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Vorrichtung zur Punzen-Bearbeitung

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: 1930er Jahre
von: Eigenbau als Hersteller
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0035
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Vorrichtung zur Punzen-Bearbeitung
weitere Objektbezeichnung:
Eigenbau
Signatur:

unbezeichnet

Material:
Maße:
Gesamt: H: 52 cm, B: 33 cm, T: 40 cm

Beschreibung

Vorrichtung zur Punzen-Bearbeitung (Eigenbau).

Bei der insgesamt ca. 52 cm hohen und etwa 40 x 33 cm messenden Apparatur handelt es sich um eine - in der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle selbst verfertigte und lange hier betriebene - Vorrichtung zur Bearbeitung von Punzen.

Eine Tellerscheibe diente der Aufnahme der Punzen - zum Zwecke der Bearbeitung mittels eines feinen Bohrers konnten über vierzig Punzen in kleine Bohrungen an der Außenseite eingesteckt werden. In Folge der durch Kurvenscheiben gesteuerten Arbeitsabläufe drehte sich die Scheibe in der Art eines Revolvers langsam mit, so dass fortwährend jeweils eine Punze ("Bulldog-Punze") gefräst wurde, während man zugleich bereits fertig gestellte Punzen herausnehmen und noch zu bearbeitende einsteckten konnte.
Die Vorrichtung wurde mittels Transmission durch die Hauptturbine betrieben (vgl. unten). Eine Antriebsscheibe diente der Aufnahme des Transmissionsriemens - ein Winkelgetriebe übertrug die Kraft auf eine waagerecht gelagerte Riemenscheibe, welche sie ihrerseits mittels eines weiteren Riemens (Rundriemen) an den Bohrer und die kurvenscheibengesteuerte Tellerscheibe weiterleitete.

Zur Funktionsweise von Kurvenscheiben:
Eine Kurvenscheibe ist als Bestandteil von Automaten ein Element zur Steuerung von ungleichförmigen Bewegungsabläufen auf eine rein mechanische Weise. Die Kurvenscheibe besteht in der Regel aus einer ebenen Scheibe mit ungleichförmigem Rand und wird in eine gleichmäßige Drehung versetzt. Über einen Hebel, eine zweite Steuerscheibe oder eine Scheibe mit Nut wird die aus der Drehung der Kurvenscheibe resultierende Bewegung von ihrem Rand abgegriffen und zur Steuerung technischer Abläufe (Arbeitsschritte und -bewegungen) verwendet. Die funktionale Einheit aus Kurvenscheibe und Hebel wird auch Kurvengetriebe genannt.

Zur Antriebsart mittels Transmission:
Die Transmission ist ein in der Regel historisches Riemengetriebe der frühen Industrialisierung und gehört zu den Zugmitteltrieben. Im feinmechanischen Museum Fellenbergmühle ist sie vorzüglich erhalten und bis in die Gegenwart in Funktion. Wichtiger Bestandteil dieser Antriebsart ist der Treibriemen (Transmissionsriemen).
Zur Übertragung der erzeugten Kraft - seit dem Jahre 1929 ersetzt in der Fellenbergmühle eine Turbine das zuvor verwendete Mühlrad - dienen bis heute Wellen aus Stahl und Riemenscheiben aus Gusseisen, welche über Flachriemen (Transmissionsriemen aus Leder) verbunden sind. Wie allgemein üblich, wird die Transmission durch an der Werkstattdecke verlaufende Wellen gewährleistet, die durch den gesamten Betrieb und zwei Geschosse geführt sind. So können die erforderlichen Kräfte über längere Wege, mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz weitergeleit werden. An den Stellen, an denen eine (fest installierte) Maschine anzutreiben ist, wird mit einer Riemenscheibe ein Riemen zu dieser Maschine herunter geführt.
Im Gegensatz zu einer einfachen, festen Wasserradwelle zur Maschine (mit Steuerung allein über die Wasserzufuhr) kann mittels Turbine und Transmission die Antriebsmaschine stets bei optimalem Wirkungsgrad laufen, und jeder Abnehmer seine Drehzahl individuell einstellen. Der Einsatz von gestuften (kaskadierten) Riemenscheiben, also Scheiben verschiedener Durchmesser direkt nebeneinander, erlaubt die Einstellung verschiedener Drehzahlen an dem jeweils angetriebenen Gerät. Eine einfache Art einer Kupplung wird durch eine Anordnung von zwei gleichen Riemenscheiben nebeneinander, wovon eine - die Leer- oder Losscheibe - auf der Welle durchdreht, geschaffen: hierbei wird der Riemen zum Einkuppeln mittels eines Riemenschalters auf die an der Welle befestigte Festscheibe geschoben, zum Auskuppeln auf besagte Leerscheibe.
Generell war die Transmission, bevor Einzelantriebe zur Verfügung standen, eine wichtige Voraussetzung für maschinengetriebene, industrielle Bearbeitungs- und Fertigungsprozesse, da es seit ihrem Einsatz möglich wurde, die von einer zentralen Energiequelle zur Verfügung gestellte Energie auf mehrere (und sehr unterschiedliche) Maschinen zu verteilen.