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Hammer

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0407
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Hammer
weitere Objektbezeichnung:
Römischer Hammerkopf aus Eisen
Sachgruppe:
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: B: 5 cm, L: 16,5 cm

Beschreibung

Hammer.

Bei dem Objekt handelt es sich um den Kopf eines römischen Hammers aus Eisen. Dieser ist 16,5 cm lang und ca. 5 cm breit. In der karo-förmig sich weitenden Mitte des Kopfes befindet sich ein rundes Loch in das der vergangene Holzstiel mittels Schäftung eingesteckt war. Die Finne (Pinne/Schmalbahn) läuft quer zum ehemaligen Stil und etwas abfallend keilförmig zu und ist an ihrer Spitze in einem kleinen Radius abgerundet, während die Schlagfläche (Bahn) flach abschließt und einen hochrechteckigen Grundriss besitzt. Es dürfte sich um einen Schlosser- oder Schreinerhammer gehandelt haben.
Der Hammerkopf weist Korrosionsspuren und Abplatzungen auf, ist in seiner Grundform allerdings noch sehr gut erhalten. Er wurde im Bereich des Wirtschaftshofes (pars rustica/Nebengebäude B6) der römischen Villa gefunden. Besonders in der späten Nutzungsphase der Villa wurden in den Nebengebäuden Werkstätten eingerichtet. In diesem Zusammenhang dürfte der Hammer gestanden haben und wäre demnach evtl. in das 3. oder 4. Jh. n. Chr. zu datieren.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 39-75
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013