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Schleif-Vorrichtung

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: 1930er Jahre
von: Eigenbau als Hersteller
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0063
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schleif-Vorrichtung
weitere Objektbezeichnung:
Polier-Apparat (Eigenbau)
Signatur:

unbezeichnet

Material:
Maße:
Gesamt: H: 19 cm, B: 63 cm, T: 25 cm

Beschreibung

Schleif-Vorrichtung (Polier-Apparat, Eigenbau).

Bei der ca. 19 cm hohen und etwa 63 X 25 cm messenden Maschine handelt es sich um eine Schleifmaschine für Polierarbeiten, welche in den 1930er Jahren von Stephan Gottfrois - seit 1932 Pächter des Betriebs - in der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle im Eigenbau hergestellt und von da an lange betrieben wurde.

Schleifmaschinen sind Werkzeuge zum Glätten von Oberflächen oder zum Entfernen von Beschichtungen auf Oberflächen.

Die eigentliche Schleifvorrichtung ist über einer eisernen, langrechteckigen Grundplatte mit Schwalbenschwanz-Maschinenbett angebracht. Sie ist mit einem waagerecht gelagerten Längsschlitten und einem sich darauf befindenden Querschlitten bestückt, der seinerseits zum Zwecke der Höhenverstellung eine senkrechte Führung für die mit zwei Gleitlagern ausgestattete Halterung der Achse der auswechselbaren Schleifscheiben und Poliersteine trägt. Die bearbeitende Schleifvorrichtung ist so in drei Richtungen manuell verstellbar und konnte mit Hilfe mehrerer jeweils zu wählender und austauschbarer Schleifwerkzeuge ein Werkstück sowohl innen als auch außen schleifen und polieren. Ein fest installierter Spindelstock hielt mittels Spannzangen das zu bearbeitende Werkstück. Der Antrieb des Schleifsteins sowie des Spindelstockes erfolgte jeweils über einstufige Riemenscheiben mittels Transmission. Ein im Raum befindlicher Elektromotor erzeugte die hierfür nötige Antriebsenergie. Der verbindende Antriebsriemen fehlt, so dass die Maschine derzeit nicht funktionstüchtig ist.

Zur Antriebsart mittels Transmission:
Die Transmission ist ein in der Regel historisches Riemengetriebe der frühen Industrialisierung und gehört zu den Zugmitteltrieben. Im feinmechanischen Museum Fellenbergmühle ist sie vorzüglich erhalten und bis in die Gegenwart in Funktion. Wichtiger Bestandteil dieser Antriebsart ist der Treibriemen (Transmissionsriemen).
Zur Übertragung der erzeugten Kraft - seit dem Jahre 1929 ersetzt in der Fellenbergmühle eine Turbine das zuvor verwendete Mühlrad - dienen bis heute Wellen aus Stahl und Riemenscheiben aus Gusseisen, welche über Flachriemen (Transmissionsriemen aus Leder) verbunden sind. Wie allgemein üblich, wird die Transmission durch an der Werkstattdecke verlaufende Wellen gewährleistet, die durch den gesamten Betrieb und zwei Geschosse geführt sind. So können die erforderlichen Kräfte über längere Wege, mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz weitergeleit werden. An den Stellen, an denen eine (fest installierte) Maschine anzutreiben ist, wird mit einer Riemenscheibe ein Riemen zu dieser Maschine herunter geführt. In diesem Werkstattraum wurde die Transmission von einem eigenen Elektromotor angetrieben.
Im Gegensatz zu einer einfachen, festen Wasserradwelle zur Maschine (mit Steuerung allein über die Wasserzufuhr) kann mittels Turbine oder Elektromotor und Transmission die Antriebsmaschine stets bei optimalem Wirkungsgrad laufen, und jeder Abnehmer seine Drehzahl individuell einstellen. Der Einsatz von gestuften (kaskadierten) Riemenscheiben, also Scheiben verschiedener Durchmesser direkt nebeneinander, erlaubt die Einstellung verschiedener Drehzahlen an dem jeweils angetriebenen Gerät. Eine einfache Art einer Kupplung wird durch eine Anordnung von zwei gleichen Riemenscheiben nebeneinander, wovon eine - die Leer- oder Losscheibe - auf der Welle durchdreht, geschaffen: hierbei wird der Riemen zum Einkuppeln mittels eines Riemenschalters auf die an der Welle befestigte Festscheibe geschoben, zum Auskuppeln auf besagte Leerscheibe.
Generell war die Transmission, bevor Einzelantriebe zur Verfügung standen, eine wichtige Voraussetzung für maschinengetriebene, industrielle Bearbeitungs- und Fertigungsprozesse, da es seit ihrem Einsatz möglich wurde, die von einer zentralen Energiequelle zur Verfügung gestellte Energie auf mehrere (und sehr unterschiedliche) Maschinen zu verteilen.