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Schmuck / Tracht

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0359
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Schmuck / Tracht
weitere Objektbezeichnung:
Durchlochte Perlen und Fragment eines Rings aus Glas
Technik:
geschnitzt (Meerschaumperlen)
geschnitten
Maße:
Gesamt: D: 2 cm

Beschreibung

Durchlochte Perlen und Fragment eines Rings.

Die vier Perlen von unterschiedlich intensiver blauer Färbung haben einen äußeren Durchmesser von etwa 2 cm und weisen Lochstärken von etwa 0,5 bis 1 cm auf. Sie bestehen aus Meerschaum und waren Bestandteil einer (Hals-)Kette. Die Außenseiten sind durch senkrecht verlaufende oder schräg angeordnete Rillen gegliedert. Eine der Perlen (intensive blaue Färbung) ist lediglich zur Hälfte erhalten.

Das Fragment eines Fingerrings aus Glas mit einem äußeren Durchmesser von ebenfalls ca. 2 cm besitzt eine gelblich-beige Färbung und einen etwa runden Profildurchmesser von 0,4 cm. Oftmals waren Ringe ebenfalls Bestandteile von Ketten. Die Objekte lassen sich nur allgemein in die römische Kaiserzeit bzw. in die (Haupt-)Nutzungsphase der Villa rustica datieren: 2. Hälfte 1. Jh. bis 3./(4.) Jh. n. Chr.
Ringe zählen zu den bekanntesten und ältesten Schmuckformen - in allen Kulturen findet man ihn als Schmuck für die Hand, die Finger und den Fuß. Die ältesten bekannten (Finger-)Ringe sind mehr als 20.000 Jahre alt. Neben dem Gebrauch als Schmuck, stellten sie auch Wertobjekte dar, die als Tausch- und Zahlungsmittel dienen konnten (Ring-/Schmuckgeld). Zunächst wurden Ringe aus Bein, aus Holz sowie aus Stein hergestellt, später auch aus Bronze, Eisen, Edelmetallen und Glas.
Bei Ringen bildeten die verschiedensten Bedeutungen heraus: Sie gehörten in der Antike zu beliebten Schmuckstücken der Oberschicht - Siegelringe waren Macht- und Würdezeichen. Daneben fungierten Ringe bereits seit dieser Zeit auch als Zeichen der Liebe und Treue bei der Eheschließung. Sie konnten Herrschaftssymbole sein, den Träger in Glaubensgemeinschaften einordnen, rituellen Zwecken dienen, das gegebene Eheversprechen symbolisieren und ganz allgemein der Selbstdarstellung dienen. Die Wahl des Materials, der Wert und die künstlerische Gestaltung sowie die Ikonografie waren ausschlaggebend für die Bedeutung und Symbolik eines Rings.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Böhme-Schönberger, A.: Kleidung und Schmuck in Rom und den Provinzen (=Schriften des Limesmuseums Aalen, 50), Stuttgart, 1997
Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013