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Büroschreibtisch mit Stuhl und Büro-Utensilien

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: Gimborn als Hersteller
von: Dahle als Hersteller
von: Soennecken als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0073
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Büroschreibtisch mit Stuhl und Büro-Utensilien
weitere Objektbezeichnung:
mit Rechenmaschine "MLS", Telefon und Lampe "Original Kaiser-idell"

Beschreibung

Büroschreibtisch mit Stuhl und zahlreichen Büro-Utensilien

Bei den vorliegenden Exponaten handelt es sich um einen hölzernen Büroschreibtisch mit einer Breite von 1,55 m, einer Tiefe von 0,80 m und einer Höhe von 0,80 m (ohne Zubehör), einem ursprünglich nicht zugehörigen Holzstuhl mit Lederbezügen und zahlreichen Büro-Utensilien, welche sich allesamt auf dem Tisch befinden.
Hierzu zählen u. a. ein Bleistiftspitzer mit mechanischer Kurbel von der Firma "Dahle" ("Dahle 77"), zwei Tintenbehälter ("Gimborn Füllhalter"), eine Schreibfeder, Federhalter, zwei Stempelkarusselle mit zahlreichen Stempeln, ein Kalenderblatthalter, ein Tuschelöscher, ein Locher ("Soennecken 232 D. R. Patent", eine Leselupe, eine drei-fachige Ablage für Papiere und Unterlagen sowie eine Stehlampe ("Original Kaiser-idell"), ein altes Telefon und eine Rechenmaschine.

Zur Rechenmaschine:
Bei diesem Exponat handelt es sich um eine elektrisch angetriebene Rechenmaschine der französischen Firma "MLS" ("Societe Technico Commerciale des Machines Automatiques Modernes s.a.r.l. Manufacture Nationale d?Armes de Levallois") von etwa 1950. Die Firma übernahm die Technologie der als Reparationsbetrieb/-leistung nach dem 2. Weltkrieg nach Frankreich translozierten deutschen Firma "Mauser AG." und führte die Produktion von Rechenmaschinen ab 1949 weiter.

