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Haarnadel

Europäischer Kulturpark Reinheim


Herstellung: von bis

Merkmale

Inventarnummer:
2013REI0358
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
weitere Objektbezeichnung:
Römische Haarnetznadel mit U-förmigen Enden
Material:
Technik:
Maße:
Gesamt: L: 10 cm (ca.)

Beschreibung

Römische Haarnetznadel mit U-förmigen Enden.

Die Nadel besteht aus Bronze, ist etwa 10 cm lang und leicht gebogen. Die beiden Enden sind U-förmig ausgearbeitet - die jeweils beiden Zacken laufen spitz zu. Dergestalt konnte sie das Haarnetz einer Römerin befestigen/fixieren.
Das Objekt ist sehr gut erhalten. Es lässt sich nur allgemein in die römische Kaiserzeit bzw. in die (Haupt-)Nutzungsphase der Villa rustica datieren: 2. Hälfte 1. Jh. bis 3./(4.) Jh. n. Chr.

Aufwändige Haarpracht und Kopfschmuck:
Nicht allein in literarischen Quellen wird der Kopfschmuck der Römerinnen beschrieben, denn auch Wandmalereien, Münzbildnisse, Skulpturen und Mumienporträts zeigen bildhaft auf, wie goldene Haarnetze und silberne Haarnadeln, Diademe, goldene Bänder, Ketten und Kränze sowie Stirn- bzw. Scheitelschmuck als Blickfang im Haar Verwendung fanden. Der filigrane Kopfschmuck ist im archäologischen Befund jedoch nur selten nachzuweisen und die Trägerschaft dadurch nur schwer zu klassifizieren. Aufgrund des materiellen Wertes des (Edelmetall-)Schmucks kommen allerdings lediglich die Frauen der Oberschicht in Frage - schlichtere Haarnadeln aus Bein oder Holz könnten außer der wohlhabenden Klasse auch von anderen Teilen der Bevölkerung getragen worden sein.

Zur Villa:
Die Villa wurde in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. ca. 300 m nördlich des kurz zuvor entstandenen vicus von Bliesbruck über einer Nekropole aus der späten Bronze- und Eisenzeit errichtet. Das ländliche Domizil weist eine Gesamtgröße von 7 ha auf und gliedert sich in einen herrschaftlichen Wohnbereich (pars urbana) mit Hauptgebäude und ein längsaxiales, von einer Mauer umschlossenes Hofareal (pars rustica)mit zwölf Wirtschaftsgebäuden. Dies entspricht einem charakteristischen Bautypus der gallischen und germanischen Provinzen, welcher im römischen Mutterland nicht vorkommt und auf einheimisch-keltische Traditionen zurückgeht. Bisher sind über 130 solcher Villenanlagen bekannt. Die Villa von Reinheim überragt die anderen lokalisierten Anwesen der Umgebung an Größe und Repräsentation und streicht so den privilegierten Status seiner Erbauer heraus (soziale Oberschicht Ostgalliens). Nach teilweiser Zerstörung und einem erweiterten Wiederaufbau zu Ende des 2. Jh. n. Chr. erreichte die Anlage ihren repräsentativsten und herrschaftlichsten Charakter. Durch die Germaneneinfälle in der zweiten Hälfte des 3. Jh. und der Mitte des 4. Jh. n. Chr. erfuhr die Villa zunächst Funktionsänderungen, bevor sie nach Zerstörungen ganz aufgegeben wurde.
Das Hauptgebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, erstreckt sich über 80 x 60 m und verfügte in seiner größten Ausbauphase im frühen 3. Jh. n. Chr. allein im Erdgeschoss über 50 Räumlichkeiten, die zusammen mit Gängen und Portiken eine Fläche von 2.550 m² einnahmen.
Der mauerumstandene Wirtschaftshof schloss sich südlich an das Hauptgebäude an, maß 300 x 135 m und nahm eine Fläche von 4,5 ha ein. Während sich an den Längsseiten parallel zueinander die jeweils sechs Nebengebäude reihten, befand sich in der Mittelachse im Süden ein Torhaus (Gebäude B1 - B13).

Literatur

Stinsky, Andreas: Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht, Mainz, 2016
Sarateanu-Müller, Florian: Die Villenanlage von Reinheim (=Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 2500 Jahre Geschichte. Dossiers d'Archéologie, Sonderheft Nr. 24), 2013
Böhme-Schönberger, A.: Kleidung und Schmuck in Rom und den Provinzen (=Schriften des Limesmuseums Aalen, 50), Stuttgart, 1997