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Stand-/Tischbohrmaschine

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: von bis
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0034
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Stand-/Tischbohrmaschine
Signatur:

unbezeichnet

Material:
Leder (Antriebsriemen)
Maße:
Gesamt: H: 73 cm, B: 22 cm, T: 42 cm

Beschreibung

Stand-/Tischbohrmaschine.

Bei dem Exponat handelt es sich um eine ca. 100 Jahre alte, 0,73 m hohe Tisch-/Standbohrmaschine einer unbekannten Firma, welche lange in der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle betrieben wurde.

Zu Bohrmaschinen generell:
Eine Bohrmaschine ist eine in der Industrie und dem Handwerk verwendete Maschine, mit der unter Zuhilfenahme eines Bohrers Löcher in zu bearbeitende Werkstücke unterschiedlichen Materials gebohrt werden können. Dieser Bohrer wird durch einen Drehmomenterzeuger - früher durch Transmission (Riemenantrieb) oder von Hand, heute zumeist durch einen Elektromotor - in die erforderliche Drehbewegung versetzt.

Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende Maschine ist eine einspindelige Senkrechtbohrmaschine und gehört zum Typ der Säulenbohrmaschinen - sie besteht im Wesentlichen aus einem massiven, runde Fuß, welcher mit der darunter liegenden Werkbank fest verschraubt ist, einer Säule, einem Aufspann-/Bohrtisch und einer mittels Zahnstange senkrecht verstellbaren Pinole mit Bohrspindel und Bohrfutter. Die im Querschnitt kreisrunde Säule wird von dem Tischhalter vollständig umfasst und dient so dem Bohrtisch, der in der Höhe und radial (seitlich) verstell- sowie klemmbar ist, als Führung.
Bis heute ist die Maschine mittels Transmission durch die Hauptturbine zu betreiben (vgl. unten). Eine zweistufige Antriebsscheibe dient der Aufnahme des Transmissionsriemens - eine dreistufige Riemenscheibe leitet die Kraft weiter an die Bohrspindel.

Zur Antriebsart mittels Transmission:
Die Transmission ist ein in der Regel historisches Riemengetriebe der frühen Industrialisierung und gehört zu den Zugmitteltrieben. Im feinmechanischen Museum Fellenbergmühle ist sie vorzüglich erhalten und bis in die Gegenwart in Funktion. Wichtiger Bestandteil dieser Antriebsart ist der Treibriemen (Transmissionsriemen).
Zur Übertragung der erzeugten Kraft - seit dem Jahre 1929 ersetzt in der Fellenbergmühle eine Turbine das zuvor verwendete Mühlrad - dienen bis heute Wellen aus Stahl und Riemenscheiben aus Gusseisen, welche über Flachriemen (Transmissionsriemen aus Leder) verbunden sind. Wie allgemein üblich, wird die Transmission durch an der Werkstattdecke verlaufende Wellen gewährleistet, die durch den gesamten Betrieb und zwei Geschosse geführt sind. So können die erforderlichen Kräfte über längere Wege, mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz weitergeleit werden. An den Stellen, an denen eine (fest installierte) Maschine anzutreiben ist, wird mit einer Riemenscheibe ein Riemen zu dieser Maschine herunter geführt.
Im Gegensatz zu einer einfachen, festen Wasserradwelle zur Maschine (mit Steuerung allein über die Wasserzufuhr) kann mittels Turbine und Transmission die Antriebsmaschine stets bei optimalem Wirkungsgrad laufen, und jeder Abnehmer seine Drehzahl individuell einstellen. Der Einsatz von gestuften (kaskadierten) Riemenscheiben, also Scheiben verschiedener Durchmesser direkt nebeneinander, erlaubt die Einstellung verschiedener Drehzahlen an dem jeweils angetriebenen Gerät. Eine einfache Art einer Kupplung wird durch eine Anordnung von zwei gleichen Riemenscheiben nebeneinander, wovon eine - die Leer- oder Losscheibe - auf der Welle durchdreht, geschaffen: hierbei wird der Riemen zum Einkuppeln mittels eines Riemenschalters auf die an der Welle befestigte Festscheibe geschoben, zum Auskuppeln auf besagte Leerscheibe.
Generell war die Transmission, bevor Einzelantriebe zur Verfügung standen, eine wichtige Voraussetzung für maschinengetriebene, industrielle Bearbeitungs- und Fertigungsprozesse, da es seit ihrem Einsatz möglich wurde, die von einer zentralen Energiequelle zur Verfügung gestellte Energie auf mehrere (und sehr unterschiedliche) Maschinen zu verteilen.