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Melonenperle

Archäologiepark Römische Villa Borg


Herstellung: Mitte 1. bis Anfang 2. Jahrhundert n. Chr. (frühe römische Kaiserzeit)
in: Borg

Merkmale

Inventarnummer:
1990-3640
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Melonenperle
Material:
Technik:
gestempelt
frei geformt
Maße:
Gesamt: H: 0,8 cm, Gewicht: 0,8 gr, D: 0,5 cm (Loch Weite maximal), D: 0,4 cm (Loch Weite minimal), D: 1,1 cm (maximal), D: 1 cm (minimal)

Beschreibung

Melonenperle, gedrungen kugelig, im Querschnitt leicht oval, großes, leicht ovales Loch, auf der Oberfläche ungleichmäßig breite und in ungleichmäßigem Abstand angeordnete parallele Rillen; hellgrüne bis hellblaue Glaspaste mit rauer Oberfläche.

Das Material, auch - technisch nicht korrekt - als ägyptische "Fayence" bezeichnet, ist eine gut formbare poröse Masse, die aus Quarzsplitt, Glaspulver und einem organischen Bindemittel zusammengesetzt ist und bei relativ niedrigen Temperaturen von 600-800 °C gebrannt wird (siehe Literatur: Born 1977). Die Farbe des Kerns variiert zwischen Grauhellblau, Graubräunlich bis Grauweiß, die Farbe hat sich jedoch häufig durch die Lagerung im Boden verändert. Überzogen waren die Perlen mit einer glänzenden Glasur von bläulichgrüner, türkisfarbener bzw. hellgrüner Farbe, die sich aus einer Mischung von Sand, Kalk, einem hohen Anteil von Soda sowie einem Zusatz von Kupferverbindungen bildete (Riha 1990, 80). Die Farbe wird als Ägyptisch Blau bezeichnet. Die genaue Herstellungsweise ist ungeklärt. Beobachtungen an Stücken aus Augst legen eine Einprägung der Rillen mittels eines halbkreisförmig gebogenen Stempels nahe (Riha 1990, 80).

Der ursprüngliche Herstellungsort solcher Perlen war Ägypten. Da der Westen des römischen Reiches aber im 1. Jahrhundert n. Chr. so intensiv mit Melonenperlen beliefert wurde, ist eine Produktionsstätte auch im Westen Europas anzunehmen. Melonenperlen sind im gesamten römischen Reich verbreitet. Man stellte sie während einer verhältnismäßig kurzen Periode um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. her, sie wurden jedoch über eine längere Zeit verwendet. Am häufigsten sind sie im 3. Viertel des 1. Jahrhunderts, gegen Ende des 1. und am Anfang des 2. Jahrhunderts werden sie eher seltener (Riha 1990, 81f.).

Melonenperlen finden sich häufig in römischen Frauen- und Kindergräbern. Einzelne oder mehrere solcher Perlen, vielleicht auch an einer Kette mit nicht mehr erhalten gebliebenen Holz- oder Samenperlen, wurden als Schmuck und Amulett getragen. Die Farbe Blau galt als unheilabwehrende Farbe (Martin / Martin-Kilcher 1979, 24f.).

Literatur

Riha, Emilie: Der römische Schmuck aus Augst und Kaiseraugst (= Forschungen in Augst, 10), Augst: Römermuseum Augst, 1990
Born, Hermann: Material und Herstellungstechnik antiker Melonenperlen (= Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, 22), 1975, S. 134ff.
Martin, Max / Stefanie Martin-Kilcher: Schmuck und Tracht zur Römerzeit (= Augster Blätter zur Römerzeit, 2), Augst, 1979