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Wandfragment, bemalt

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis
in: Reinheim

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0328
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Wandfragment
bemalt
weitere Objektbezeichnung:
Reste von bemaltem Wandputz
Sachgruppe:
Technik:
bemalt (auf Kalkputz)
Maße:
Gesamt: B: 14 cm (ca.), B: 6 cm (ca.), L: 15 cm (ca.), L: 7 cm (ca.)

Beschreibung

Vier Wandputz-Fragmente.

In mehreren Räumen des Gebäudes 1 der römischen Heiligtumsanlage wurden Kalk-Putzreste der ehemaligen farbigen Wandmalereien gefunden. Neben linienförmigen Rahmungen lassen sich florale Motive ausmachen.

Die römische Wandmalerei wird in verschiedene Wandmalstile, die im Römischen Reich vom 3. Jh. v. Chr. bis zur Spätantike gebräuchlich waren, unterteilt. Sie finden sich in den Wohnhäusern der reichen Oberschicht ebenso wie in bescheideneren Wohnbauten in den Provinzen.
Der durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. verursachte Ascheregen konservierte die Malereien in den verschütteten Städten Pompeji und Herculaneum. Diese Werke dienen, aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes, als Ausgangspunkt der meisten Untersuchungen über römische Wandmalerei. 1882 teilte August Mau die Wandmalerei von Pompeji in vier Stile ein:
?? 1. Stil / Mauerwerk- oder Inkrustationsstil: ca. 200 bis 80 v. Chr.
?? 2. Stil / Architektur- oder Illusionsstil: ca. 100 bis 15 v. Chr.
?? 3. Stil / ornamentaler Stil: ca. 15 v. Chr. bis 50 n. Chr.
?? 4. Stil / Phantasiestil: 50 bis 79 n. Chr.

Die meisten Malereien wurden mit einer Mischung aus Fresko- und Temperatechnik oder enkaustisch hergestellt. In mehreren Schichten wurde Putz auf die Wände aufgetragen. Generell zeigen frühere Malereien und solche in reichen Häusern mehr Schichten als spätere und solche in weniger reichen Wohnbauten. Von oben beginnend wurden die Putzschichten und dann die Malereien auf die Wand aufgetragen und unten zum Schluss fertiggestellt.
Die Wände sind trotz großer Variationen im Detail nach demselben Schema aufgebaut: Es gibt immer eine Sockelzone, eine Mittelzone und eine Oberzone. Die Sockelzone ist meist einfach gestaltet, sie kann einfarbig sein, aber auch Imitationen von Marmor oder einfache Malereien von Pflanzen sowie geometrische Muster tragen. In der Mittelzone befindet sich das Hauptgewicht der Bemalung: Hier wurden je nach Stil aufwendige Architekturen oder einfache Felder gestaltet, wobei der Wandmitte meist ein besonderes Gewicht zukam und oftmals durch ein besonderes Gemälde hervorgehoben wurde. Feldermalereien, die vor allem ab dem 3. (ornamentaler) Stil sehr verbreitet waren, bestehen aus einem Wechsel breiter einfarbiger und schmaler, oft reich mit Pflanzen, irrealen Architekturen oder anderen Mustern dekorierter Felder. In der Oberzone wurden zumeist leichte Architekturen dargestellt. Eine solche Oberzone fehlt bei vielen einfachen Wandmalereien in den Provinzen.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 256