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Münze

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0319
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Keltische Potin- und Silber-Münzen
Sachgruppe:
Material:
Silber (1 Münze)
Potin (17 Münzen)
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: D: 1 cm (-1,5)

Beschreibung

18 keltische Münzen, Potin und Silber.

Bei den Ausgrabungen des tempelartigen Kultbaus wurden 50 keltische Münzen geborgen, darunter eine Silberprägung (Quinar) und 49 bronzene Potin-Münzen, die alle in der 2. Hälfte des 2. Jh. v. Chr. bzw. im frühen 1. Jh. v. Chr. geprägt wurden. Da 13 der ausgegrabenen 34/6 Pfostengruben im Kreisgraben des polygonalen Baus (FST 118-165) insgesamt 16 keltische Münzen enthielten, welche im Rahmen ritueller Handlungen gezielt als Bauopfer intentional deponiert wurden, liefern sie damit einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung der Struktur. Sie stellen außerdem eines der frühesten Belege für die Verwendung von Münzen als Bauopfer in Nordgallien dar - rituelle Deponierungen lassen sich anderenorts in der Regel erst für das 1. Jh. v. Chr. nachweisen. Die allermeisten Prägungen entsprechen zudem nicht dem üblichen Münzvorkommen der Großregion, sondern stammen größtenteils aus den südwestlich gelegenen Gebieten der Senonen - einige aus den Stammesgebieten der Leuken und der westlich gelegenen Remer. Dies spricht für rege Fernkontakte. Andere, an nahegelegenen Fundstellen der Umgebung gefundene, senonische Münzen bestätigen die überregionale Bedeutung von Reinheim als wichtiges Machtzentrum.

Potin-Münzen:
"Potin" (auch Weissbronze) ist die französische Bezeichnung einer Bronzelegierung mit sehr hohem Zinnanteil, die die Kelten vorwiegend in Gallien zum Gießen von Münzen verwendeten. Die keltischen Potin-Münzen enthalten immer einen relativ hohen Zinnanteil (größer als 50 %). Den Legierungen ist in wechselnden Zusammensetzungen auch Kupfer, Blei und Spuren anderer Metalle beigemischt.
Die Münzen wurden im Gegensatz zur üblichen Münzherstellung nicht geprägt sondern in Ton-Formen im Vollgussverfahren gegossen. Dabei wurden Modelle in zwei noch feuchte Formenplatten gepresst und Kanäle (Gussbaum) zwischen den Objekten geschnitten. Nach dem vollständigen Aushärten der Formen wurden sie zusammengefügt und mit flüssigem Metall gefüllt. Nach dem Erkalten des Metalles löste man die beiden Formenplatten und brach die fertigen Münzen aus dem Gussbaum heraus. Deshalb weisen die Ränder oftmals die typischen Ausbruchstellen auf - daneben finden sich auch die charakteristischen "Fehler" in der Oberfläche und in der Struktur, wie Bläschen oder Lunker und Materialeinschlüsse.

Die Potin-Münzen wurden von den Kelten von etwa 150 v. Chr. bis zur Zeitenwende vorwiegend in Gallien verwendet. Goldmünzen wurden bereits ab etwa 300 v. Chr., Silbermünzen ab 150 v. Chr. geprägt. Keltische Münzen weisen keine Prägedaten oder Kennzeichnungen auf, welche einer exakten Datierung dienlich wären. Eine zeitliche Bestimmung kann deshalb nur nach den Beifunden erfolgen. Die Kelten übernahmen von den Griechen das Münzwesen als Zahlungsmittel. Dabei wurden zumeist die Motive der griechischen-, hellenistischen- (zumeist Philipp II./Alexander d. Gr.) und später römischen Vorbilder imitiert, jedoch in - im Laufe der Zeit zunehmender - stilisierter Form. Dagegen sind die Prägungen der gallischen Stämme vor der römischen Besetzung in einem eigenen Stil mit einer starken Stilisierung (meistens Köpfe und Pferde) versehen worden:

Die vorliegenden Münzen aus den Pfostenlöchern und dem Kreisgraben zeigen in der Regel in stilisierter Form auf der Vorderseite einen (glgtl. diademierten) Kopf mit "Stachelhaaren" im Profil und auf der Rückseite einen Eber mit gesträubten Rückenhaaren ("au sanglier" , Typ: Scheers 186 I und II, ab ca. 150 v. Chr.), einen stoßenden Stier - glgtl. mit einer Lilie - ("au taureau" und "taureua et lis", Typ: Scheers 187, LT 5284, Vorbild: griech. Prägungen der Kolonie Massilia, ab kurz vor Mitte des 2. Jh. v. Chr.) oder ein Pferd über einem oder mehreren Kugel- oder Radmotiv/en ("au cheval et globules", Typ: LT 7396, spätes 2. Jh. v. Chr.). Weitere Münzen entsprechen dem Typ: Scheers 191 und 193 sowie LT 7417 ("à tête d'indien", spätes 2. Jh. v. Chr.).
Der keltische Silberquinar (FST 171; LZ 001; STAS, Inv.-Nr. 2007:20), eine zuvor unbekannte Variante des Typs Kaletedou (LT 8178/8291 var.), stellt eine Prägung nach römischen Vorbild dar, dessen Emission kurz nach 151 v. Chr. einsetzte.

Die Münzen sind restauriert und unterschiedlich gut erhalten. Mehrere Münzen sind stark abgegriffen bzw. korrodiert oder weisen Abbruchstellen auf - zwei Münzen scheinen halbiert worden zu sein.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 291-303, Abb. Nr. 282