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Standbohrmaschine

Handwerks- und Industriemuseum Fellenbergmühle


Herstellung: von bis
in: Merzig

Merkmale

Inventarnummer:
2017FMF0009
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Standbohrmaschine
Signatur:

unbezeichnet

Material:
Maße:
Gesamt: H: 173 cm, B: 48 cm (Fuß), T: 75 cm

Beschreibung

Standbohrmaschine mit Fuß.

Bei dem Exponat handelt es sich um eine maximal ca. 1,73 m hohe Standbohrmaschine, welche kein Bestandteil des ursprünglichen Maschinenparks der feinmechanischen Werkstatt in der Fellenbergmühle ist, sondern erst während der Zeit der musealen Nutzung dem Hause zukam.

Zu Bohrmaschinen generell:
Eine Bohrmaschine ist eine in der Industrie und dem Handwerk verwendete Maschine, mit der unter Zuhilfenahme eines Bohrers Löcher in zu bearbeitende Werkstücke unterschiedlichen Materials gebohrt werden können. Dieser Bohrer wird durch einen Drehmomenterzeuger - früher durch Transmission (Riemenantrieb) oder von Hand, heute durch einen Elektromotor - in die erforderliche Drehbewegung versetzt.

Zum vorliegenden Exponat:
Die vorliegende Maschine ist eine einspindelige Senkrechtbohrmaschine und gehört zum Typ der Säulenbohrmaschinen - sie besteht im Wesentlichen aus einem schweren runden Standfuß, einer Säule, einem zweiteiligen Bohrtisch, einer Pinole mit Bohrkopf, einer seitlichen Hebelvorrichtung, die den Hub (Absenken) des Bohrers vollzieht, einem Handrad zur Justierung des Bohrers und eine Rückzugskonstruktion.
Die im Querschnitt kreisrunde Säule wird von dem Tischhalter vollständig umfasst und dient so der Bohrtischvorrichtung, die in der Höhe und radial (seitlich) verstell- sowie klemmbar ist, als Führung. Die Tischvorrichtung selbst besteht aus zwei durch eine Achse verbundene Komponenten, nämlich aus einem Schraubstock zum Befestigen und Verschieben eines Werkstückes in horizontaler Richtung und einem runden Bohrtisch. Mittels der mittig gelagerten Achse lässt sich die gesamte Vorrichtung drehen und so die jeweils erforderliche Tischvariante (welche dann oben zu liegen kommt) auswählen.
Der Antrieb der Bohrmaschine erfolgte über Transmission - ein Getriebe übertrug die Kraft des Riemenantriebs an die Bohrpinole mit Bohrspindel und Bohrfutter. Der automatische Rückzug der Bohrspindel wurde durch einen mehrfach umgelenkten Kettenzug mit einem Gegengewicht im Holm der Säule bewerkstelligt. Fußpedale dienten dem manuellen Umlegen des Transmissionsriemens und somit quasi dem Ein- und Ausschalten der Maschine.

Zur Antriebsart mittels Transmission am Beispiel der Fellenbergmühle:
Die Transmission ist ein in der Regel historisches Riemengetriebe der frühen Industrialisierung und gehört zu den Zugmitteltrieben. Im feinmechanischen Museum Fellenbergmühle ist sie vorzüglich erhalten und bis in die Gegenwart in Funktion. Wichtiger Bestandteil dieser Antriebsart ist der Treibriemen (Transmissionsriemen).
Zur Übertragung der erzeugten Kraft - seit dem Jahre 1929 ersetzt in der Fellenbergmühle eine Turbine das zuvor verwendete Mühlrad - dienen bis heute Wellen aus Stahl und Riemenscheiben aus Gusseisen, welche über Flachriemen (Transmissionsriemen aus Leder) verbunden sind. Wie allgemein üblich, wird die Transmission durch an der Werkstattdecke verlaufende Wellen gewährleistet, die durch den gesamten Betrieb und zwei Geschosse geführt sind. So können die erforderlichen Kräfte über längere Wege, mit vergleichsweise geringem Materialeinsatz weitergeleit werden. An den Stellen, an denen eine (fest installierte) Maschine anzutreiben ist, wird mit einer Riemenscheibe ein Riemen zu dieser Maschine herunter geführt.
Im Gegensatz zu einer einfachen, festen Wasserradwelle zur Maschine (mit Steuerung allein über die Wasserzufuhr) kann mittels Turbine und Transmission die Antriebsmaschine stets bei optimalem Wirkungsgrad laufen, und jeder Abnehmer seine Drehzahl individuell einstellen. Der Einsatz von gestuften (kaskadierten) Riemenscheiben, also Scheiben verschiedener Durchmesser direkt nebeneinander, erlaubt die Einstellung verschiedener Drehzahlen an dem jeweils angetriebenen Gerät. Eine einfache Art einer Kupplung wird durch eine Anordnung von zwei gleichen Riemenscheiben nebeneinander, wovon eine - die Leer- oder Losscheibe - auf der Welle durchdreht, geschaffen: hierbei wird der Riemen zum Einkuppeln mittels eines Riemenschalters auf die an der Welle befestigte Festscheibe geschoben, zum Auskuppeln auf besagte Leerscheibe.
Generell war die Transmission, bevor Einzelantriebe zur Verfügung standen, eine wichtige Voraussetzung für maschinengetriebene, industrielle Bearbeitungs- und Fertigungsprozesse, da es seit ihrem Einsatz möglich wurde, die von einer zentralen Energiequelle zur Verfügung gestellte Energie auf mehrere (und sehr unterschiedliche) Maschinen zu verteilen.

Wie eingangs festgestellt, wurde die besprochene Bohrmaschine jedoch nie an die vor Ort befindliche Transmission angegliedert.