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Mechanische Schreibmaschine

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: Torpedo-Werke AG als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0079
Anzahl:
1 Stück
weitere Objektbezeichnung:
"Torpedo - Modell 14"
Sachgruppe:
Material:
Glas (Tastenabdeckung)
Papier (Typenbeschriftung)
Holz (Bodenplatte)
Textilie (Farbband)
Maße:
Gesamt: B: 29 cm, T: 29 cm, H: 11 cm

Beschreibung

MechanischeSchreibmaschine ("Torpedo- Modell 14")

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine mechanische Schreibmaschine der "Torpedo-Werke AG". Mit einer Breite und Tiefe von 29 cm sowie einer Höhe von nur 11 cm eignete sich das Modell hervorragend als relativ leichte und handliche Reiseschreibmaschine.

Zu Schreibmaschinen allgemein:
Eine Schreibmaschine ist eine von Hand oder elektromechanisch angetriebene Apparatur, die dazu dient, Text mit Hilfe von Drucktypen zu schreiben und auf Papier darzustellen. Zur Auswahl der abzudruckenden Zeichen wird in der Regel eine Tastatur benutzt. Die Schreibmaschine ist ein Vorläufer des textverarbeitenden Computers, dessen Tastaturbelegung weitgehend der der Schreibmaschine entspricht und in dem viele von ihr bekannte Funktionen für die moderne Textverarbeitung übernommen worden sind.
Eine Schreibmaschine besteht aus einer Tastatur, einem mechanischen oder elektronisch gesteuerten Übertragungsmechanismus, der auch bereits Speicher- und Korrekturfunktionen enthalten kann, und einer Ausgabeeinheit, die die Drucktypen über ein davor durch die Mechanik transportiertes Farbband auf das Papier druckt. Es existieren verschiedene Typenträger, so den Typenhebel, den Typenzylinder, die Typenwalze, den Kugelkopf, die Typen-Stoßstange und das Typenrad. Alte Maschinen konnten auch anstatt einer Tastatur einen Buchstabenindex mit Zeiger besitzen. Als Papierträger dient meist eine Schreibwalze, über die das Papier zeilenweise weiterbefördert wird. Um eine Zeile von links nach rechts zu schreiben, müssen sich Typen und Papier horizontal zueinander bewegen. Die beiden Möglichkeiten hierfür sind zum einen, dass sich ein Papierträgerwagen nach jedem geschriebenen Buchstaben um einen Schreibschritt nach links bewegt, zum anderen, dass die Papierwalze fest im Gehäuse gelagert ist und das Schreibwerk mit Typenrad oder Kugelkopf sich nach rechts bewegt. Das erstere Prinzip ist bei der klassischen Typenhebelmaschine üblich. Mehrere Exemplare eines Schriftstückes werden "Durchschläge" genannt und werden mit Hilfe von Kohlepapier erstellt. Da üblicherweise jeder Buchstabe dieselbe Breite einnimmt, ist die Schreibmaschinenschrift - bis auf wenige Sondermodelle mit Proportionalschrift - eine nichtproportionale Schriftart. Dadurch sind sämtliche Horizontalschritte immer gleich groß. Texte werden in der Regel im linksbündigen Flattersatz geschrieben. Die Wagenbewegung zum Zeilenanfang und der Zeilenvorschub werden bei handbetriebenen Schreibmaschinen mit einem Zeilenschalthebel ausgelöst. Bei elektromechanischen und gänzlich elektronischen Maschinen geschieht dies entweder mittels Rückführtaste mit Zeilenschaltung oder über einen automatischen Zeilenwechsel.
Ein erstes Patent einer buchstabendruckenden Maschine nach dem Prinzip der Schreibmaschine stammt von 1714, erste - zur Ermöglichung des Schreibens für Blinde - funktionierende Maschinen sind für 1808 (mit Typendruck) und 1821 (mit Tastatur) belegt. Typenhebel/-stäbe sind erstmals von einer Maschine des Franzosen Xavier Progin aus dem Jahr 1832 bekannt - ab etwa 1870 gab es die lange üblichen Typenhebelschreibmaschinen mit halbkreisförmigem Typenhebelkorb, Papierzylinder, Typenführung, Wagenrückzug, Umschalten zwischen Klein- und Großbuchstaben sowie Tastenanordnung nach Häufigkeit der Verwendung und Einfärbung der Typen durch ein zwischen zwei Spulen laufendes Farbband. Die US-amerikanische Firma Remington fertigte solche Maschinen ab 1876 industriell. Ab 1899 wurden Maschinen mit dem sog. Wagnergetriebe (benannt nach seinem Erfinder Franz Xavier und Hermann Wagner; dreistufig, mit Typenhebelaufhängung und Zwischenhebel sowie sofort sichtbarer Schrift) seriell von John T. Underwood produziert. Auch Maschinen mit auswechselbaren Typenrädern in der Art der späteren Kugelköpfe wurden seit 1893 in kleinerem Umfang hergestellt. 1906 erfand Edward B. Hess das fünfstufige Typenhebelgetriebe mit Zugdrähten, das noch heute in nahezu unveränderter Form bei jeder Typenhebelschreibmaschine Anwendung findet. Er modifizierte das bisher verwendete dreistufige Wagnergetriebe, indem er Tastenhebel, Zwischenhebel und Typenhebel nicht direkt, sondern über zusätzliche Zugdrähte miteinander verband. Die neue Konstruktion verbesserte die Kraftübersetzung an den Typenhebel, was sich positiv in einer geringeren aufzuwendenden Kraft beim Anschlagen der Typen/Tasten niederschlug. Ab 1902 wurden auch elektromechanische Maschinen hergestellt, konnten sich aber zunächst nicht durchsetzen (erst nach 1945). Bei der elektromechanisch angetriebenen Schreibmaschine wird das bei der rein mechanischen Schreibmaschine kraftaufwendige Anschlagen der Taste von einem Motor unterstützt, wodurch der Kraftaufwand deutlich geringer wird und der Typenhebel mit gleichmäßiger Kraft auf das Papier schlägt. Dies ergibt ein nahezu gleichmäßiges Schriftbild. In der Zeit von etwa 1890 bis 1920 gab es ebenfalls verschiedene Versuche, den beim Maschinenschreiben nötigen Kraftaufwand durch Pressluft zu verringern. Nach 1962 etablierten sich die elektromechanischen und elektrischen Kugelkopfschreibmaschinen (von IBM) erfolgreich auf dem Markt. Typenradschreibmaschinen waren eine Weiterentwicklung der Kugelkopfschreibmaschine (Änderung des Typenträgers) - das Typenrad, das direkt auf der Achse eines elektrischen Schrittmotors sitzt, führt nur Dreh- und im Gegensatz zum Kugelkopf keine Kippbewegungen aus, um den gewünschten Buchstaben vor die Aufschlagstelle zu bringen. Sämtliche Typen befinden sich an der Spitze von federnden Zungen, die wie Blütenblätter einer Blume radial um die Nabe eines Rades angeordnet sind. Bei elektronisch gesteuerten Schreibmaschinen werden Tasteneingaben elektronisch in einen Speicher (Mikroprozessor und Steuerprogramm) eingegeben und sofort über das jeweilige Druckwerk auf Papier ausgegeben. Die Verwendung eines Zeilenspeichers ermöglicht Funktionen, die erst mit einer elektronischen Speicherschreibmaschine überhaupt möglich sind, wie etwa wahlweise links- oder rechtsbündigen Flattersatz, Zentrierung oder Blocksatz. Obwohl eine elektronische Schreibmaschine mit jeder Art Druckwerk ausgestattet sein kann, waren jedoch Typenrad- und Kugelkopfsysteme am gebräuchlichsten - einige Hersteller setzten zuletzt auf Tintenstrahldrucker oder thermische Druckverfahren. Obwohl diese fortschrittlichen Geräte Ende der 1980er-Jahre bereits Textverarbeitungssysteme waren und auch über einen Bildschirm, Diskettenlaufwerke und andere Massenspeicher sowie Computeranschlüsse und Tintenstrahlschreibwerk verfügten konnten, wurden sie in den Folgejahren weitestgehend von Computern (mit Druckern) verdrängt.

