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Beschlag

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0405
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Votivtafel mit Inschrift
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: H: 2,5 cm, L: 5,5 cm

Beschreibung

Votivtafel mit Inschrift.

Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um ein 5,5 cm breites und 2,5 cm hohes bronzenes Votivblech mit einer lateinischen Punzinschrift. Sie lautet: LVG TENER ALEX(ANDER) V(OTVM) S(OLVIT) L(IBENS) M(ERITO); "Alexander hat sein Gelübde gern nach Gebühr Lug, dem Weißen, eingelöst". Das Objekt stammt aus der Zeit der Hauptnutzungsphase der römischen Villa (2. H. 1. - 3. Jh. n. Chr.). Das Votivblech ist trotz leichter Korrosionsspuren gut erhalten.

Votivgaben (von lat. vovere = geloben, votum = Gelübde) sind aufgrund eines geleisteten Gelübdes als symbolisches Opfer insbesondere für die Rettung aus einer Notlage und zumeist an einer kultischen Stätte dargebrachte Gegenstände.
Schon die Kulturen der Vorgeschichte den Brauch, heilige Stätten mit Votivopfern zu bedenken. In Europa sind Beispiele für Votivgaben in der Archäologie seit der Steinzeit belegt. Sie stellten Weihgeschenke an Gottheiten dar, die sowohl Bitt- als auch Dankopfer sein konnten. Oftmals wurden Votivgaben vor einer Niederlegung absichtlich unbrauchbar gemacht, um eine profane Nutzung auszuschließen.
Die Griechen brachten beispielsweise ihrem wundertätigen Gott Asklepios Votivgaben in dessen Kultorten dar. Die häufigsten Votivgaben in römischer Zeit waren jedoch neben Waffen und Votivblechen aufgrund der Probleme und Wünsche im antiken häuslichen Bereich vor allem Frauenschmuck und andere Gegenstände der weiblichen Privatsphäre.
Votivbleche sind in der griech.-röm. Antike Votivgaben oder Weihgeschenke aus getriebenem Blech für einen oder mehrere Götter. Die erhalten gebliebenen Beispiele bestehen aus Gold, Silber oder Bronze und sind bis zu 30 cm hoch. Die genaue Verwendung der Bleche ist bisher unklar: entweder wurden sie direkt an Wände genagelt oder sie wurden auf bemalten Holzbrettern befestigt und dann an Tempelwände gehängt. Sie könnten auch als Beschläge für geweihte Kisten und Schreine oder als Schutz und Abdeckung für geweihte Götterstatuetten, die auf oder in der Erde abgelegt wurden, gedient haben.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013