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Tamburin

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: ca. 50-275 n. Chr. (frühe bis mittlere römische Kaiserzeit)
in: Schwarzenacker

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0490.1
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Tamburin
Technik:
geklebt
genietet
Maße:
Gesamt: H: 0,6 cm (Holzrahmen), B: 5,3 cm (Holzrahmen), D: 21,8 cm (Holzrahmen), D: 5,5 cm (Schelle), B: 0,1 cm (Stärke Blech Schelle)

Beschreibung

Rekonstruktion eines römischen Tamburins (Bespannung fehlt), bestehend aus sechs originalen Schellen aus Bronzeblech (patiniert), jeweils zwei Schellen saßen mit ihren Öffnungen gegeneinander, sie wurden von eisernen Führungsstiften gehalten, die in ovale Löcher eines modernen Rahmens aus hellbeigem Holz eingesetzt sind, ein kreisrundes Loch dient als Handhabe.

Die Schellen (fachsprachlich: Cinellen) wurde zusammen mit nahezu identischen Stücken gefunden (siehe 2008RMS0490.2 und 2008RMS0490.3). Die Rekonstruktion des Musikinstrumentes als Tamburin ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit: So fanden sich in einem Frauengrab aus Dittelsheim-Heßloch (Lkr. Alzey), das ins 3./4. Jahrhundert n. Chr. datiert, Schellen und Holzteile, die zu einer Art Sistrum (Handklapper) gehörten (siehe Literatur: Cüppers 2002).

Das Sistrum stammt ursprünglich aus Ägypten und fand auch im römischen Bereich im Kult der Isis Verwendung. Auch das Tamburin spielte (neben der Volksmusik) im religiösen Kult eine Rolle. So war es Bacchus, Pan und auch den Mänaden beigegeben, gehörte also zum Kult des Dionysos. Darüber hinaus spielte dieses Musikinstrument im Bereich der orientalischen Kulte des Attis, der Kybele und der Dea Syria eine Rolle. Insbesondere im orgiastischen Kybele-Kult war es zur ekstatischen Entrückung besonders gebräuchlich.

Der Fundort der Schellen, das im römischen Vicus von Schwarzenacker befindliche, so genannte Säulenkellerhaus, in dem Götterstatuetten und eine Kultstandarte gefunden wurden, deutet ebenfalls auf eine kultisch-religiöse Funktion des Musikinstrumentes, zu dem die Schellen gehörten, hin.

Literatur

Kolling, Alfons: Ein römisches Freilichtmuseum. Projekt Schwarzenacker (= Homburger Hefte), Homburg, 1966, S. 49
Kolling, Alfons: Ein Tamburin aus der Römerzeit. Deutung eines Fundes aus der Grabung in Schwarzenacker (= Saarheimat, 10), 1966, S. 138f.
Kolling, Alfons: Die Römerstadt bei Schwarzenacker (= Schriftenreihe des Saarländischen Kulturkreises, 2), Saarbrücken, 1967, S. 12f.
Cüppers, Heinz / Gérald Collot / Alfons Kolling / Gérard Thill: Die Römer an Mosel und Saar. Zeugnisse der Römerzeit in Lothringen, in Luxemburg, im Raum Trier und im Saarland, Mainz, 1983, S. 152, Katalog Nr. 89
Kolling, Alfons: Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, Homburg-Saarpfalz, 1993, Abb. Tafel 121f.
Cüppers, Heinz (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz, Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2002, S. 356f., Abb. Nr. 249