Zur Firma "Torpedo":
Die Firma wurde 1896 von den Brüdern Peter und Heinrich Weil als "Peter Weil & Co" in Rödelheim gegründet und stellte zunächst Fahrräder her, die unter dem Markennamen "Weil-Räder" und "Torpedo-Räder" vertrieben wurden. Bald darauf erfuhr der Betrieb eine Umbenennung in "Weilwerke GmbH Frankfurt a.M.-Rödelheim". Im Jahr 1906 begann die Produktion von Schreibmaschinen, etwas später auch von Buchungsmaschinen. Die Schreibmaschinen wurden unter dem Produktnamen "Torpedo" verkauft. 1921 wurden die Weil-Werke in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und bald darauf "Torpedo-Werke AG" genannt. Sechs Jahre später wurde mit dem Modell "Torpedo Standard" die erste deutsche Schreibmaschine mit Segmentumschaltung entwickelt. Seit 1931 befand sich die Aktienmehrheit der "Torpedo-Werke AG" im Besitz der "Remington Rand Inc.", New York. 1938 wurde die Produktion der Fahrräder in ein neues Werk ausgelagert, die Büromaschinenfertigung blieb in Rödelheim. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1943 das Fahrradwerk und 1944 das Stammwerk in Rödelheim durch Luftangriffe zerstört. Nach dem Krieg entwickelten sich Produktionsstandorte in Frankfurt, Alzenau und Groß-Karben - das Produktangebot umfasste neben Schreibmaschinen auch Fahrräder, Motorräder und Kleinkrafträder. Der Verkauf der mechanischen Schreibmaschinen brachte der Firma große Gewinne, die allerdings nur in kleinen Teilen und zudem sehr spät in die Entwicklung elektrischer Schreibmaschinen investiert wurden, so dass - nachdem sich die ersten elektrischen Schreibmaschinen von Torpedo als unausgereift und zu teuer erwiesen hatten - die Produktion im Jahr 1967 eingestellt wurde.

Zur vorliegenden Maschine:
Bei der vorliegenden Maschine handelt es sich um ein Exemplar des Typs "Modell 14", der von 1928 bis 1932 als Nachfolgemodell der ersten Reiseschreibmaschine der "Torpedo-Werke AG", der "Modell 12" (1925 - 1929), produziert wurde. Sie entspricht mit ihrer gewölbten, gerundeten Abdeckung dem frühen Untertyp. Durch eine ähnlich geringe Abmessung wie die des Modells 12 gekennzeichnet, wurde auch dieses Produkt als "Klein-Torpedo Reise-Schreibmaschine" beworben. Parallel dazu, wurden auch bis 1942 die größer bemessenen Büro-Schreibmaschinen des Typs "Modell 6" hergestellt. Es handelt sich um eine mechanische Typenhebelschreibmaschine mit einer QWERTZ-Tastatur. Die Abdeckung lässt noch die halbkreisförmige Anordnung der Typenhebel frei. Die Maschine ist fest mit der hölzernen Bodenplatte des Tragekoffers verschraubt, mit dem sich die Maschine leicht transportieren ließ.