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Messergriff

Archäologiepark Römische Villa Borg


Herstellung: 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. (römische Kaiserzeit)
in: Borg

Merkmale

Inventarnummer:
1991-5166
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Messergriff
Ikonografie:
Material:
Technik:
gegossen
Maße:
Gesamt: Gewicht: 17,2 gr, L: 8,8 cm, L: 1,7 cm (Blätter mit Stiel), D: 0,5 cm (Stange)

Beschreibung

Messergriff in Form einer Spargelstange, am verbreiterten Stangenansatz abgebrochen, leicht umbiegend, an längsgerillter Stange eng anliegend stufig angeordnete dreiteilige Blätter mit Stiel; dunkelgrün patinierte Bronze.

Die älteste Beschreibung des Anbaus von Spargel (lateinisch: asparagus) stammt von dem Politiker, Feldherren und Historiker Marcus Porcius Cato dem Älteren (234-149 v. Chr.), der in seiner Schrift "De agri cultura" ("Vom Landbau") die Führung eines römischen Landgutes beschrieb. Die Beschreibungen der Anbaumethoden lassen darauf schließen, dass den Römern nur Grünspargel bekannt war. Dieser wächst oberirdisch, ist leichter im Anbau als weißer Spargel und muss nicht geschält werden. Den Römern galt Spargel als Delikatesse, der auch medizinische Wirkung zugeschrieben wurde. Auf Wandmalereien aus Pompeji sind Grünspargelbündel neben weiteren erlesenen Speisen als teures Prestigeobjekt dargestellt (siehe Literatur: Faust / Hoss 2007, 67 Abb. 1).

Der Naturforscher Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) berichtet, dass in der römischen Provinz Germania Superior (Obergermanien: Teile der heutigen Schweiz, Westfrankreichs und Süddeutschlands) eine Art Spargel wuchs. Ob dieser aber angebaut wurde oder wild wuchs, ist aus der Angabe nicht zu erschließen.

Einen Hinweis auf den Anbau von Spargel in den nördlichen Provinzen des römischen Reiches geben Messergriffe in Form einer Spargelstange. Neben dem Stück aus Borg sind insgesamt 14 Messer mit solchen Griffen bekannt (Faust 2004/05, 193-195 Nr. 70-72; Faust / Hoss 2007). Fünf davon stammen aus Trier und Umgebung, das nördlichste Stück wurde im Jahr 2006 bei Ausgrabungen im römischen Kastell Woerden bei Utrecht gefunden (Faust / Hoss 2007, 69 Abb. 3). Bei diesem Stück ist ein Ansatz der eisernen Griffangel zu erkennen.

Bei allen Stücken handelt es sich um die Darstellung von Grünspargel. Die bei allen Exemplaren - auch bei dem Stück aus Borg - auffallend naturgetreue Form, die der Handhabbarkeit des Griffes etwas entgegensteht, ist wohl darauf zurückzuführen, dass bei der Herstellung eine echte Spargelpflanze benutzt wurde: Diese wurde mit Ton umkleidet und im Ofen gebrannt, so dass der Spargel verbrannte und der Ton fest wurde. Danach konnte man die Form mit Bronze ausgießen.

Literatur

Faust, Sabine: Figürliche Bronzen und Gegenstände aus anderen Metallen aus Stadt und Bezirk Trier in Privatbesitz III (= Trierer Zeitschrift, 67/68), 2004/05, S. 157-212
Faust, Sabine / Stefanie Hoss: Der Spargel wächst. Bereits bei den Römern war Spargel eine geschätzte Delikatesse, der auch medizinische Wirkung zugeschrieben wurde (= Antike Welt, 3), 2007, S. 67-70