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Schwert

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0314
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Griffangelschwert mit Scheide
Material:
Eisen (Schwert und Scheide)
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: B: 5 cm, L: 87 cm

Beschreibung

Griffangelschwert in Schwertscheide.

Das mittellatènezeitliche Hügelgrabes 7 der Nekropole "Am Furtweg" barg eine Brandbestattung eines Kriegers der keltischen Führungsschicht (280 - 150 v. Chr.). Zum Grabinventar gehörte u. a. ein eisernes Schwert in einer ebenfalls eisernen Schwertscheide, welches samt Scheide aus rituellen Gründen zusammengefaltet bzw. umgebogen worden war. Durch die Unbrauchbarmachung der Waffen vor der Verbrennung/Bestattung glaubte man, den Kriegsgott beeinflussen und dem Verstorbenen den als männliches Ideal verherrlichten Status des Kriegers auch im Jenseits bewahren zu können. Dieser rituelle Brauch ist auch aus anderen keltischen Gräbern und Heiligtümern derselben Zeitstellung bekannt und lässt zusammen mit der Übereinstimmung der Grabbeigaben (Schwert, Stoßlanze, Schildbuckel, Fibel) auf ein stark reglementiertes Totenritual schließen.

Bei dem Schwert handelt es sich um ein 87 cm langes Griffangelschwert aus Eisen. Bei diesem seit der Bronzezeit verwendetem Typ ist die Angel (die durch das sog. Heft fortgesetzte Verlängerung der Klinge = Schaft) und die Klinge separat geschmiedet. Die durch den Griff gehende Angel ist am Ende vernietet - der eigentliche hölzerne Griff verloren. Die eiserne Scheide ist an ihrem oberen Ende (Scheidenmundblech) floral verziert, auch ihr oberer Ortbandabschluss ist plastisch (durch Querbänder) hervorgehoben. Der Hammerschlag an den Rändern des Scheidenbleches diente sowohl als gestalterisches Element als auch der Versteifung der Scheide.

Das Schwert weist auch nach der Restaurierung noch deutliche Korrosions- und Verbrennungsspuren (Abplatzungen der Eisenoxidschicht, Blasen, Zunderschicht, Hämatitverfärbungen) auf. Infolge der rituellen Verbiegung ist das hintere Scheidenblech quer zerrissen - analog zu dem Riss hat sich das vordere Scheidenblech aufgewölbt. Die Faltung wurde während der Restaurierung rückgängig gemacht, die Folgen sind allerdings noch gut sichtbar. Die aufgrund des langen Korrosionsvorganges in ihrem Volumen vergrößerte Klinge hat die Schwertscheide auseinander gesprengt.

Mit Beginn der Eisenzeit tritt das Volk der Kelten erstmals in den Blickpunkt der Geschichte. Nach zwei Fundorten (Hallstatt in Österreich und La Tène in der Schweiz) wird die Eisenzeit in die Hallstatt- (800 - 480 v. Chr.) und die Latènezeit (480 - 25 v. Chr.) untergliedert. Nachdem die Sitte der Hortdeponierungen am Ende der Bronzezeit unvermittelt erlosch, wurden in der folgenden Hallstattzeit die Statussymbole der Führungsschicht wieder in den Gräbern beigegeben. Im frühen 3. Jh. v. Chr. wurde die Körperbestattung wieder mehr und mehr von der Brandbestattung abgelöst. Die (adligen) Verstorbenen wurden in ihrer Kleidung und oftmals zusammen mit ihren Waffen und geweihten Tieren auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand wurde in einem Behälter deponiert und die geborgenen Habseligkeiten mit ins Grab gelegt.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 318-331, 332-341, Abb. Nr. 300-323
Berwanger, I. / Isabel Jung / Walter Reinhard: Keltisches Kriegergrab aus Reinheim (=AiD, 2), 2009, S. 52