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Schminkpalette

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0363
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schminkpalette
weitere Objektbezeichnung:
flaches römisches Schminkplättchen aus Schiefer
Sachgruppe:
Zubehör (Frauen)
Material:
Technik:
geglättet
Maße:
Gesamt: B: 5 cm, L: 10 cm

Beschreibung

Schminkplättchen.

Die ca. 10 cm lange und 5 cm. breite Platte besteht aus Schiefer und bildet mit seinen abgeschrägten Seitenflächen die Form eines sehr flachen rechteckigen Pyramidenstumpfes (flacher Quader mit vier schrägen Seiten). Die plane Oberseite diente dazu, auf ihr Schminke zu zerreiben oder anzumischen.
Eine Ecke des Objekts ist abgebrochen - ansonsten ist es gut erhalten.

Der Einsatz von Schminke als Schönheitsmittel war allgemein verbreitet. Frauen der Oberschicht verließen ihre Gemächer zumeist nur perfekt und stark geschminkt - dabei galt das Herrichten vor den Augen des Mannes als unschicklich. Für den blassen Teint wurde Kalk oder - obwohl ungesund - Bleiweiß benutzt. Kohle diente als Kajal und Wimperntusche. Daneben wurde Lidschatten, Rouge und Lippenfarbe verwendet. Sie wurden aus Öl und Farbpigmenten auf Schminkplättchen angemischt, Glittereffekte wurden durch Substanzen mit Goldstaub erreicht. Schminke wurde durchaus auch von Männern benutzt.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013
Rotluff, A.: Lebensbilder römischer Frauen, Mainz, 2006