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Melonenperle

Archäologiepark Römische Villa Borg


Herstellung: Mitte 1. bis Anfang 2. Jahrhundert n. Chr. (frühe römische Kaiserzeit)
in: Borg

Merkmale

Inventarnummer:
1991-4543
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Melonenperle
Material:
Technik:
frei geformt
gestempelt
Maße:
Gesamt: H: 1,3 cm, D: 1,6 cm, D: 0,7 cm (Loch Weite horizontaler Rand), D: 0,6 cm (Loch Weite schräger Rand), Gewicht: 1,5 gr (minimal)

Beschreibung

Melonenperle, gedrungen kugelig, im Querschnitt leicht oval, leicht konisches Loch mit kreisrundem Querschnitt, an einer Seite mit schrägem Rand, auf der Oberfläche ungleichmäßig breite und in ungleichmäßigem Abstand angeordnete parallele Rillen, stellenweise nur noch schwach erkennbar; hellgrüne bis hellblaue Glaspaste mit rauer Oberfläche.

Das Material, auch - technisch nicht korrekt - als ägyptische "Fayence" bezeichnet, ist eine gut formbare poröse Masse, die aus Quarzsplitt, Glaspulver und einem organischen Bindemittel zusammengesetzt ist und bei relativ niedrigen Temperaturen von 600-800 °C gebrannt wird (siehe Literatur: Born 1977). Die Farbe des Kerns variiert zwischen Grauhellblau, Graubräunlich bis Grauweiß, die Farbe hat sich jedoch häufig durch die Lagerung im Boden verändert. Überzogen waren die Perlen mit einer glänzenden Glasur von bläulichgrüner, türkisfarbener bzw. hellgrüner Farbe, die sich aus einer Mischung von Sand, Kalk, einem hohen Anteil von Soda sowie einem Zusatz von Kupferverbindungen bildete (Riha 1990, 80). Die Farbe wird als Ägyptisch Blau bezeichnet. Die genaue Herstellungsweise dieser Perlen ist ungeklärt. Beobachtungen an Stücken aus Augst legen eine Einprägung der Rillen mittels eines halbkreisförmig gebogenen Stempels nahe (Riha 1990, 80).

Der ursprüngliche Herstellungsort dieser Perlen war Ägypten. Da der Westen des römischen Reiches aber im 1. Jahrhundert n. Chr. so intensiv mit Perlen beliefert wurde, ist eine Produktionsstätte auch im Westen Europas anzunehmen. Melonenperlen sind im gesamten römischen Reich verbreitet. Man stellte sie während einer verhältnismäßig kurzen Periode um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. her, sie wurden jedoch über eine längere Zeit verwendet. Am häufigsten sind sie im 3. Viertel des 1. Jahrhunderts, gegen Ende des 1. und am Anfang des 2. Jahrhunderts werden sie eher seltener (Riha 1990, 81f.).

Melonenperlen finden sich häufig in römischen Frauen- und Kindergräbern. Einzelne oder mehrere solcher Perlen, vielleicht auch an einer Kette mit nicht mehr erhalten gebliebenen Holz- oder Samenperlen, wurden als Schmuck und Amulett getragen. Die Farbe Blau galt als unheilabwehrende Farbe (Martin / Martin-Kilcher 1979, 24f.).

Literatur

Riha, Emilie: Der römische Schmuck aus Augst und Kaiseraugst (= Forschungen in Augst, 10), Augst: Römermuseum Augst, 1990
Born, Hermann: Material und Herstellungstechnik antiker Melonenperlen (= Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, 22), 1975
Martin, Max / Stefanie Martin-Kilcher: Schmuck und Tracht zur Römerzeit (= Augster Blätter zur Römerzeit, 2), Augst, 1979