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toskanisches Kapitell

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: ca. 100-380 n. Chr. (mittlere bis späte römische Kaiserzeit)
in: Bierbach

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0846
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
toskanisches Kapitell
Material:
Technik:
gemeißelt
geglättet
gedreht
Maße:
Gesamt: H: 76,3 cm, D: 40,6 cm (Basis), D: 37,4 cm (Schaft)

Beschreibung

Kapitell einer toskanischen Säule mit Ansatz des Schaftes; im oberen Bereich des Schaftes ein kantiger Wulstring, Kapitell mit einem breiten Wulst, einer konkaven Einbuchtung (Kehle) und zwei Rillen, Abakus zum größten Teil weggebrochen, keine Ecke erhalten, oben abgeflacht, gelbroter Voltziensandstein. Die Säule gehörte wahrscheinlich zur Portikus, die dem zentralen Bau der Villa vorgelagert war.

Säulen lassen sich in der Regel in mehrere Teile untergliedern. Dies sind im Allgemeinen (von unten nach oben): Sockel, Basis, Schaft (oft aus mehreren Säulentrommeln bestehend), Kapitell und schließlich der Abschlussstein bzw. Abakus. Bei den toskanischen Säulen, die die bei weitem häufigste Gruppe in Schwarzenacker darstellt, sind sehr häufig zwei dieser Gliederungsteile (z. B. die Basis und der anschließende, untere Teil des Schaftes oder das eigentliche Kapitell und der Abakus) in einem Stück gefertigt. Im Allgemeinen wurden Säulen aus mehreren, einzeln angefertigten Teilen zusammengesetzt.

Die einzelnen Teile sind in den Steinbrüchen wahrscheinlich zum Zweck der Gewichtsreduzierung für den Transport grob vorgearbeitet worden. Ihre Ober- und Unterseiten wurden oft jeweils mit einem viereckigen Loch in der Mitte versehen, die zunächst als Zangenlöcher zur Aufnahme des Hebewerkzeugs (Flaschenzug bzw. Baukran mit Eisenzange) und später als Dübellöcher zur festen Verbindung der einzelnen Teile dienten. Im verbauten Zustand waren sie nicht mehr sichtbar. Der Abakus wurde mit dem Hammer sowie verschiedenen Meißeln, z.B. Schräm- oder Schariereisen, bearbeitet. Die Kapitelle sind gut geglättet, die meisten haben nur wenige Pickspuren. Gerundete Werkstücke wurden zur Herausarbeitung der endgültigen Form auf der Drehbank abgedreht. Feine Drehrillen entstehen durch die Benutzung eines Drehmeißels mit abgerundeter Schneide.

Literatur

Kolling, Alfons: Römische Villen im Saarland nach alten Grabungen II. Bierbach (= Bericht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland, 15), Saarbrücken, 1968, S. 7-40, Abb. Tafel 1-11
Kolling, Alfons: Die Villa von Bierbach (= Forschungen im römischen Schwarzenacker, 2), 1968
Kolling, Alfons: Funde aus der Römerstadt Schwarzenacker und ihrer nahen Umgebung. Bilder und Texte, Homburg, 1971, S. 70, Abb. Tafel 109
Paul, Angelika: Toskanische Kapitelle aus Trier und Umgebung (= Trierer Zeitschrift, 57), Trier, 1994, S. 147-273; bes. 212