Zu (mechanischen) Rechenmaschinen allgemein:
Eine Rechenmaschine (Kalkulator) ist ein Gerät, mit dessen Hilfe sich mathematische Berechnungen automatisiert ausführen lassen. Dieses Rechenhilfsmittel unterstützt die Berechnung aufwändigerer mathematischer Aufgaben, indem dem Benutzer möglichst wenig kognitiver Aufwand abverlangt wird. Die Möglichkeit der Berechnungen hängt von der jeweiligen Maschine und den für dieses Gerät angebotenen Algorithmen ab.
Die ersten Rechenmaschinen wurden mechanisch per Hand angetrieben. Bis in die 1970er Jahre fanden vor allem die - Zweispezies-Maschinen genannten - Addiermaschinen, die lediglich Addition und Subtraktion beherrschten, Verwendung. Dreispezies-Maschinen konnten zusätzlich die Multiplikation und Vierspezies-Maschinen auch die Division größtenteils automatisch ausführen. Diese Rechenvorgänge gingen zumeist vergleichsweise langsam und geräuschintensiv vonstatten. Elektromechanische Rechenmaschinen waren mitunter in der Lage, auch die Quadratwurzel zu ziehen.
Der deutsche Astronom und Mathematiker Wilhelm Schickard (1592 -1635) baute im Jahre 1623 die erste urkundlich erwähnte Rechenmaschine mit Zahnradgetriebe, die die vier Grundrechenarten ausführen konnte (Additionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen). Er erfand damit das Konstruktionsprinzip von Ziffernrad und Zehnerübertragung. Zudem war erstmals bei der Addition und Subtraktion das Ergebnis sofort ablesbar. Die Maschine rechnete allerdings nur mit Ganzen Zahlen. Der französischer Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623 - 1662) entwickelte 1642 eine Rechenmaschine für sechsstellige Addition und Subtraktion, die sog. "Pascaline". Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) konstruierte ohne Kenntnis von den Arbeiten seiner Vorgänger 1676 eine Rechenmaschine, mit der alle vier Grundrechenarten zu bewerkstelligen waren.
Zur Umsetzung von Drei- und Vierspeziesmaschinen setzten sich folgende Techniken bzw. Prinzipien durch: 1. Die Staffelwalze, 2. Das Sprossenrad, 3. Der Proportionalhebel, und 4. Der Multiplikationskörper.
1. Erfunden wurde die Staffelwalze im Jahre 1676 von Leibniz. Eine Staffelwalze ist eine Anordnung von achsenparallelen Zahnrippen mit gestaffelter Länge. Je nach Position des zweiten verschiebbaren Zahnrades wird bei einer Umdrehung der Staffelwalze dieses um null bis neun Zähne weitergedreht.
2. Der italienische Professor für Astronomie und Mathematik Polenius gilt als Erfinder des Sprossenrades und beschrieb dieses im Jahre 1709. Ein Sprossenrad ist ein Zahnrad mit beweglichen Zähnen, die sich durch Verdrehen einer Kurvenscheibe herausschieben lassen. Je nach Hebelstellung sind also zwischen 0 und 9 Zähne im Eingriff mit dem Zählrad und drehen dieses um entsprechend viele Stufen weiter.
3. Im Jahre 1905 wurde von Chr. Hamann der Proportionalhebel erfunden. Er arbeitete mit Zahlstangen, welche in einem Parallelogramm gelagert waren. Beim Schwenken des Antriebshebels werden sie jeweils um 0 bis 9 Zähne verschoben. Das verschiebbare Zahnrad wird mit der gewünschten Zahnstange in Eingriff gebracht und somit um die entsprechende Anzahl Zähne mitgenommen. Nach diesem Prinzip entstand im Jahre 1913 mit der "Mercedes Euklid" der erste Vollautomat, bei dem die Berechnung auf Tastendruck vollautomatisch ablief.
4. 1888 stellte Léon Bollé erstmals die Idee eines Multiplikationskörpers vor: Statt die Multiplikation mit einer einstelligen Zahl durch mehrfache Addition zu bewerkstelligen, sollte diese mit Hilfe eines Multiplikationskörpers in einem Arbeitsgang auszuführen sein (patentiert von Otto Staiger im Jahre 1892).
Zur vorliegenden Maschine:
Bei der zur Ausstattung des Schreibtisches gehörenden Rechenmaschine handelt es sich um ein Exemplar des zu der ?Klasse 400? zählenden Modells ?402?. Als Zweispeziesmaschine konnte mit diesem durch einen 220 Volt-Elektromotor des Typs RM1 angetriebenen Rechner lediglich Addition und Subtraktion mittels Zahnstangen-System durchgeführt werden. Die Eingabe erfolgte über eine Zehnertastatur, die Löschung mittels Zug-Hebel. Das Eingabe- sowie das Resultatwerk (Rollenzählwerk) weisen 10 Stellen auf - als Duplex-Maschine weist der Rechner zwei Zählwerke auf. Als Besonderheit konnte das Datum mitgedruckt werden. Das einfache ?Modell 402? besitzt lediglich einen festen Wagen von 11 cm Breite.

Zur Schreibtisch-Lampe:
Bei der Lampe handelt es sich um eine elektrische Schreibtisch-Lampe der Firma "Gebr. Kaiser & Co. Leuchten KG", Modell "Original Kaiser-idell". Die Lampe besteht aus schwarz lackiertem Stahlblech (Standfuß mit schwerer Stahlplatte, beweglicher Arm, Schirm). Das Design stammt von Christian Dell, welcher von 1922 bis 1925 als Werkmeister der Metallwerkstatt am Bauhaus Weimar arbeitete und u. a. Leuchten für die industrielle Produktion gestaltete. Seit 1926 entwarf Dell Beleuchtungskörper für verschiedene Hersteller. Am bekanntesten sind die Modelle für die 1895 gegründete Firma "Gebr. Kaiser & Co." in Neheim-Hüsten (vorliegende "Kaiser-Idell"), die er um 1933/34 entwarf und die als Massenprodukt in großen Stückzahlen auch in der Nachkriegszeit noch produziert wurden (bis in die 1980er-Jahre - heute als Reproduktion wieder erhältlich).