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Statuette des Amor

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0400
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Statuette des Amor
weitere Objektbezeichnung:
Kopie einer Figurengruppe mit Amor und Panther
Material:
Bronze (Original)
Technik:
geschmiedet (Original)
frei geformt
Maße:
Gesamt: L: 20 cm (ca.)

Beschreibung

Kopie einer Figurengruppe mit Amor und Panther.

Die originale Bronzefigur wurde im 19. Jh. während Grabungen des Historischen Vereins der Pfalz aus Speyer in der Reinheimer Flur "Heidenhübel", also im Bereich der Villa rustica, gefunden und befindet sich seither im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.

Amor, der Sohn der Venus und des Mars, ist in der römischen Mythologie der Gott und die Personifikation der begehrlichen Liebe bzw. des Sichverliebens und wurde als Knabe mit einer gewissen Bosheit aufgefasst, welcher mit seinen Pfeilen ins Herz der Menschen trifft und dadurch unweigerlich die Liebe auslöst. Sein griechisches Pendant ist Eros., der Sohn der Aphrodite und des Ares, welcher zunächst als halbwüchsiger Jüngling dargestellt wurde, bevor er seit dem Hellenismus eine Umdeutung zu einem kindlichen Knaben erfuhr. Eros/Amor hat zwar im Kult kaum eine Rolle gespielt, ist aber seit der Antike eine beliebte mythische Figur in Literatur und bildender Kunst. Er wird - wie die ihm beigeordneten kindlichen Eroten/Amoretten - nackt und geflügelt dargestellt.
Bei der vorliegenden Figurengruppe reitet der nackte und geflügelte Amor in kindlich-knabenhafter Ausführung seitlings auf einem weiblichen Panther, dem heiligen Tier des Bacchus. Seine häufig verwendeten Attribute, Pfeil und Bogen, scheinen nicht ausgeführt worden zu sein. Sowohl Amor als auch dem Panther fehlen die Enden der Gliedmaßen - lediglich die Hinterläufe des Tieres sind erhalten. Das Objekt stammt wahrscheinlich aus der Zeit der Hauptnutzungsphase der römischen Villa (2. H. 1. Jh. bis Ende 3. Jh. n. Chr.) und steht im Zusammenhang mit dem häuslichen Kult - es ist an eine ehemalige Aufstellung in einem Hausaltar (Lararium) zu denken.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden (je sechs pro Seite). Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen. Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016, S. 13, Abb. Nr. 8
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013