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Modell

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0345
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Nachbau/Rekonstruktion eines spätantiken Grabes eines Germanischen Kriegers
Technik:
gegossen
gedreht
Maße:
Gesamt: B: 100 cm, L: 230 cm, H: 46 cm (Glasvitrine)

Beschreibung

Spätantikes Grab eines Germanischen Kriegers in römischem Militärdienst.

Bei den ausgestellten Objekten handelt es sich um Kopien, die die Fundsituation der Grablege der 2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr. veranschaulichen sollen.

Der 40-50-jährige verstorbene Mann lag in einer 2,95 x 0,95/1,40 m messenden trapezoiden Grabgrube (Grab 11) des römischen Gräberfeldes. Er war mit ca. 1,80 m Körpergröße von hohem Wuchs und war mit Waffen, einem Gürtel, welcher ihn als in Römischen Militärdiensten (höherer Offizier des spätrömischen Bewegungsheeres) stehenden Germanischen Krieger der Führungsschicht (alamannisch oder fränkisch) kennzeichnet, Keramik, einer Münze und einem Ring mit dem Kopf nach Süden bestattet worden. Die Auffindung von mehreren eisernen Nägeln spricht für eine vergangene Holzkammer.
Vermutlich war dem Germanen in römischen Diensten als Lebensgrundlage die oberhalb des Friedhofs liegende römische Villa übertragen worden, wodurch er eine Familie mit einer einheimischen Provinzialrömerin (benachbartes Grab 4, gleiche Silberringe) gründen konnte.

