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Modell

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0403
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Votiv in Amphorenform
Material:
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: H: 7 cm, B: 3 cm

Beschreibung

Votiv in Amphorenform.

Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um eine 7 cm lange und 3 cm breite Amphoren-Miniatur im Flachrelief aus Blei. Es dürfte sich dabei um eine Votivgabe handeln, welche aus der Zeit der Hauptnutzungsphase der römischen Villa (2. H. 1. - 3. Jh. n. Chr.) stammt. Sie wurde im Bereich des Wirtschaftshofes (pars rusica) der Villa im Nebengebäude B2 gefunden. Die Nebengebäude im Wirtschaftshof besaßen in der Regel über dem zu Wirtschaftszwecken vorbehaltenen Erdgeschoss ein Obergeschoss, welches als Wohnunterkunft für Angestellte der Villa diente. Hier könnte sich ein kleiner Hausaltar (Lararium) für den häuslichen Kult befunden haben. Das Objekt ist trotz leichter Korrosionsspuren gut erhalten.

Votivgaben (von lat. vovere = geloben, votum = Gelübde) sind aufgrund eines geleisteten Gelübdes als symbolisches Opfer insbesondere für die Rettung aus einer Notlage und zumeist an einer kultischen Stätte dargebrachte Gegenstände.
Schon die Kulturen der Vorgeschichte den Brauch, heilige Stätten mit Votivopfern zu bedenken. In Europa sind Beispiele für Votivgaben in der Archäologie seit der Steinzeit belegt. Sie stellten Weihgeschenke an Gottheiten dar, die sowohl Bitt- als auch Dankopfer sein konnten. Oftmals wurden Votivgaben vor einer Niederlegung absichtlich unbrauchbar gemacht, um eine profane Nutzung auszuschließen.
Die Griechen brachten beispielsweise ihrem wundertätigen Gott Asklepios Votivgaben in dessen Kultorten dar. Die häufigsten Votivgaben in römischer Zeit waren jedoch neben Waffen und Votivblechen aufgrund der Probleme und Wünsche im antiken häuslichen Bereich vor allem Frauenschmuck und andere Gegenstände der weiblichen Privatsphäre.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Zu Amphoren:
Eine Amphore (von altgriechisch ????????/amphoreus = zweihenkliges Tongefäß) ist ein bauchiges enghalsiges Gefäß mit zwei Henkeln meist aus Ton, aber auch aus Metall (Bronze, Silber, Gold). Durch die zwei Henkel sollte ursprünglich das Tragen erleichtert werden. Amphoren wurden in der Antike als Vorrats- und Transportgefäße für Öl, Oliven, Wein, Honig, Milch, Getreide und Garum sowie für Südfrüchte und anderes benutzt. Je nach Inhalt ist das Volumen unterschiedlich - die Fassungsvermögen betragen zwischen 5 und 80 Liter.

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 39-43, 47f, Abb. Nr. 44, 45
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013