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Dezimalwaage

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0169
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Dezimalwaage
Sachgruppe:
Maße:
Gesamt: L: 113 cm, B: 51 cm, H: 68 cm

Beschreibung

Dezimalwaage

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine Dezimalwaage (Grundtyp: Balkenwaage), die vermutlich gegen Ende des 19. Jh. oder Anfang des 20 Jh. gebaut wurde.

Zu Waagen allgemein:
Als Waage wird ein Messgerät zur Bestimmung einer Masse bezeichnet. In der Regel erfolgt dies über die Gewichtskraft, welche entweder direkt gemessen wird, wie etwa bei einer Federwaage, oder mit der Gewichtskraft einer bekannten Masse verglichen wird. Ein Beispiel hierfür ist die Balkenwaage.
Zu Dezimalwaagen allgemein:
Eine Dezimalwaage (Deka-Waage/Dezimal-Brückenwaage/"Sackwaage"/" Kartoffelwaage") ist eine Wägevorrichtung zur Gewichtsbestimmung eines unbekannten Gewichts (Wägeobjekt ) durch den direkten Vergleich mit der Gewichtskraft bekannter Gewichte. Die zu bestimmende Masse steht dabei in einem Verhältnis von 10:1 zu den bekannten Gewichten (aufgelegten Standardgewichten), wodurch schwere Gegenstände mit vergleichsweise leichten Gewichten gewogen werden können. Vom Typ her entspricht die Dezimalwaage einer Brückenwaage, bei der das Wägeobjekt auf eine Plattform ("Brücke") gelegt wird. Diese Plattform ist über eine Stange (Traghebel) mit dem Waagebalken verbunden, der bei Dezimalwaagen "Oberbalken" genannt wird. Ein Teil der Last wird auf einen unter der Plattform liegenden Unterbalken übertragen. Eine zweite Stange (= Zwischenhebel) verbindet auch den Unterbalken mit dem Oberbalken. Dieser Unterbalken wirkt aufgrund seiner Konstruktion als Hebelarm, wodurch ein Teil des Gesamtgewichts auf den Untergrung (Boden) abgeleitet wird. So übertragen Traghebel und Zwischenhebel gemeinsam lediglich einen Teil des Gesamtgewichts auf den Oberbalken. Da die Aufhängung des Traghebels hierbei sehr nah am Drehpunkt des Oberbalkens liegt, erzeugt er - obwohl er relativ viel Gewicht überträgt - ein nur geringes Drehmoment am Oberbalken. Obwohl die Aufhängung des Zwischenhebels deutlich weiter vom Drehpunkt entfernt ist, überträgt dieser aber nur einen kleinen Anteil des Gesamtgewichts, so dass er ebenfalls kein großes Drehmoment bewirkt. Auf der Gegenseite genügt somit gemäß dem Hebelgesetz ein relativ geringes Gewicht zum Ausgleich des erzeugten Drehmoments. Die Dezimalwaage ist also so konzipiert, dass mit den verwendeten Standard-Aufleggewichten jeweils die zehnfache Wägemasse gewogen werden kann, was bei größeren Gewichtslasten eine entscheidende Verbesserung gegenüber der gleicharmigen Balkenwaage bedeutet.
Die im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Dezimalwaage geht auf Friedrich Alois Quintenz (1774 - 1822) zurück. Er verbesserte die von dem Uhrmacher Jean-Baptiste Schwilgué konstruierte Dezimal-Brückenwaage, indem er die bei dieser Waage noch obenliegende Brücke nach unten verlegte. Mit der im Jahr 1821 in Straßburg zum Patent angemeldeten Quintenz-Dezimalwaage wurde die Gewichtsbestimmung vergleichsweise großer Massen wesentlich erleichtert, denn nun musste das schwere Wägegut nicht mehr allzu hoch gehoben werden (Wikipedia).

Zum vorliegenden Exponat:
Die in ihren wesentlichen Teilen aus Eisen bestehende Waage entspricht dem Typ der Quintenz-Dezimalwaage (vgl. oben) und besteht neben der teilweise hölzernen "Brücke" (Plattform mit Stapelstütze, auf welche das Wägegut gelegt wird) und dem Stützgerüst aus den üblichen Bauteilen, nämlich einem Trag- und einem Zwichenhebel sowie dem Ober- und Unterbalken. Das zu wiegende Wägegut wird auf der großflächigen Plattform abgestellt. Sein Gewicht wird teilweise auf den Boden abgeleitet und teilweise - an zwei Aufhängepunkten (Metallhaken) - auf den Hebelarm übertragen. Die Standardgewichte werden auf die quadratische, an vier Ketten aufgehängte, kleine Plattform (Waagschale) gestellt.