Zur Grabausstattung gehören:
- - römische Gürtelgarnitur (im Oberschenkelbereich - geöffneter Zustand): die metallischen Reste (Bronze) des ledernen Militärgürtels (cingula militiae) verweisen auf eine Herstellung in einer reichsrömische Werkstatt. Der nach den Maßen des bandförmigen Riemendurchzuges ca. 9 cm breite Gürtel setzt sich aus zwei verschiedenen Gürteltypen zusammen. Die leicht ovale Tierkopfschnalle (7,6 x 4,4 cm) mit Niellodreieckkerben auf der Innenseite und der zugehörige rechteckige Beschlag (5,3 x 2,4 cm), auf dem ein Niellofries in Form des laufenden Hundes einen eingepunzten Hirsch einrahmt, gehören zum Typ Misery, die beiden schmalen Beschlagplatten (Länge 8,5 u. 7,8 cm, Breite 1,2 cm) mit Astragalröhren mit Innenschlitz (länge 8,2 u. 7,3 cm, Breite 0,7 u. 0,55 cm) in Kerbschnittdekor sind Bestandteile der Gürtel vom Typ Vieuxville. Eine lanzettförmige Riemenzunge weist ein zentrales Kreuzmotiv auf (Länge 8,7 cm, Breite 3,8 cm).
- - Schneide einer germanischen Wurfaxt (Länge 16,0 cm) mit ovaler Hammertülle (höhe 4,5 cm, Länge 3,3 cm, Breite 2,5 cm), flachrechteckigem Hammerende (2,6 x 1,3 cm) und einer kurzen, ausladenden Bahn (1,8 x 1,1 cm), die in die trapezoide, leicht kreisförmige Schneide übergeht. Sie lag in Höhe der rechten Hüfte - nach Osten ausgerichtet. Eiserne Hammertüllenäxte wurden von der germanischen Führungsschicht nicht nur als Waffe, sondern auch als Statussymbol getragen. Der vergangene Holzstiel lag ursprünglich entlang des rechten Unterkörpers nach Süden.
- - eiserner Dolch (Länge 18,2 cm mit 5,5 cm langer Griffangel)mit dem bronzenen, kreisaugenverziertem, triangulären Ortband mit Endknopf (Länge 7,4 cm, Breite 3,8 cm) der Messerscheide (in Höhe der rechten Hüfte - die Dolchspitze steckte noch in dem Ortband): der Holzgriff sowie die lederne Scheide sind nicht erhalten. Der Dolch hing ursprünglich am Gürtel. Die 12, 6 cm lange Klinge besitzt einen gewölbten Rücken und eine leicht gerundete Schneide.
- - Fingerring: An der linken Hand trug der Bestattete einen silbernen Siegelring mit hervorgehobener, flachrechteckiger (1,0 x 0,8 cm) Siegelfläche, bei dem wohl zwei abstrakt als Getreideähren angedeutete Menschengestalten ein ovales Gebilde (Frucht) einrahmen. Der Ring ist hinten zusammengehämmert, massiv und geschlossen (Durchmesser 2 cm). Der flache, leicht nach außen gewölbte, dünnwandige Ringkörper verjüngt sich von 0,7 vorn auf hinten 0,5 cm. Dieser Ring legt die Vermutung nahe, dass zu der 5 m weiter westlich bestatteten Frau aus Grab 4, bei der sich ebenfalls an der linken Hand ein Silberring fand, ein eheliches Verhältnis bestand.
- - Münze: in der rechten Hand hielt der Tote eine römische Bronzemünze - sie war als sogenannter Charonspfennig Zahlungsmittel für den Fährmann, der ihn mit seinem Boot ins Jenseits bringen sollte. Es handelt sich bei der Münze um einen 347/8 n. Chr. geprägten Follis des Constantius II. oder Constans (VICTORIAE DD AUGGQ NN).
- - Glasbecher (in Höhe des Kopfes): halbkugeliger Becher aus mittelstarkem, schwach grünlichem Glas mit Omphalosboden und leicht ausbiegendem, abgesprengtem Rand (Höhe 6,3 cm, oberer Durchmesser 9,0 cm).
- - Keramik (spätrömische Tongefäße aus der 2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr.): Zu Füßen standen in einer Reihe von Ost nach West ein größerer Terra-Sigillata-Krug mit dreiwulstigem Henkel und vermutlich Kleeblattausguss (Kleeblattkrug, rötliche Argonnensigillata, aus Scherben zusammengesetzt), welcher über einem Standfuß mit einziehendem Boden einen bauchigen Gefäßkörper aufweist, der in einen nach innen abgesetzten Hals übergeht (Höhe ca. 24,0 cm, Bauch-Durchmesser 20,0 cm), ein kleiner Einhenkel-Krug mit abgesetztem, stark einziehendem Hals und nach außen wulstartig gebogenem, verdicktem Rand und weiter Öffnung (rauhwandiger, grau-ockerfarbener Ton = Mayener Ware, Höhe 11,6 cm, Bauch-Durchmesser 10,4 cm) und eine Argonnensigillata-Schüssel mit Standring, gerundeter Wandung und wulstartig verdicktem Rand mit Kerbbanddekor (Höhe 6,7 cm, Durchmesser 15,5 cm, aus Scherben zusammengesetzt, Typ: Chenet 320). Neben dem Glasbecher (links des Schädels) befand sich eine flache Schale/ein flacher Teller mit leicht einziehendem Flachboden, schräger Wandung und nach außen abgesetztem, einwärtsbiegendem, verdicktem Rand (rauhwandiger. rotbraun-ockerfarbener Ton mit dunkelgrauer Fleckung = Mayener Ware, Höhe 4,6 cm, Bauch-Durchmesser 15,7 cm).

Die Originale befinden sich in der Staatlichen Altertümersammlung des Saarlandes in Landsweiler-Reden.

Literatur

Reinhard, Walter: Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau (=Denkmalpflege im Saarland, 3), Reinheim, 2010, S. 88-100, Abb. Nr. 80, 81, 86-90
Stinsky, Andreas: Landschaftsarchäologische Untersuchungen zur römerzeitlichen Besiedlung im Umland von Bliesbruck-Reinheim - ein Vorbericht (=Archäologentage Otzenhausen, 1 - Internationales Symposium zur Archäologie in der Großregion in der Europäischen Akademie Otzenhausen, 7.-9. März 2014), 2015, S. 202f.