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Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0316
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Schildbuckel
Material:
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: L: 33 cm, B: 14 cm (bis 15,5 cm)

Beschreibung

Schildbuckel.

Das mittellatènezeitliche Hügelgrabes 7 der Nekropole "Am Furtweg" barg eine Brandbestattung eines Kriegers der keltischen Führungsschicht (280 - 150 v. Chr.). Zum Grabinventar gehörte u. a. ein eiserner Schildbuckel, welcher aus rituellen Gründen verbogen worden war. Durch die Unbrauchbarmachung der Waffen vor der Verbrennung/Bestattung glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen und dem Verstorbenen den als männliches Ideal verherrlichten Status des Kriegers auch im Jenseits bewahren zu können. Dieser rituelle Brauch ist auch aus anderen keltischen Gräbern und Heiligtümern derselben Zeitstellung bekannt und lässt zusammen mit der Übereinstimmung der Grabbeigaben (Schwert, Stoßlanze, Schildbuckel, Fibel) auf ein stark reglementiertes Totenritual schließen.

Bei dem Objekt handelt es sich um einen 33 cm langen eisernen Schildbuckel mit erhaben vortretendem Mittelwulst/Buckel in Form eines nach beiden Enden hin sich verjüngenden, halbkugeligen Kegels und leicht ausladenden, ursprünglich flachen, Flügeln (Breite der Flügel: 14,0 - 15,5 cm).

Der Schildbuckel - insbesondere seine beidseitige Flügelzone - ist (rituell) verbogen; er weist auch nach der Restaurierung noch Korrosions- und Verbrennungsspuren (Abplatzungen der Eisenoxidschicht, Blasen, Zunderschicht, rötliche Hämatitverfärbungen) auf.

Unter einem Schildbuckel versteht man eine Kallotte aus Eisen- oder Bronzeblech, welche zum Schutz der Faust auf der Vorderseite des Schildes aufgebracht war. Unter dem Buckel war im Schild ein Griffloch ausgespart, in dem der Träger den Schild an der Schildfessel führte. Die Formen der Schildbuckel wichen je nach Mode und Region stark voneinander ab. Es existierten Kugelabschnitte, halbkugelige, kegelförmige und spitzovale Buckel, die bei Prunkschilden zusätzlich noch reich verziert sein konnten.

Mit Beginn der Eisenzeit tritt das Volk der Kelten erstmals in den Blickpunkt der Geschichte. Nach zwei Fundorten (Hallstatt in Österreich und La Tène in der Schweiz) wird die Eisenzeit in die Hallstatt- (800 - 480 v. Chr.) und die Latènezeit (480 - 25 v. Chr.) untergliedert. Nachdem die Sitte der Hortdeponierungen am Ende der Bronzezeit unvermittelt erlosch, wurden in der folgenden Hallstattzeit die Statussymbole der Führungsschicht wieder in den Gräbern beigegeben. Im frühen 3. Jh. v. Chr. wurde die Körperbestattung wieder mehr und mehr von der Brandbestattung abgelöst. Die (adligen) Verstorbenen wurden in ihrer Kleidung und oftmals zusammen mit ihren Waffen und geweihten Tieren auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand wurde in einem Behälter deponiert und die geborgenen Habseligkeiten mit ins Grab gelegt.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 318-331, 332-341, Abb. Nr. 300-323
Berwanger, I. / Isabel Jung / Walter Reinhard: Keltisches Kriegergrab aus Reinheim (=AiD, 2), 2009, S. 52