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Mechanische Rechenmaschine

Museum Handwerkerhof


Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0077
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Mechanische Rechenmaschine
weitere Objektbezeichnung:
"Triumphator" - Modell "CRN 1"
Sachgruppe:
Signatur:

nummeriert (Gehäuse: 235387)

Maße:
Gesamt: B: 34 cm, T: 15 cm, H: 14 cm

Beschreibung

Rechenmaschine ("Triumphator")

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um eine manuell anzutreibende Rechenmaschine der deutschen Firma "Triumphator".

Zu (mechanischen) Rechenmaschinen allgemein:
Eine Rechenmaschine (Kalkulator) ist ein Gerät, mit dessen Hilfe sich mathematische Berechnungen automatisiert ausführen lassen. Dieses Rechenhilfsmittel unterstützt die Berechnung aufwändigerer mathematischer Aufgaben, indem dem Benutzer möglichst wenig kognitiver Aufwand abverlangt wird. Die Möglichkeit der Berechnungen hängt von der jeweiligen Maschine und den für dieses Gerät angebotenen Algorithmen ab.
Die ersten Rechenmaschinen wurden mechanisch per Hand angetrieben. Bis in die 1970er Jahre fanden vor allem die - Zweispezies-Maschinen genannten - Addiermaschinen, die lediglich Addition und Subtraktion beherrschten, Verwendung. Dreispezies-Maschinen konnten zusätzlich die Multiplikation und Vierspezies-Maschinen auch die Division größtenteils automatisch ausführen. Diese Rechenvorgänge gingen zumeist vergleichsweise langsam und geräuschintensiv vonstatten. Elektromechanische Rechenmaschinen waren mitunter in der Lage, auch die Quadratwurzel zu ziehen.
Der deutsche Astronom und Mathematiker Wilhelm Schickard (1592 -1635) baute im Jahre 1623 die erste urkundlich erwähnte Rechenmaschine mit Zahnradgetriebe, die die vier Grundrechenarten ausführen konnte (Additionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen). Er erfand damit das Konstruktionsprinzip von Ziffernrad und Zehnerübertragung. Zudem war erstmals bei der Addition und Subtraktion das Ergebnis sofort ablesbar. Die Maschine rechnete allerdings nur mit Ganzen Zahlen. Der französischer Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623 - 1662) entwickelte 1642 eine Rechenmaschine für sechsstellige Addition und Subtraktion, die sog. "Pascaline". Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) konstruierte ohne Kenntnis von den Arbeiten seiner Vorgänger 1676 eine Rechenmaschine, mit der alle vier Grundrechenarten zu bewerkstelligen waren.
Zur Umsetzung von Drei- und Vierspeziesmaschinen setzten sich folgende Techniken bzw. Prinzipien durch: 1. Die Staffelwalze, 2. Das Sprossenrad, 3. Der Proportionalhebel, und 4. Der Multiplikationskörper.
1. Erfunden wurde die Staffelwalze im Jahre 1676 von Leibniz. Eine Staffelwalze ist eine Anordnung von achsenparallelen Zahnrippen mit gestaffelter Länge. Je nach Position des zweiten verschiebbaren Zahnrades wird bei einer Umdrehung der Staffelwalze dieses um null bis neun Zähne weitergedreht.
2. Der italienische Professor für Astronomie und Mathematik Polenius gilt als Erfinder des Sprossenrades und beschrieb dieses im Jahre 1709. Ein Sprossenrad ist ein Zahnrad mit beweglichen Zähnen, die sich durch Verdrehen einer Kurvenscheibe herausschieben lassen. Je nach Hebelstellung sind also zwischen 0 und 9 Zähne im Eingriff mit dem Zählrad und drehen dieses um entsprechend viele Stufen weiter.
3. Im Jahre 1905 wurde von Chr. Hamann der Proportionalhebel erfunden. Er arbeitete mit Zahlstangen, welche in einem Parallelogramm gelagert waren. Beim Schwenken des Antriebshebels werden sie jeweils um 0 bis 9 Zähne verschoben. Das verschiebbare Zahnrad wird mit der gewünschten Zahnstange in Eingriff gebracht und somit um die entsprechende Anzahl Zähne mitgenommen. Nach diesem Prinzip entstand im Jahre 1913 mit der "Mercedes Euklid" der erste Vollautomat, bei dem die Berechnung auf Tastendruck vollautomatisch ablief.
4. 1888 stellte Léon Bollé erstmals die Idee eines Multiplikationskörpers vor: Statt die Multiplikation mit einer einstelligen Zahl durch mehrfache Addition zu bewerkstelligen, sollte diese mit Hilfe eines Multiplikationskörpers in einem Arbeitsgang auszuführen sein (patentiert von Otto Staiger im Jahre 1892).

Zur Firma "Triumphator":
Der Betrieb wurde im Jahre 1900 als "Leipziger Röhrenwerke GmbH" in Lausen bei Markranstädt gegründet, produzierte ab 1903 erste Sprossenrad-Handrechenmaschinen, zog in der Folgezeit mehrmals um und änderte öfters seinen Namen. 1904 erfolgte der Umzug nach Leipzig-Lindenau und 1907 die Namensänderung zunächst in "Triumphatorwerk mbH" - 1909 dann in "Triumphator Rechenmaschinenfabrik GmbH". Bis 1920 war der Umzug nach Mölkau beendet - ab 1938 hieß der Betrieb "Triumphator-Werk Heer & Co, Mölkau bei Leipzig, KG". Im Krieg teilzerstört und anschließend enteignet, war der neue Name seit 1948 "VEB Triumphator - Werk Rechenmaschinenfabrik Mölkau, Kreis Leipzig". Bis 1963 wurden Sprossenrad-Rechenmaschinen produziert - danach ging das Unternehmen in anderen Kombinaten auf.

Zur Rechenmaschine "Triumphator":
Das vorliegende Exemplar entspricht einer grauen Ausführung des Modells "CRN 1", welches von 1952/53 an im vorliegenden Design bis etwa 1958 als verbesserte Variante des Models "CRN" in der DDR gebaut wurde. Es handelt sich um eine Vierspezies-Maschine, beherrschte also die vier Grundrechenarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division). Das System der Triumphator-Maschinen war das Sprossenrad - sämtliche Zählwerke gehören zum Typ der Rollenzählwerke. Das Rechenwerk war eine Simplexmaschine, die Werteverarbeitung war 2-stufig, der Rechenablauf selbst lief ohne Automatik. Der Antrieb erfolgte manuell durch eine Handkurbel auf der rechten Geräteseite. Das Eingabewerk besitzt 10 Stellen, das Resultatwerk 13 und das Zählwerk seinerseits 8 Stellen. Die Eingabe erfolgte durch Einstell-Hebel, die Eingabelöschung sowie die Löschung des Resultatwerks und des Umdrehungszählwerks mit einem Löschhebel.