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Gehrungssäge

Museum Handwerkerhof


Herstellung: von bis
von: "Georg Ott" - "Ulmia" als Hersteller
in: Ottweiler

Merkmale

Inventarnummer:
2017HWO0060
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
"Deutsche Gehrungs-Säge" der Firma "Georg Ott" bzw. "Ulmia"
Material:
Stahl (Werkzeugstahl)
Maße:
Gesamt: B: 97 cm, T: 65 cm, H: 45 cm

Beschreibung

Gehrungssäge

Bei dem Exponat handelt es sich um eine "Deutsche Gehrungs-Säge" der im Jahre 1877 in Ulm gegründeten Schreinerwerkzeug-Firma "Georg Ott" bzw. "Ulmia". Im Jahre 1879 wurde die erste Handgehrungssäge gefertigt und zum Patent angemeldet (D.R.P. 45111) - im Jahr 1916 wurde die Firma in eine oHG umgewandelt. Auf der Rückseite des Anschlages des Werkzeugtisches sind zwei gusseiserne Platten mit folgenden erhabenen Schriftzügen angebracht: "Ott's Patent No. 45111 - prämirt München 1888" sowie "Deutsche Gehrungs-Säge - prämirt Augsburg 1886". Aufgrund der expliziten Bezugnahme auf die Prämierungen dürfte die vorliegende Säge demnach aus dem Zeitraum zwischen frühestens 1888 und etwa 1916 stammen.

Zu Gehrungssägen allgemein:
Eine Gehrungssäge ist eine Hand- oder Tischsäge zum Herstellen von Gehrungen.
Als Gehrung wird die Eckverbindung zweier in einem Winkel aufeinanderstoßender länglicher Werkteile bezeichnet. In den meisten Fällen ist die Gehrung dabei die Winkelhalbierende des Winkels, mit dem die Teile aufeinander treffen, wodurch beide Schnittflächen genau aufeinander passen, was insbesondere bei Profilleisten einen stufenlosen Übergang zwischen den Stücken ergibt. Treffen beispielsweise zwei Leisten eines Holzrahmens in einen Winkel von 90° aufeinander, so wird die Gehrung durch einen Schnitt von 45° an den Enden der Leisten gebildet. Der Vorteil dieser Verbindungstechnik liegt einerseits darin, dass die Verbindungsfläche vergrößert wird, was die Stabilität des Werkstücks erhöht, zum anderen, dass die Stoßfuge der beiden Werkteile auf eine Kante fällt und somit weniger in Erscheinung tritt. Sollen zwei Werkstücke mit ungleicher Stärke oder Breite durch eine Gehrung miteinander verbunden werden, entsteht eine sogenannte "falsche Gehrung". Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass die beiden entstehenden Winkel unterschiedlich groß sind.
Vor Erfindung der mechanisch einstellbaren und arretierbaren Gehrungssägen (Sägegestelle) benutzte man eine Schneidlade, welche das Sägeblatt im angestrebten Winkel führte, um Gehrungen herzustellen. Bei modernen elektrischen Gehrungssägen besteht die Möglichkeit, per Knopfdruck die Gehrung und somit den Winkel zu verändern.

Zum vorliegenden Exponat:
Die Bauteile der Handgehrungssäge bestehen aus Holz und Metall. Sie besitzt einen hölzernen Tisch, welcher an seinen beiden Enden auf gleichhohen Holzklötzchen aufsitzt. Die Säge ist für eine Schnittlänge von etwa 70 cm ausgelegt. Mittels der eisernen Drehschiene ist eine stufenlose Winkeleinstellung von ca. 45° - 90° möglich. Das Sägeblatt sitzt zwischen den beiden Holzgriffen und wird einerseits durch einen am oberen Ende des Rahmens der eigentlichen Säge sich befindlichen Spanndraht in Spannung - und zudem durch die beiden in der Mitte geschlitzten Stützholme in einer gleichmäßig geraden Sägeführung gehalten. Die Sägebewegung ist beidhändig auszuführen (2 Sägegriffe). Der Sägetisch besaß noch keinen einstellbaren Längenanschlag für die Längeneinstellung des zu bearbeitenden Werkstücks.