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Reliefplatte

Römermuseum Schwarzenacker


Herstellung: ca. 100-300 n. Chr. (mittlere römische Kaiserzeit)
in: Schwarzenacker

Merkmale

Inventarnummer:
2008RMS0289
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Reliefplatte
Material:
Technik:
gemeißelt
geglättet
Maße:
Gesamt: H: 51 cm, B: 32,4 cm, H: 3,8 cm (Platte)

Beschreibung

Rechteckige Platte mit figürlicher Darstellung der gallorömischen Göttin Nantosvelta, aus neun Bruchstücken zusammengefügt. Das Material besteht aus einem feinen, grau-rötlichen Voltziensandstein.

Die Göttin ist stehend dargestellt. Der Kopf ist leicht nach rechts geneigt. Die Frisur mit Mittelscheitel und Haarkranz wird von einem Band geziert. Sie trägt eine lange, bis zu den Füßen reichende Tunika mit Gürtel, die mit einem Bausch über die linke Schulter geschlungen ist. Im linken Arm hält sie ein Füllhorn mit Früchten. Im Hüft- und Beinbereich ist die Figur stark beschädigt. Nach den Spuren der rechten Hand zu schließen, hielt sie einen Stab mit einer breiten Bekrönung, bei der es sich nach anderen Darstellungen wahrscheinlich um ein (Bienen?-)Häuschen handelt.

Rechts neben der Figur steht ein Bottich aus Dauben und Reifen auf dem Boden. Darüber hängt ein trichterförmiger, wohl aus Flechtwerk hergestellter Gegenstand in einem Gestell. Über diesem Gestell befindet sich ein kleinerer, ähnlich geformter Gegenstand. Die vorliegende Rekonstruktion ist zu korrigieren, indem der größere Gegenstand direkt unter dem kleineren zu platzieren ist.

Mit einer Vorrichtung, wie sie hier dargestellt ist, filterte der Imker den Honig aus den Waben. Einen solchen Vorgang beschreibt der römische Schriftsteller Columella in seinem Werk "De re rustica" (IX, 15, 12-13, Übersetzung D. Vollmann): "Der Honig aller ausgebeuteten Waben muss noch am gleichen Tage, solange sie noch stockwarm sind, abgefüllt werden. Ein Weidenkorb und ein aus dünner Weide locker geflochtener Sack, einer umgedrehten Wendesäule [kegelförmige Wendemarke bei Wagenrennen] ähnlich und von der Art, wie man ihn zum Filtern des Weines gebraucht, wird an einem dunklen Ort aufgehängt. Dahinein werden die Waben in großen Stücken geworfen. Doch muss man Sorge tragen, dass man die Wachsteile, die Bienenbrut oder rote Brutmasse enthalten, davon abtrennt; denn diese sind von schlechtem Geschmack und verderben durch ihren Saft den Honig. Wenn dann der zum Fließen gebrachte Honig in eine untergestellte Wanne abgeflossen ist, wird er in ein irdenes Gefäß umgefüllt, das man wenige Tage offen stehen lässt, bis sich das mostartige Produkt abgekühlt hat, und öfter mit einem Löffel gereinigt. Anschließend nimmt man sich die Wabenstücke, die im Sack zurückgeblieben sind, erneut vor und presst sie aus. Doch ist der Honig, der dann abfließt, von minderer Güte und wird von sorgfältigen Imkern getrennt aufbewahrt, damit nicht der Honig erster Qualität durch Zugabe an Güte verliert."

Bei der Figur handelt es sich nach der Interpretation von Alfons Kolling (siehe Literatur: Kolling 2003) um die Darstellung der Göttin Nantosvelta, die mit Namen und Bild aus Saarburg in Lothringen bekannt ist und dem Unterweltsgott Sucellus nahe stand (siehe Literatur: Behrens 1944). Nantosvelta und Sucellus gehören wie die Götterpaare Merkur und Rosmerta sowie Apollo und Sirona zu den Darstellungen von Göttern des wohltätigen Wirkens. Nantosvelta, die als Göttin der Bienenzucht und des Metes, aber auch als Göttin des häuslichen Herdes gilt, und ihr Kultgenosse Succellus, der keltische Gott der Unterwelt und Schutzgeist des Bieres, wurden einzeln oder als Paar in Ostlothringen, im Saarland, Elsass sowie in der Pfalz verehrt. Darstellungen beider Gottheiten sind nach dem Volksmund aus Ensheim als "Hänsel und Gretel" und aus St. Barbara (Lkr. Saarlouis) als "Drei Kapuziner" bekannt.

Literatur

Behrens, Gustav: Germanische und gallische Götter in römischem Gewand (= Wegweiser des Zentralmuseums für deutsche Vor- und Frühgeschichte in Mainz, 18), Mainz, 1944, Abb. S. 20
Kolling, Alfons: Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, Homburg-Saarpfalz, 1993, S. 122, Abb. Tafel 133
Zufallsfund brachte Göttin Nantosuelta ans Licht (= Homburger Rundschau), Homburg, 2.3.1996
Melcher, Ralph (Hrsg.): An heiliger Stätte. Römische Kulte und Heiligtümer an der Saar, Saarbrücken, 2006, S. 41f.
Kolling, Alfons: Relief einer Göttin mit Imkergerät aus dem Vicus Schwarzenacker an der Blies (= Archäologisches Korrespondenzblatt, 33,1), Mainz, 2003, S. 113-121
Kotterba, Manfred: Sucellus und Nantosuelta. Untersuchungen zu einem gallorömischen Götterpaar in den Nordprovinzen des Imperium Romanum, Freiburg, 2000