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Fibel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0318
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Fibel
weitere Objektbezeichnung:
Fibel vom Mittellatèneschema
Sachgruppe:
Kleidung (Zubehör, Fibeln)
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: L: 11,5 cm

Beschreibung

Fibel.

Zum Grab: Das mittellatènezeitliche Hügelgrabes 7 der Nekropole "Am Furtweg" barg eine Brandbestattung eines Kriegers der keltischen Führungsschicht (280 - 150 v. Chr.). Zum Grabinventar gehörte neben den Waffen u. a. eine eiserne Fibel. Sie wurde - wie die Waffen selbst - mit dem Verstorbenen verbrannt. Durch die Unbrauchbarmachung der Waffen vor der Bestattung glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen und dem Verstorbenen den als männliches Ideal verherrlichten Status des Kriegers auch im Jenseits bewahren zu können. Dieser rituelle Brauch ist auch aus anderen keltischen Gräbern und Heiligtümern derselben Zeitstellung bekannt und lässt zusammen mit der Übereinstimmung der Grabbeigaben (Schwert, Stoßlanze, Schildbuckel, Fibel) auf ein stark reglementiertes Totenritual schließen.

Zur Fibel: Bei der Fibel handelt es sich um eine 11,5 cm lange eiserne Fibel vom Mittellatèneschema mit flachgewölbtem Drahtbügel, zurückgebogenem und mit dem Bügel verbundener Fuß und einfacher Manschette (Riha, Typ 1.4, etwa Nr. 50).

Fibeln vom Mittellatèneschema:
Die eingliedrigen Fibeln besitzen eine beidseitige Spirale. Sie sind immer viergliedrig und besitzen eine untere Sehne. Der Drahtbügel ist mehr oder weniger hoch segmentförmig gewölbt. Er geht am Fuß mit einem rechtwinkligen Knick in die Nadelrast über, wird nochmals umgeschlagen und zum Bügel zurückgeführt sowie mittels einer Manschette am Bügel befestigt. Die Manschette hat zumeist die Form eines profilierten Ringes mit übereinandergeschlagenen Kappen. Sie ist in den meisten Fällen an der höchsten Stelle der Bügelwölbung, ausnahmsweise - wie im vorliegenden Beispiel - etwas näher zum Fibelkopf hin angebracht. Das zurückgebogene Fußende verjüngt sich in der Regel zur Manschette hin. Fibeln dieser Art zeichnen sich durch besondere Schlichtheit aus (Verwendung von drahtförmigem Material). Al s Verzierungselemente kommen lediglich einfache Rillen oder Wülste auf den Manschetten vor (Riha, Typ 1.4, etwa Nr. 50; Heynowski, Typ 3.13).

Das Eisenobjekt weist auch nach der Restaurierung noch Korrosions- und Verbrennungsspuren (Zunderschicht und Hydroxydanhaftungen, rötliche Hämatitverfärbungen) auf.

Mit Beginn der Eisenzeit tritt das Volk der Kelten erstmals in den Blickpunkt der Geschichte. Nach zwei Fundorten (Hallstatt in Österreich und La Tène in der Schweiz) wird die Eisenzeit in die Hallstatt- (800 - 480 v. Chr.) und die Latènezeit (480 - 25 v. Chr.) untergliedert. Nachdem die Sitte der Hortdeponierungen am Ende der Bronzezeit unvermittelt erlosch, wurden in der folgenden Hallstattzeit die Statussymbole der Führungsschicht wieder in den Gräbern beigegeben. Im frühen 3. Jh. v. Chr. wurde die Körperbestattung wieder mehr und mehr von der Brandbestattung abgelöst. Die (adligen) Verstorbenen wurden in ihrer Kleidung und oftmals zusammen mit ihren Waffen und geweihten Tieren auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand wurde in einem Behälter deponiert und die geborgenen Habseligkeiten mit ins Grab gelegt.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 318-331, 332-341 300-323
Berwanger, I. / Isabel Jung / Walter Reinhard: Keltisches Kriegergrab aus Reinheim (=AiD, 2), 2009, S. 52
Riha, Emilie: Die römischen Fibeln aus Augst und Kaiseraugst, 1979, S. 56f., Abb. Tafel 2, Katalog Nr. etwa 50
Heynowski, Ronald: Fibeln. erkennen - bestimmen - beschreiben (=Bestimmungsbuch der Archäologie, 1), Berlin - München: Deutscher Kunstverlag, 2012, S. 66, Abb. Tafel 21