zurück

Pigmentkügelchen

Archäologiepark Römische Villa Borg


Herstellung: 2.-3. Jahrhundert n. Chr. (mittlere römische Kaiserzeit)
in: Borg

Merkmale

Inventarnummer:
2003-18838
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Pigmentkügelchen
Material:
Maße:
Gesamt: Gewicht: 3,9 gr (gesamt), D: 0,85 cm (max.), Gewicht: 0,5 gr (max.), D: 0,6 cm (min.), Gewicht: 0,3 gr (min.)

Beschreibung

Neun Pigmentkügelchen, fünf davon zusammengebacken, unregelmäßig rundlich, poröse Oberfläche von blauer Farbe, zusammengebackene Kügelchen von dunkelblauer Farbe mit dunkelbraunem Überzug.

Die Kügelchen bestehen aus dem Pigment „Ägyptisch Blau“, das die Römer als "caeruleum" bezeichneten. Seine Herstellung hat der römische Architekt, Ingenieur und Schrifsteller Vitruv überliefert. Fein gemahlener Quarzsand und Kalkstein wird mit Kupfererz oder Bronzespänen und etwas Natron oder salzhaltiger Pflanzenasche versetzt und bei mindestens 870 °C über mehrere Stunden hinweg gebrannt. Aus der Verbindung von Calcium, Silicium und Kupfer entsteht Cuprorivait, das eigentliche Farbpigment. Es ist mit Quarzkörnern durch ein kupferhaltiges Glas verbunden.

Der größere Teil des Kupfers stammt aus Azurit. Azurit ist ein Kupferkarbonat, das vorwiegend als Farbpigment und weniger als Erz für die Erzeugung von Kupfer Verwendung fand und das schon im alten Ägypten in dieser Form gebraucht wurde. Azurit kommt im Buntsandstein des Saarlandes vor und wurde im 2. Und 3. Jahrhundert n. Chr. im Emilianus-Stollen bei St. Barbara abgebaut, wie eine dort gefundene Inschrift belegt (siehe Literatur: Conrad 1968; Heck 2003).

Neben dem Gebrauch im Bereich der Kosmetik spielt "Ägyptisch Blau" auch in der Wandmalerei eine Rolle. Eine solche Verwendung wurde bei der Untersuchung eines Wandmalereifragmentes aus dem Badbereich der Villa von Borg nachgewiesen. Unter Einwirkung von Wasser auf die Pigmentkugeln bildete sich Kieselsäure, die als Bindemittel diente. Die groben Quarzsplitter durchsetzten die Malschicht mit winzigen reflektierenden Flächen, so dass der blaue Grund bei einer Bewegung der Lichtquelle wie Wasser glitzerte (Heck 1999).

Literatur

Heck, Ludwig: Blaue Pigmentkugeln aus der römischen Villa von Borg. Frühe chemische Industrie auf der Basis des Azuritbergbaus zwischen Mosel und Saar (= Metalla, 6, 1), 1999, S. 13-39
Heck, Ludwig: Ex caeruleo fit, quod vocatur lomentum - Blauer Lidschatten aus den römischen Bergwerken an der Saar (= Saarbrücker Studien und Materialien zur Altertumskunde, 9), Bonn: Dr. Rudolf Habelt GmbH, 2003, S. 235-262
Berke, Heinz: Chemie im Altertum: die Erfindung von blauen und purpurnen Farbpigmenten (= Konstanzer Universitätsreden, 222), Konstanz: Universitätsverlag Konstanz, 2006
Conrad, Hans Günter: Römischer Bergbau : erläutert am Beispiel des Emilianus-Stollens bei Wallerfangen (= Bericht der Staatlichen Denkmalpflege im Saarland, 15), Saarbrücken, 1968, S. 113-131