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Ballenbeil

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0059
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Ballenbeil
weitere Objektbezeichnung:
Breit- und Beschlagbeil mit einseitigem Ballenschliff
Sachgruppe:
Material:
Maße:
Gesamt: L: 62 cm, B: 5 cm (max.), H: 19 cm

Beschreibung

Ballenbeil

Bei dem vorliegenden Exponat handelt es sich um ein Ballenbeil.

Zu Beilen im Allgemeinen:
Das Beil ist die kleinere Form der Axt. Es ist leichter und der Stiel etwa halb so lang wie bei einer Axt, und kann daher mit einer Hand geführt werden. Beile fanden seit ca. 9000 v. Chr. (Mesolithikum) sowohl als Waffe als auch als Werkzeug Verwendung. Das Beil wird zum Schlagen und Schneiden benutzt, weswegen Haus und Kopf bei Qualitätswerkzeugen immer geschmiedet sind. Im abweichenden Sprachgebrauch der Archäologie haben Äxte ein Schaftloch, Beile keines. Die Klassifikation ist unabhängig von Material (Stein, Kupfer, Bronze, Eisen), Handhabung (ein- oder zweihändig) und Verwendung. Allerdings gibt es auch kleine Steinbeile mit gebohrtem Stielauge.
Wenn es für spezifische Aufgaben bestimmt ist, z.B. als Behau-Beil im Zimmererhandwerk, ist die Schneide des Beils breiter. Wenn es für präzise Holzarbeiten bestimmt ist, kann die Schneide fast ohne Krümmung sein (Tischler- oder Schreinerbeil).

Beile als Werkzeug:
Der Einsatzbereich schränkt sich durch den kürzeren Stiel, den leichteren Kopf und die daraus resultierende geringere Wucht im Vergleich mit der Axt auf genauere und feinere Arbeiten ein. So wird das Beil z. B. zur Holzgewinnung in kleineren Mengen und zum Zurichten kleiner und mittlerer Holzstücke (Tischler-/Zimmermannsbeil) verwendet. Weitere Werkzeugbeile sind das Bildhauerbeil, das Wiesenbeil sowie multifunktionale Camping- oder Feuerwehrbeile. Zudem finden Beile auch als Küchenwerkzeug (Hackbeil) Anwendung.

Das breiteste und schwerste Werkzeugbeil ist das Breit-/Beschlagbeil, welches vor dem Betreiben von Sägewerken dem Zuhauen von Stämmen zu Balken in der Zimmerei diente und zur Grundausstattung der Zimmerleute gehörte. Es liegt grundsätzlich in drei Versionen vor: Am verbreitetsten ist das einseitig (rechts) angeschliffene Beil für Rechtshänder. Der Tüllenkopf liegt oberhalb der Klingenebene, der meist im Querschnitt ovale Stiel ist nach rechts ausgestellt und - im Vergleich zu langstieligen Äxten - relativ kurz. Der zu bearbeitende Stamm liegt hierbei rechts vom Zimmermann.
In der geraden Version liegt die Beilschneide mittig und ist beidseitig angeschliffen. Eine seltenere Form sind Beschlagbeile für Linkshänder. Diese sind ebenfalls einseitig angeschliffen, wobei der Schliff auf der linken Seite liegt und der Stiel links ausgestellt ist (spiegelbildliche Anordnung zu Rechtshänder-Beilen). Der Zimmermann steht nun rechts vom Balken und arbeitet mit der Linken.
Mit Beschlagbeilen lassen sich aufgrund der langen Schneide plane Flächen herstellen und grobe Verbindungen zwischen Hölzern herausarbeiten. Sie wiegen zwischen etwa 800 g bis zu drei Kilogramm.

Zu Ballenbeilen:
Das Ballenbeil zählt zu den Breit- und Beschlagbeilen, ist wie diese etwa 50 bis 70 cm lang und unterscheidet sich von anderen Äxten und Beilen ebenfalls dadurch, dass eine Seite des im Vergleich zu anderen Beilen größeren Kopfes abgeflacht ist und der Stiel gebogen ist und schräg zum Kopf läuft. Je nach der Seite des Schliff und der Krümmung des Stiels erhält man besagte Rechts- bzw. Linksausführung. Die Schneide ist auf der Seite, nach der der Stiel weist, einseitig ballig angeschliffen - der Keilwinkel beträgt etwa 17°. Als Ballenschliff (Eisenhauer-Schliff ) bezeichnet man eine Klingenform, die im Querschnitt einen spitzen Bogen bildet. Diese Klingengeometrie ist stabiler als das spitzwinkelige Dreieck des Flachschliffs. Die Klinge verkeilt sich nicht so leicht bei einem Schlag in feste Materialien, wie bspw. Holz, ist jedoch weniger schneidfähig als beim Flachschliff. Das Ballenbeil eignet sich dennoch ebenfalls sehr gut zum Zurichten und Behauen von Stämmen und Planken.

Das vorliegende Ballenbeil ist 62 cm lang und gehört zu den Breit-/Beschlagbeilen, welche von Zimmermännern und Schreinern zur Holzbearbeitung verwendet werden. Als Rechtshänder-Beil ist seine Schneide auf typische Weise lediglich auf der rechten Seite ballig geschliffen - der in dem Tüllenkopf steckende Stiel ist seitlich nach rechts gebogenen und verläuft zudem schräg zum Kopf.