bereich, an der linken Seite des Arbeitstisches, eine bügellose Vorderzange ("französischer" Bauart) und an der rechten Seite eine Hinterzange - beide Gewindespindeln bestehen aus Stahl. Die Werkstücke können nicht nur gegen die Kante des Tisches, sondern mit Hilfe von Bankhaken auch auf der Oberfläche des Arbeitstisches gespannt werden - die dazu notwendigen Öffnungen reihen sich an der gesamten Vorderseite der Platte und der Spannbacke der Hinterzange entlang. Die Bank weist im hinteren Bereich eine vertiefte Beilade auf, eine gesonderte Schublade besitzt sie nicht.

Zur Dosenverschluss-Maschine:
Mit einer manuell zu betreibenden Dosenverschluss-Maschine lassen sich Weißblech- oder Aluminiumdosen einzeln in einem mechanischen Verfahren von Hand luftdicht verschließen ("bördeln"). Somit wird der (zuvor erhitzte) Inhalt lange haltbar.
Die vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jh. hergestellte Maschine der Firma "Lanico" besteht aus dem verschraubbaren Fuß, der zur Befestigung auf der Hobelbank dient, einem gusseisernen Ständer, einem kleinen, kreisrunden, mittels Handrad höhenverstellbaren Teller für mehrere Dosengrößen von 60 bis 110 mm Durchmesser, dem sich drehenden Oberdeckel, einem auf der rechten Seite angebrachten großen Schwungrad mit seitlichem Griff (für den Handantrieb), dem entsprechenden Getriebe, welches die Kraft vom Schwungrad auf den Antriebskopf (Oberdeckel) überträgt, sowie den zwei diesem Prozess dienlichen, beidseitigen Rädern. Dieses Modell besitzt zudem noch einen Dosenschneider, mit dem man bereits verwendete Dosen auf einer Seite wieder so öffnen kann, dass sie sich mit einem neuen Deckel wiederverwenden lassen. Die Schneidvorrichtung bildet den linken Abschluss der Drehachse des Antriebsrades und kann deshalb dessen Drehenergie nutzen.
Bördeln ist eine Verbindungstechnik in der Blechverarbeitung. Es zählt zur Gruppe "Fügen durch Umformen" und ersetzte in der Konservendosenherstellung gegen Ende des 19. Jh. das ältere Schließverfahren durch Verlöten mit Blei. Die Konservendose wurde 1810 von dem britischen Kaufmann Peter Durand erfunden - die erste Konservenfabrik wurde 1813 in England eröffnet.
Der Arbeitsprozess des Bördelns wird bewerkstelligt, indem man die Dose auf den Teller legt (in die entsprechende Durchmesser-Rille), den Deckel auf die Dose auflegt, die Höhe einstellt, so dass der antreibende Oberkopf den Deckel nach unten anpresst sowie die begleitenden Räder seitlich an den Deckel anliegen, und mittels Drehen des großen Handrades die Dose mehrmals vollständig um ihre Achse dreht, bis der ganze Deckelrand um den oberen Dosenrand umgebogen ist. Damit ist die Konserve hermetisch und somit luftdicht verschlossen. Dosenverschluss-Maschinen wurden häufig von Metzgereien genutzt, um Fleisch- und Wurst-Konserven herstellen zu können.
Wie ein auf der Vorderseite des Ständers angenietetes Messing-Schild zeigt, wurde die Maschine von der Eisenwarenhandlung "Fr. Chr. Rosenkranz" in Ottweiler verkauft. Mittlerweile wurde die auf der Abbildung sichtbare Maschine durch eine andere ersetzt (vgl. Inv.-Nr. 2017HWO0194).