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Statuette des Apollo

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0404
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Statuette des Apollo
weitere Objektbezeichnung:
Fragmentierter Kopf einer Gottheit - vermutl. Apollon
Material:
Technik:
gemeißelt
Maße:
Gesamt: H: 10 cm, B: 7,5 cm

Beschreibung

Fragmentierter Kopf einer Gottheit - vermutl. Apollon.

Der Kopf besteht aus Sandstein und gehörte zu einer Statuette bzw. einer kleinen Statue von etwa 80 cm Größe. Der Kopf selbst ist mit einem Teil des Halses 10 cm hoch und ca. 7,5 cm breit. Er wurde im Bereich des Wirtschaftshofes (pars rustica/ Nebengebäude B8) der römischen Villa gefunden.

Ein großer Teil des Gesichtes (linke Hälfte) des Sandsteinkopfes ist zerstört und fehlt. Auch im Bereich der Kopfhaare finden sich kleinere Abbruchstellen. Das Haar ist lediglich im vorderen Teil, das Gesicht kranzartig rahmend, in bewegten Wellen und Locken angegeben, an Ober- und Hinterkopf ist es nur als Pickung gekennzeichnet. Die gesamte Oberfläche ist in unterschiedlichem Maße abgerieben. Dennoch dürfte die Zuweisung an den Gott Apollon richtig sein, denn die noch erkennbaren jugendlichen Gesichtszüge sowie das aufstrebende und längere Haar entsprechen den gängigen Darstellungen der Gottheit.

Apollon ist in der griechischen und römischen Mythologie der Gott des Lichts, der Heilkunst, des Frühlings, der Rettung vor Gefahren, der Bogenschützen, der Sühne, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste (insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs). Als Sohn des höchsten Gottes Zeus und der Leto gehörte er - wie seine Zwillingsschwester Artemis - zu den Olympischen Göttern, den zwölf Hauptgöttern des griechischen Pantheons.

Es ist anzunehmen, dass die Statue des Apollon in einem Hausalter (Lararium) stand - die Nebengebäude des Wirtschaftshofes der Villa dienten nicht allein Wirtschaftszwecken sondern beherbergten im Obergeschoss auch die Wohnungen der Angestellten. Zudem diente Gebäude B8 im 2./3. Jh. n. Chr. höchstwahrscheinlich als Wohnung eines Gutsverwalters (Wohnluxus mit beheiztem Raum und Bad).

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 65, Abb. Nr. 62
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013